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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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sein Nachname fängt vermutlich mit einem H an“, versuchte er, sie aus der Reserve zu locken.
    Sie riss sich vom Anblick des Fotos los. „Woher wissen Sie das?“
    Volltreffer!
    „Hoffmann.“ Sie spuckte den Namen förmlich aus. „Manfred Hoffmann. Er ist Vorsitzender des Untersuchungsausschusses, der gegen mich ermittelt.“
    Er nickte nachdenklich. Verglichen mit Romy Asbachs Sammlung, war seine Aktenlage eher bescheiden, aber besonders wertvoll, wie sich erneut herausstellte.
    „Seit diese von Gangstern fabrizierten Zeugenaussagen zu meiner Person in den Vietnamesenprozessen aufgetaucht sind, sammelt er wie ein Bluthund alles, was mich auch nur andeutungsweise belasten könnte. Und wenn er nicht genug Passendes findet, biegt er es sich zurecht, setzt Leute unter Druck, die mich sowieso nie mochten. Er ist ein voreingenommenes, befangenes Arschloch, das mir übel mitspielt. Ist das deutlich genug?“
    Farang grinste. „Soll ich ihn umlegen?“
    „Blödsinn. Ich spiele sauber. Die kriegen mich nicht dazu, das zu tun, was sie mir unterstellen. Ich habe mir nichts Kriminelles zu Schulden kommen lassen. Ich finde Torn und bringe ihn dazu, für mich auszusagen. Die Wahrheit reicht vollkommen aus.“ Sie wandte sich ab und setzte sich wieder in den Sessel.
    „Wir werden Gustav Torn finden. Aber falls er es nicht überlebt oder Sie ihn nicht für sich gewinnen können, habe ich noch einen zweiten Rettungsanker.“
    „Was faseln Sie da? Woher kennen Sie Hoffmann überhaupt?“
    Er erzählte es ihr, und ihre Miene hellte sich etwas auf. Aber noch bevor die Überraschung in richtige Freude übergehen konnte, verdüsterte sich ihr Gesichtsausdruck wieder. „Gut zu wissen – aber ihn zu outen, befreit mich nicht von falschen Verdächtigungen, und Erpressung macht mich tatsächlich zur Kriminellen. Trotzdem vielen Dank.“
    „Keine Ursache. Ich bin ziemlich müde ...“
    Sie nickte. „Wir sollten uns wenigstens duzen.“
    „Warum nicht.“
    „Rosemarie, bei Freunden und Feinden auch als die Asbach oder Ass oder Aas bekannt. Es wäre mir aber lieber, wenn du Romy sagst.“
    Manche nannten sie auch die Lay-Lady-Lay-Lady oder die Lady-Lady. Ob sie das wusste? „Ich heiße Surasak Meyer. Aber alle nennen mich Farang.“
    „Also dann: Farang.“
    „Ich muss jetzt gehen.“
    Sie brachte ihn zur Tür. „Du hast noch die Pumpgun in meinem Kofferraum und den Revolver im Handschuhfach.“
    „Behalte sie. Vielleicht kannst du mir dafür noch etwas Reservemunition für meine Pistole geben.“
    „Wenn du mir versprichst, Torn nicht damit abzuknallen.“
    „Habe ich nicht vor. Ich brauche ihn lebend, wie du.“
    „Gut.“ Sie lächelte. „Hast du übrigens Silvester schon was vor?“
    „Ja.“
    „Schade.“

49
    Die Sorge, sie könne zu spät kommen, trieb sie auch noch die letzten Meter über das Eis, bis sie die festgefrorenen Zweige erreichte und fast davor zusammenbrach.
    Schwer atmend blieb sie stehen und versuchte, im Schneetreiben etwas zu erkennen. Hoffentlich war der hässliche Mann mit der verstümmelten Hand noch da. Oder sie hatte Glück, und er hatte sich ebenfalls verspätet. Außer den Abdrücken der eigenen Schuhsohlen konnte sie keine Spuren im frischgefallenen Schnee erkennen.
    Erst nachdem Le Loi auf dem Opiumlager eingeschlafen war, hatte sie sich fortstehlen können. Er mochte es nicht, wenn sie früher ging. Sie hatte sich mit dem Rauchen zurückgehalten, um einen klaren Kopf zu behalten. Hätte der Oberste Befehlshaber auch nur geahnt, dass sie sich mit einem seiner Todfeinde traf, hätte er sie umbringen lassen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass jemand das Stoffband entfernt hatte, das sie tags zuvor an einem der Zweige befestigt hatte. Der Wind konnte es nicht abgrissen haben, dafür hatte sie es zu sorgfältig festgeknotet.
    Das war ein schlechtes Omen.
    Sie umklammerte den kleinen Talisman aus Jade noch fester.
    Am Ufer brach ein Ast. Eine Gestalt kam aus dem Dunkel und nahm in den treibenden Flocken allmählich Form an. Erleichtert erkannte sie den Landsmann, mit dem sie verabredet war. Sie war ruhig. Sie hatte keine Angst. Der Mann mit der hässlichen Hand hatte ihr die Leiche ihres Geliebten versprochen. Sie ahnte, was er dafür wollte. Es war ihr bereits viermal passiert. Es war immer so gewesen, im Krieg, zu Hause und hier in der Fremde – egal auf welcher Seite der Front.

50
    Als Farang gegen Ende der Nacht endlich vor seinem Hotelbett stand, fühlte er sich nicht mehr müde.
    Er

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