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Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille

Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille

Titel: Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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an.
    „Das Restaurant war großartig - Quentin hat echt was verpasst!“ Max lächelte seinem Reisegefährten zu. „Untergebracht in einem Jugendstilgebäude, das seine beste Zeit um 1910 oder 1930 gehabt haben muss, mit einem Speisesaal, der an die acht Meter hoch war. Voller Gäste.“ Max sah in die Runde von jungen Männern, die um den Tisch herumstanden. „Dicke Letten mit ihren Großfamilien vom Baby bis zur weißhaarigen Greisin, Russen, die für irgendwelche Geschäfte nach Riga gekommen waren und zu acht oder zwölft einen Abschluss feierten, Engländer mit ihren Frauen … Als ich das Lokal betrat, war mir sofort klar, dass ich endlich etwas von Riga mitbekam. Also hab ich mich vom Kellner zu einem der wenigen unbesetzten Tische führen lassen.“ Max runzelte die Stirn. „Und kaum hatte ich Platz genommen, wollte der Kellner auch schon von mir wissen, ob ich noch jemanden erwartete. ‚Leider nein‘, hab ich ihm gesagt. Daraufhin er: ‚Würden Sie denn gern jemanden kennenlernen?‘“
    „War ja klar“, Malte zappelte fast.
    „Ja.“ Max schob die Hände in die Hosentaschen seines Cut. „Natürlich habe ich einen Moment gezögert. Aber als ich sah, was für Leute in dem Lokal aßen, was für ein Ambiente das war, dieser verschlissene Ruhm vergangener Zeiten … ich musste plötzlich denken: Wenn mir der Kellner vielleicht eine Lettin vorstellt, die auch diesen Stil hat, die so ist, als wäre es 1930 und das alte Europa existiert noch … “
    Er beendete den Satz nicht. Die anderen schauten ihn an, warteten ab.
    „Da habe ich ja gesagt.“ Er verschränkte die Arme. „Und als sie schließlich an meinen Tisch trat … “, Max unterbrach sich. „Hat einer von euch mal ein Mädchen aus Estland kennengelernt - also nicht aus Lettland, sondern aus Estland . Aus Tallinn, um genau zu sein.“
    Ein paar schüttelten den Kopf.
    „Sie war … tatsächlich ein bisschen so, wie ich mir das vorgestellt hatte … wie … wie ein Stummfilmstar?“ Max warf Quentin einen Blick zu. „So eine Art Frau, wo du denkst … meine Güte … das - das ist das Glück - oder die Schönheit - das Gute, was weiß ich … wo du … wo es dir die Sprache fast verschlägt … wo du Angst hast, etwas kaputt zu machen, automatisch total vorsichtig wirst, fast … fast ehrfürchtig.“
    „Ihr habt also zusammen gegessen.“ Hennings Stimme klang wie aus Metall.
    „Hör zu, Henning“, plötzlich fühlte Max, wie er wütend wurde. „Es kann ja sein, dass wir jetzt Schwäger sind … aber deshalb bin ich dir noch lange nicht Rede und Antwort schuldig!“
    Henning nickte langsam. Es war offensichtlich, dass er mit einer so heftigen Replik nicht gerechnet hatte.
    „Wieso Quentin nach Riga nicht mehr dabei war, weißt du jetzt - für ihn war die Tatsache, dass ich mit dem armen Schwein, das wir am Parkrand kennengelernt hatten, mitgegangen bin - das war ihm zuviel. Also ist er zurück nach Berlin. Ich hingegen bin in dieser merkwürdigen Stadt Riga noch ein wenig geblieben. Okay?“
    Henning reckte sich auf, er war mit Abstand der Größte in ihrer Runde.
    „Meinst du nicht, du musst dich noch ein bisschen um deine Hochzeitsgäste kümmern?“, schnarrte Max ihn an, wartete die Antwort aber nicht mehr ab, sondern drehte sich um und verließ den Tisch.
    Was in Riga an dem Abend und den folgenden Tagen geschehen war - er würde es niemandem erzählen! Er musste darüber keine Rechenschaft ablegen!
    Ohne sich noch einmal umzusehen, lief Max geradeaus weiter, bis er auf einen Kellner stieß, der mit einem Tablett voller Gläser zwischen den Gästen umherging.
    „Könnten Sie den Herren an dem Tisch dort hinten bitte eine Flasche bringen?“, orderte er und deutete mit dem Daumen über seine Schulter in ihre Richtung. „Champagner, ja.“
    Dann mischte er sich unter die anderen Gäste.

7
     
    „Max?“
    Max wandte sich um.
    Es war Felix.
    Nachdem Max Hennings Tisch verlassen hatte, hatte er erstmal seine Schwester Betty in den Arm genommen und ihr zu ihrer Hochzeit gratuliert. Ein paar Takte lang war er in der Gruppe stehen geblieben, die sich um die Braut geschart hatte, dann hatte er sich in die Halle des Restaurants begeben, wo er hoffte, einem Sitzplan entnehmen zu können, an welchen Platz man ihn während des Essens gesetzt hatte. Als Max die Sitzordnung endlich entdeckt und sich darüber gebeugt hatte, hatte er Felix hinter sich gehört.
    „Das Essen soll doch erst in einer halben Stunde beginnen.“ Felix trug eine

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