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Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition)

Titel: Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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Zukunft bereitzustehen schienen. Erst vor einem schweren Plastikvorhang, der den Durchgang zum nächsten Saal der Halle versperrte, blieb das Wägelchen stehen. Drehte sich um, blinkte und schob sich, als Lisa es eingeholt hatte, zwischen den beiden Plastiklappen hindurch, die den Vorhang bildeten.
    Entfernt drang ein vielstimmiger Ausruf an ihr Ohr. Hatte sich das Model hinter dem Lenkrad hervorgewunden und auf die Kühlerhaube gelegt?
    Sie starrte in die Dunkelheit, die sie hinter dem Vorhang umfing, und bemerkte, wie ein Lichtpunkt vielleicht hundert Meter von ihr entfernt begonnen hatte zu glimmen.
    Das Wägelchen? Nein, das Fahrzeug stand neben ihr, alle Leuchten ausgeschaltet und ohne ein Geräusch von sich zu geben.
    Der Lichtpunkt in der Ferne aber vergrößerte sich - während eine Geigenstimme begann, durch den Raum zu schweben. Als würde der Geigenton das bewirken, verbreiterte sich der Lichtpunkt zu einem Hintergrundleuchten, das langsam aus der Schwärze der Halle heraufdämmerte wie ein Sonnenaufgang im Studio.
    Da sah sie es. Ein Arm - kein menschlicher Arm, ein technischer, bestehend aus hundert Gelenken - erhob sich vor dem Hintergrundleuchten, das grau-silbern die scheinbar unendlich weit entferne Rückwand der Halle jetzt überzog. Der Arm entrollte, streckte und bog sich mit einer Gelenkigkeit, wie sie nur Kugellager, Schrauben und Maschinenöl hervorbringen können - da reckte sich auch schon ein zweiter Arm von identischer Beschaffenheit neben dem ersten in den Hintergrundschimmer empor. Langsam färbte sich das Leuchten von orange nach hellgrün um, während sich ein zweiter Geigenton zu dem ersten gesellte. Dann ein dritter, ein vierter, ein fünfter, bis eine ganze Streicherflut die Halle überschwemmte.
    Wie ein Raubvogel, der sich hoch hinauf in die Lüfte schwingt, schraubte sich die Musik in immer höhere Sphärenklänge. Und mit jeder Geige, die dazukam, entrollte sich ein weiterer Maschinenarm in das Hintergrundleuchten hinein. Ein Wogen und Gleiten, Drehen und Kreisen bis die Klänge schließlich ihren Gipfel erreicht hatten und die stählernen Greifer steil nebeneinander in die Luft stachen, heraufgeholt aus dem Dunkel der fensterlosen Maschinenhalle von einer raffinierten Beleuchtung. Vier Dutzend Roboterarme, die sich entlang der Fertigungsstrecke über die gesamte Länge der Halle hinweg in beängstigender Gleichförmlichkeit erhoben. Eine Stahl- und Technik-Phalanx, die sich beim Wiedereinsetzen der Musik in einer Perfektion drehte, wandte und streckte, dass der Tanz etwas Übermenschliches bekam. Ein Tanz von Maschinenmenschen, die fest im Boden verankert waren, so dass sie nur ihre Arme kreisen und sich entrollen lassen konnten - gleich einem Heer von Gefangenen, deren Beine im Boden festbetoniert sind. Ein Ballet mechanischer Tänzer, die sich Lisa entgegenstreckten, als wären sie von dem irrwitzigen Wunsch beseelt, SIE, Lisa, könnte sie von ihrer Werkzeugexistenz erlösen, den Zauber durchbrechen und die lebendigen Seelen, die in ihren Stahlkörpern doch schlummerten, befreien.
    Ein Ballet der Roboter für Lisa - Lisa allein.

 
    BERLIN GOTHIC 7
     
    Dritter Teil
     


     
    Vor zehn Tagen
     
    Die Stadt breitete sich wie ein Zellengeflecht, ein riesiger Krake, ein Geschwür tief unter Lisa über die Erde aus: Ein Leuchtnetz, dessen Adern kilometerweit reichten, eine Wucherung als sei die Erde an der Stelle von einer Krankheit befallen.
    Der Boden, die Wände, der Sitz, alles vibrierte und der ohrenbetäubende Krach war nur auszuhalten, weil schwere Ohrschützer ihn von ihr abhielten. Rings um Lisa herum war Glas, der Sitz hart und das Rotieren über ihr wirkte wie ein wildes Tier, das ohne Unterlass gegen die Stahlstäbe seines Käfigs ansprang.
    Sie war aufgestiegen in die Roboterwelt, hatte sich von einer Flugmaschine hinauftragen lassen, aufgeschwungen durch die Gewalt der Technik.
    Er saß neben ihr auf seinem eigenen Sitz, ein Pilot flog den Helikopter. Felix war am Flugplatz gewesen, als Lisa ihn auf seinem Handy erreicht hatte. Als sie ohne weitere Erklärungen ihr Gespräch beendet hatte, hatte er nicht gezögert, die Maschine zu chartern. Nur zu deutlich hatte ihre Stimme ihm verraten, dass etwas nicht stimmte.
    „Und der Tanz?“ Sie ließ den Kopf gegen die Rücklehne ihres Sitzes sinken.
    Der Tanz. Es war nichts als ein Code, mit dem die Roboter entlang der Fertigungstrecke vor ein paar Jahren einmal programmiert worden waren und der seitdem nie gelöscht

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