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Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition)

Titel: Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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oder nicht.“
    Sie war sich nicht sicher, ob sie ihm folgen konnte. Aber sie sah, wie sein Blick auf sie geheftet war, wie sein Gesicht die innere Anspannung spiegelte, wie offen es war und … wie schön! Die Konzentration gab seinen ohnehin klaren Zügen etwas Edles, und zugleich glitzerte darin der Abgrund, von dem er sprach, in den er immer wieder hineinzublicken schien, der seinem Antlitz ein untergründiges Feuer verlieh. Plötzlich, als sie ihn so sah, glaubte sie zu begreifen, was es war, das er ihr sagen wollte: Nicht nur, dass er sie begehrte, dass er glaubte, sie würde zu ihm gehören, sondern auch, dass er sie brauchte, weil sie die Einzige war, die ihn davor bewahren konnte, sich in dem Irrsinn, in den er sich verstrickt hatte, zu verlieren!
    Schon fühlte sie, wie sich ihre Hände fanden - er brauchte sie, weil sie ihm helfen konnte! - fühlte sie, wie er sie an sich zog und sie sich von ihm ziehen ließ -
    „Frau Bentheim?“
    Felix hatte sie fest umschlungen, seine rechte Hand hob ihr Kinn, so dass sich ihr Gesicht ihm darbot -
    „ Frau Bentheim?! “ Der Pilot, der vor ihnen saß, hatte sich nach hinten gedreht und die ovalen Gläser seiner Sonnenbrille waren auf Lisa gerichtet. „Ihre Mutter versucht, Sie zu erreichen“, kam die Stimme des Piloten über die Kopfhörer, „der Flughafen hat uns angefunkt, sie hat sich dort gemeldet. Es geht um Ihren Bruder.“
    Es war Lisa, als würde sie nicht begreifen, was der Pilot gerade zu ihr gesagt hatte. Ihre Lippen teilten sich, das Gesicht des Piloten vibrierte vor ihr wie die ganze Stahlkapsel, in der sie durch die Luft rasten.
    „Ihr Bruder, Frau Bentheim, Max Bentheim, verstehen Sie?“
    Mein Handy, musste Lisa denken, habe ich denn mein Handy nicht gehört?
    „Wenn Sie möchten, können wir eine Funkverbindung aufbauen, dann können Sie mit Ihrer Mutter sprechen.“
    NEIN!
    NEIN, sie wollte nicht hören, was ihre Mutter ihr über Max zu sagen hatte.
    Denn eine Ahnung düster wie der Schatten eines Vogels hatte sich bereits in ihr Herz geschlichen.
     


     
    Heute
     
    Ein gewaltiges Mietshaus aus der Berliner Gründerzeit. Wohnungen mit einer Deckenhöhe von fünf oder sechs Metern. Weißer Stuck an der Fassade, reich verzierte Fenstereinfassungen, die Hausecke gestaltet wie ein Türmchen, von dessen obersten Fenster man einen großartigen Blick über den Kurfürstendamm haben muss.
    Giesebrechtstraße 11.
    Nikita steht am Klingelbrett - doch als Butz den Knopf drückt, öffnet ihm niemand. Also versucht er es bei einer Anwaltskanzlei im unteren Stockwerk - und hat Glück. Es surrt und die Tür lässt sich aufdrücken.
    Eine steile Marmortreppe führt in eine Eingangshalle, die groß genug ist, um ein ganzes Einfamilienhaus dort einzubauen. An der Decke prangt das Bild einer Kriegerin auf einem Streitwagen, der Marmorfußboden ist aus unterschiedlichen Gesteinsarten gefügt und mit einem roten Läufer belegt, der wirkt, als wären schon die Verbindungsoffiziere der Wehrmacht darüber hinweggeschritten. Inmitten des Treppenschachts ist ein Fahrstuhl hinter Eisengittern eingebaut, die wie Rosenranken geschmiedet sind.
    Butz kämpft sich durch zwei hintereinanderliegende Doppeltüren in die Fahrstuhlkabine.
    Nikita - da steht es wieder, in der gleichen verschnörkelten Schreibschrift, die auch bei der Außenklingel schon verwendet worden ist. Daneben der Knopf mit der Drei.
    Im dritten Stock ragt gegenüber vom Fahrstuhl eine schwere Eingangstür aus dunkel gebeiztem Holz auf. Diesmal gibt es keine Klingel. Butz hebt den Türklopfer aus poliertem Messing kurz an und lässt ihn herabfallen. Dumpf hallt der Laut durch die Räume hinter der Tür.
    Merle hat Fehrenberg hierher mitgenommen, Fehrenbergs Mutter hat es Butz gesagt.
    Als er bei der Mutter geklingelt hat, war sie sichtlich erfreut darüber, mit jemandem sprechen zu können, der ihren Sohn gekannt und mit ihm zusammengearbeitet hat.
    Der Namen Merle Heidt sagte ihr etwas, ihr Sohn hatte ihr erzählt, dass er die junge Frau in von Quitzows Firma kennengelernt habe.
    „Er hat die Kleine gemocht“, das offene, dicke Gesicht von Frau Fehrenberg hat vor Butz aufgeleuchtet wie ein Mond. „Sie ist was Besonderes, hat er gemeint.“
    Sie hat ihn in ihr Wohnzimmer gebeten und jedem eine Tasse Kaffee serviert. Als Butz mit Frau Fehrenberg in der Sitzecke Platz genommen hatte und sie mit einem verzierten Löffel in ihrer Tasse gerührt hat, haben ihre Schultern gezittert. „Sie hat ihn

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