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Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition)

Titel: Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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mit beiden Handflächen über die Scheibe. Hat er einen Schemen an dem Fenster vorbeihuschen sehen?
    „Machen Sie auf, hier steht alles unter Wasser!“
    Eine Gestalt, eine Silhouette …
    Der Schemen scheint ihm den Kopf zugewandt zu haben.
    „Ich kann Sie nicht hier lassen. Butz - Kripo Berlin. Machen Sie auf!“
    Der Schemen gleitet zur Seite weg.
    Es klirrt, als Butz‘ Ellbogen durch die Scheibe stößt. Er hat den Kopf abgewandt, um die Augen vor den Splittern zu schützen, greift mit einem Arm durch das Fenster, tastet, findet unter der Klinke einen Riegel, dreht ihn auf.
    Öffnet die Tür und tritt hindurch.
    An seinen Füßen vorbei strömt Wasser von dem Flur in das Zimmer.
    Die Gestalt ist vor ihm auf ein Bett zurückgewichen. Es ist die Gestalt einer Frau, aber …
    Irritiert macht Butz einen weiteren Schritt auf sie zu. Ihr Rumpf, die Arme, Beine, Hände, Füße … fast wirkt sie wie eine Puppe: Nur ihr Gesicht schaut aus der schwarz schimmernden Kunsthaut hervor, die sich an ihren Körper eng anschmiegt und ihn ganz umschließt. Aber auch ihr Gesicht wirkt seltsam unbewegt, beinahe künstlich. Die Augenhöhlen, die kleine Nase, die hohen Wangenknochen, das Kinn, selbst die Haare - alles ist von einem Ebenmaß, das Butz unwillkürlich befremdet.
    „Was ist mit Ihnen?“, entfährt es ihm.
    Aber sie antwortet nicht, hat nur ihr puppenhaftes Gesicht ihm zugewandt.
    „Was ist hier los, alles steht unter Wasser!“ Er kann nicht anders - sein Blick huscht über die künstliche schwarze Haut, unter der sich ihr Körper abzeichnet wie eine süße Verlockung.
    Katzengleich hockt sie auf dem dunkelroten Tuch, mit dem das Bett abgedeckt ist.
    Kann sie nicht sprechen?
    „Kommen Sie, hier können Sie nicht bleiben, ich rufe die Feuerwehr.“
    „Nein“, hört er sie leise antworten, und ihre Stimme klingt rein und klar.
    „Was?“
    „Ich kann die Wohnung nicht verlassen.“
    „Unsinn! … Warum denn nicht?“
    „Sind Sie wirklich von der Polizei?“ Sie hat sich auf den Rücken gelegt, den Kopf zu ihm gedreht.
    Butz greift in seine Tasche, hält ihr den Kripoausweis entgegen. „Alle sind fort, es ist niemand mehr in der Wohnung. Sie brauchen keine Angst zu haben.“
    Hat man sie tätowiert? Das hat Butz vor ein paar Jahren einmal bei einer Razzia gesehen. Man hatte die Mädchen regelrecht gezeichnet - sogar im Gesicht - um es ihnen so gut wie unmöglich zu machen, ein Leben außerhalb der Wohnung zu führen, in der sie arbeiten mussten.
    „Sie brauchen sich nicht zu fürchten. Man wird sich um Sie kümmern - “
    „Das kann ich mir denken.“
    „Nicht, wie Sie denken. Sie können sich auf meine Kollegen verlassen - “
    „Sie reden von etwas, von dem Sie nichts wissen … “
    „Was war hier denn los? Die ganze Wohnung ist überschwemmt … “
    Sie hat sich auf dem Bett eingerollt, ihr schwarz verhüllter Leib schimmert auf dem blutroten Bezug.
    „Wo sind die Frauen, die hier gearbeitet haben?“
    Aber sie antwortet ihm nicht.
    „Merle Heidt? Haben Sie den Namen schon mal gehört?“
    „Merle. Natürlich … “
    „Sie ist mit einem Kollegen von mir hergekommen, Volker Fehrenberg.“
    Butz sieht, wie die Frau ihren Kopf in den Nacken biegt, um ihn anzusehen. „Es sind viele Männer hierher gebracht worden.“
    „ Hergebracht - sind sie denn nicht von selbst gekommen?“
    „Hier kam nur rein, wer von den Mädchen gebracht wurde. Von Quitzow wollte es so.“
    „Von Quitzow? Er hat das Nikita betrieben?“
    Sie hat ihren Kopf wieder nach unten gewandt.
    Butz‘ Blick geht auf den Boden. An seinen Schuhen vorbei läuft immer mehr Flüssigkeit in das Zimmer. Durch die Tür kann er das Zischen des Wassers hören, das weiter hinten in der Wohnung entweicht. Er muss den Schaden melden - und doch hält ihn etwas zurück. Der Wasserschaden ist jetzt nicht wichtig … aber diese Frau … sie weiß vielleicht etwas …
    „Es war wie ein Lauffeuer“, hört er sie murmeln. „Ich habe keinen mehr in mein Zimmer gelassen, nachdem ich von den ersten Symptomen gehört hatte. Ich kann es mir nicht leisten, krank zu werden. Am Anfang schienen es nur Kopfschmerzen zu sein - Kopfschmerzen, die sich ausbreiteten. Bis die Symptome plötzlich nicht mehr zu kontrollieren waren.“ Sie legt ihren Kopf auf einen ausgestreckten Arm. „Sie hätten sie sehen sollen … “
    „Und Merle Heidt war die erste.“ Die Tollwut. Sie spricht von der Tollwut.
    „Nein, Merle war nicht die erste. Die erste war Irina. Mit ihr

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