Berlin Gothic: Thriller
sagen, es wird ihn freuen.“
„Felix war wirklich begeistert, als es ihm gelungen ist, Xaver für uns zu gewinnen“, erzählte Maja fröhlich. „Xaver Bentheim – das ist die Zukunft, hat er immer wieder gesagt.“
Während sie sprach, fiel Julia auf, dass Felix Xaver inzwischen ein paar Schritte von ihnen fortgeführt hatte. Dabei redete Felix in der ihm eigenen Art unaufhörlich und mit kleinen bestimmten Gesten das Gesagte unterstreichend auf Xaver ein, der sich zu Felix heruntergebeugt hatte und ihm aufmerksam ins Gesicht sah.
„Haben Sie vorher bei einem anderen Verlag gearbeitet?“ Julia schaute wieder zurück zu Maja.
Deren Lider senkten sich einen Millimeter über ihre samtfarbenen Pupillen herab. „Ich habe studiert“, sagte sie, „Felix ist ein Freund meines Vaters.“
Sie ist keine fünfundzwanzig Jahre alt, dachte Julia. „Und jetzt helfen Sie ihm im Büro – herzlichen Glückwunsch.“
„Felix übertreibt.“ Majas Lippen teilten sich ein wenig, sodass die makellosen weißen Zähne darunter zum Vorschein kamen. „Ich bin so etwas wie seine Assistentin, aber ich habe keine feste Anstellung. Er gibt mir verschiedene Dinge zu tun und ich lerne erst einmal, wie das Unternehmen funktioniert.“
Und Sie schlafen mit ihm – hörte sich Julia denken. Im selben Moment sah sie, wie eine weitere junge Frau an Maja herantrat und sie an der Schulter berührte.
Maja drehte sich um – ihr Gesicht leuchtete auf. „Hallo!“ Sie beugte sich nach vorn, die beiden Frauen küssten sich flüchtig auf die Wangen. Die neu Hinzugetretene war etwas größer als Maja, langes schwarzes Haar fiel ihr offen auf die Schultern und über ihr dünnes Kleid hatte sie eine viel zu kurze Jacke geworfen. Als die Schwarzhaarige Julia mit einem Blick streifte, kam es Julia so vor, als würde sie ihr absichtlich nicht genau in die Augen sehen, sondern den Blick ein paar Millimeter darunter auf Julias Wange gerichtet haben.
„Ich wollte nur kurz ‚Hallo’ sagen, hast du Henning gesehen?“ Die Schwarzhaarige hatte sich wieder zu Maja gewandt.
„Er war vorhin da, er hat nach dir gefragt.“ Maja deutete an Julia vorbei ans Ende des Raumes, wo eine breite Tür in einen weiteren Saal führte. „Er ist wahrscheinlich im Kartensaal hinten.“
Die junge Frau nickte, warf Julia einen Blick zu – sie wieder nicht richtig anschauend – und bewegte sich anmutig an ihnen vorbei in die Richtung, die Maja ihr gewiesen hatte. In dem Augenblick aber, in dem sie Julia streifte und Julia ihr Parfüm roch, war er plötzlich da - der Gedanke, dass es das war, was Xaver langsam veränderte: Die Gesellschaft mit der sich Felix umgab - die Frauen, die bei ihm aus- und eingingen.
3
Es war ein Geflecht von nackten Leibern, Blicken und Gesten. Eine Szene aus der Antike, die der Maler mit hunderten von Gestalten über die gesamten wohl zweihundert Quadratmeter der Decke hinweg entwickelt hatte. Zu gerne hätte Julia gewusst, welche Geschichte das Deckenfresko darstellte, während sie staunend nach oben blickte - doch es gelang ihr nicht, die Bild-Erzählung zu entziffern.
Sie senkte den Blick. Fast hatte sie den Eindruck, sich bei ihrem Gang durch das Gebäude in einem römischen Barock-Palazzo verirrt zu haben. Sie hatte Felix und Xaver schon vor fast einer Stunde aus den Augen verloren und begonnen, sich ein wenig in dem Haus umzusehen. Über den Kartensaal war sie in einen Gang gelangt, in dem sich fast nur noch das Catering-Personal getummelt hatte - und von dort aus in diese Halle mit dem Deckenfresko.
„Entschuldigen Sie … “ Julia kniff die Augen etwas zusammen, um sie schneller an das Dämmerlicht der Strahler zu gewöhnen, die gegen die Decke gerichtet waren. In der Tiefe des Raumes hatten sich fünf oder sechs Personen auf mehreren Sofas und Sesseln um einen niedrigen Tisch herum versammelt.
„ … ich suche Herrn von Quitzow?“ Julia machte einen Schritt auf die kleine Gruppe zu und ihr fiel auf, dass keiner von ihnen sprach. Erst jetzt sah sie, dass eine Frau den Kopf in den Schoß eines jungen Mannes gebettet hatte, der selbst weit zurück in die Kissen gesunken war. Ein Hund lag vor dem Tisch auf der Seite und sah Julia an - von den Gästen jedoch reagierte keiner auf ihre Bemerkung. Leise erfüllte das Atmen der Personen den Raum.
„Und meinen Mann, Xaver Bentheim - haben Sie ihn vielleicht gesehen?“, versuchte es Julia noch einmal. Die Pupillen der Frau hefteten sich auf Julias Gesicht und
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