Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berlin Wolfsburg (German Edition)

Berlin Wolfsburg (German Edition)

Titel: Berlin Wolfsburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
Vom Netzwerk:
war die überzeugendste und am
wenigsten zu hinterfragende Selbsttötung gewesen, überlegte Johanna. Hinzu kam,
dass er auch zeitlich isoliert von den anderen Todesfällen stattgefunden hatte:
Rauth hatte im Mai sein Leben beendet, während die vier anderen zwischen Mitte
Juli und Mitte August starben. Je länger sie darüber nachdachte, desto stärker
war sie geneigt, hinter Rauths Tod kein geschickt eingefädeltes Verbrechen zu
vermuten. Der Mann hatte keinen Ausweg mehr gesehen: Schulden, eine Ehefrau,
die nichts mehr von ihm wissen wollte, ein Freund, den er hintergehen musste,
berufliche Konflikte, die ständige Angst, erwischt zu werden …
    Johanna fuhr ihren Laptop hoch und informierte Annegret Kuhl in
einer kurzen Nachricht über die neuesten Erkenntnisse bezüglich Holger Bihl,
Stefan Muth und Volker Dorn sowie ihr Gespräch mit dem Wolfsburger
Staatsschutzmann. Anschließend schrieb sie Udo Samthof eine Mail – Katryna
Nowak hatte seinerzeit nicht nur den Rauth-Suizid bearbeitet, sondern verfügte
sicher auch noch über beste Kontakte in den Ruhrpott und konnte unter Umständen
zügig Hintergrundwissen zu Volker Dorn zusammentragen. Johanna teilte Samthof
ihre Gedanken mit und regte an, die Beamtin vom LKA in die Ermittlungen einzubinden.
    ***
    Am Donnerstagnachmittag hatte es Annegret Kuhl nicht länger zu
Hause ausgehalten, und sie war kurzerhand in die Staatsanwaltschaft gefahren,
um ihren Dienst wieder aufzunehmen. Oder besser ausgedrückt: ihren Dienst im
Büro wieder aufzunehmen. Niemand war darüber erstaunter als ihre Kollegin
Hannelore Maurer.
    »Um Gottes willen, was machst du denn schon hier?«, kommentierte sie
verblüfft, als sie sich im Flur begegneten. »Ich dachte, du kommst erst Montag
zurück.«
    »Das dachte ich auch, aber –«
    »Ein neuer wichtiger Fall?« Die Frage schoss blitzschnell auf
Annegret zu, und für den Bruchteil einer Sekunde fasste Hannelore sie forschend
ins Auge, um dann mit einem kleinen, nervösen Auflachen abzuwinken. So ganz
hatte Maurer es immer noch nicht verschmerzt, dass die Kuhl inzwischen ihre
Vorgesetzte war und nicht umgekehrt.
    »Nein, kein neuer Fall, eher ein alter«, erwiderte Annegret ruhig
und öffnete ihre Tür.
    »Ach? Weißt du schon Näheres?«
    »Nur ein paar Details«, wiegelte Annegret ab und wollte mit einem
abschließenden Satz in ihr Büro verschwinden. Eigentlich hatte sie vorgehabt,
die Akte zum Fall des Architekten Ben Samet in aller Ruhe und in allen
Einzelheiten noch einmal zu studieren, bevor sie mit der Kollegin sprach, doch
dann entschied sie sich dagegen. Wenn Hannelore gerade greifbar war, sollte sie
die Gelegenheit nutzen. »Hast du ein paar Minuten Zeit?«
    Hannelore sah auf ihre Uhr. »Ja, mein nächster Termin ist erst in
einer halben Stunde.«
    »Gut, dann lass uns zusammen einen Kaffee trinken.«
    Annegret setzte die Kaffeemaschine in Gang und fuhr ihren PC hoch, während Hannelore auf einem höchst unbequemen
Stuhl am Besprechungstisch Platz nahm. Als der Kaffee durchgelaufen war, setzte
Annegret sich zu ihr. Hannelore sieht schlecht aus, dachte sie – müde,
angespannt. Aber so sah sie häufig aus. Die Sorge um das Kind, der einsame
Kampf um die besten Karriereplätze. In Männergesichter zeichnete ein
anstrengendes Leben ab vierzig häufig interessante Linien, in Frauengesichter
meißelte es unverwischbare Spuren der Mattheit. Alles andere als interessant
oder gar sexy.
    Sie wechselten ein paar allgemeine Sätze, bis Annegret schließlich
zum Thema kam. »Der Überfall auf den Architekten Ben Samet«, hob sie an.
    Hannelore stellte ihre Tasse ab und blickte hoch. »Ja?«
    »Du erinnerst dich?«
    »Ist schon eine ganze Weile her, aber: Ja, ich erinnere mich
natürlich«, bestätigte Hannelore. »Er wurde niedergeschlagen und starb wenige
Tage darauf an den Verletzungen.«
    »Richtig. Ich habe die Akte später noch einmal zur Überprüfung auf
meinem Schreibtisch gehabt und hatte nichts daran auszusetzen.«
    »Schön.« Hannelore lächelte angestrengt. »Dann waren wir uns also
einig.«
    »Nun stellt sich aber doch noch die eine oder andere Frage«,
ergänzte Annegret.
    Hannelore warf ihr einen fragenden Blick zu. »Ja?«
    Annegret lehnte sich zurück und schlug ein Bein über das andere.
»Ulrike Huhlmann hat seinerzeit die Ermittlungen geleitet.«
    Hannelore Maurer nickte und runzelte dann die Stirn. »Ist das nicht
die Kommissarin, die kürzlich gestorben ist?«
    »Sie ist Anfang August in Wolfsburg von einer

Weitere Kostenlose Bücher