Berlin Wolfsburg (German Edition)
dazu sagen.«
»Vielleicht doch.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Sagt Ihnen der Name Günther Ansdorf etwas?«
In Bihls Augen blitzte es auf. »Wer soll das sein?«
»Ich möchte von Ihnen wissen, ob Sie den Namen schon mal gehört
haben«, wiederholte Johanna in schärferem Ton.
»Keine Ahnung, nein.« Er legte die Hände auf den Tisch und starrte
sie an.
Johanna lächelte sanft. »Stefan Muth?«
Bihl nahm die Hände wieder vom Tisch. »Muth? Der mit den
Videoläden?«
»Ja, genau der.«
»Nun, da leihe ich mir regelmäßig Filme aus.«
»Sie fahren bis nach Braunschweig, um sich dort Filme auszuleihen?«
Bihl nickte. »Ja, warum denn nicht? Ich bin häufiger in
Braunschweig, ist ja gleich um die Ecke, und der Laden gefällt mir.«
»Sonst haben Sie nichts mit Muth am Hut?« Sie gönnte sich ein
winziges Lächeln über das Wortspiel.
Bihl erwiderte es nicht. »Nein.«
Johanna entnahm der Akte nach kurzem Zögern das Zeitungsfoto mit
Muth und Bihl im Hintergrund. »Sie haben für ihn gearbeitet«, fügte sie
erklärend hinzu, während sie es ihm präsentierte.
Bihl zog die Augenbrauen zusammen. »Ach so … ja, das hab ich wohl
vergessen.«
»Vergessen?«
»Meine Güte – ja. Ich hab schwarz für den gearbeitet, wenn Sie
verstehen, was ich meine. Damit rückt man ja nicht unbedingt sofort raus, wenn
die Polizei nachfragt.«
»Ich bin nicht von der Steuerbehörde, Herr Bihl.«
»Behörde ist Behörde.«
»Na gut. Kennen Sie eine Ulrike Huhlmann?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
Johanna lehnte sich zurück. Wenn sie nicht alles täuschte, würde sie
sich zum jetzigen Zeitpunkt mit einer Hausdurchsuchung arg weit aus dem Fenster
lehnen und unnötig Pulver verschießen – und Staatsanwältin Kuhl ebenfalls. Bihl
bestritt Celiks Aussage, das war das eine. Hinzu kam, dass fünf Monate nach der
Tat kaum noch Spuren und Hinweise zu sichern sein würden, die geeignet wären,
einen Zusammenhang zu jener Märznacht herzustellen. Darüber hinaus war zu
befürchten, dass der junge Mann Beweise für einen etwaigen Kontakt mit Ansdorf
längst und gründlich getilgt haben dürfte, worauf höchstwahrscheinlich sein
selbstsicheres Auftreten zurückzuführen war. Dass Johanna sich dennoch gern
eingehend bei ihm umsehen und ihm beträchtlich schärfer auf den Zahn fühlen
würde, stand auf einem ganz anderen Blatt. Vielleicht war es sinnvoller, ihn
halbwegs in Sicherheit zu wiegen, aber observieren zu lassen. Die Kommissarin
wechselte einen kurzen Blick mit Mareni. Der hob nur die Brauen.
»Wenn Sie keine weiteren Fragen mehr haben, würde ich jetzt gerne
gehen«, bemerkte Holger Bihl.
»Im Moment haben wir keine weiteren Fragen. Aber halten Sie sich
bitte zu unserer Verfügung.«
Bihl stand auf und verließ den Raum mit knappem Gruß.
Johanna starrte einen Moment Löcher in die Luft, dann blickte sie
Mareni an. »Ich möchte, dass der Mann überwacht wird.«
»Okay. Was ist mit der Fotoaktion?«
»Wie besprochen. Um den Vorgang für die Braunschweiger zu
beschleunigen, sollte außerdem unverzüglich ein aktuelles Bihl-Foto an
Staatsanwältin Kuhl weitergeleitet werden, die sich auch um den Peiner Fall
kümmert. Es wäre zu schön, um wahr zu sein, aber vielleicht erinnert sich das
Vergewaltigungsopfer in Peine an ihn. Und wenn Sie schon dabei sind – die
Staatsanwältin hat bestimmt nichts dagegen, wenn Sie in diesem Zusammenhang
auch Aufnahmen von Muth und Dorn beifügen. Es ist wichtig, dass wir stets für
einen schnellen Informationsaustausch sorgen.«
Mareni stand auf. »Alles klar. Ich kümmere mich.«
»Ach, noch was: Mit Daniel Beuten, dem Lebensgefährten der Huhlmann,
werde ich selbst sprechen«, schob Johanna nach. »Vielleicht hat er Zeit, sich
zwischendurch mit mir zu treffen.« Der viel beschäftigte Rundfunkjournalist
hatte bei ihrem Telefonat alles andere als zugänglich gewirkt. Johanna neigte
dazu, sich solche Details zu merken.
***
Katryna Nowak hatte nichts gegen Sonderaufträge. Dass das BKA sie auf Empfehlung von Johanna Krass einbezog,
schmeichelte ihr und beunruhigte sie gleichermaßen. Die Fälle, um die es ging,
hatten es in sich, und zwar nicht nur, weil sie als zuständige Beamtin des LKA seinerzeit die Ermittlungen in den Suizidfällen
Rauth und Lange geleitet hatte. Die Frage, ob ihr etwas entgangen war, weil sie
nicht gründlich genug recherchiert hatte, nagte natürlich an ihr. Wer ließ sich
schon gern Nachlässigkeit unter die Nase reiben? Andererseits wusste
Weitere Kostenlose Bücher