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Berlin Wolfsburg (German Edition)

Berlin Wolfsburg (German Edition)

Titel: Berlin Wolfsburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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Fußgängerbrücke auf
die Straße gesprungen.«
    »Ach ja – was für ein schrecklicher Fall«, meinte Hannelore
kopfschüttelnd. »Sie war eine von mehreren Polizisten, die sich in letzter Zeit
das Leben genommen haben. Das gibt einem schon zu denken.«
    »Ja, in der Tat. Inzwischen bestehen jedoch erhebliche Zweifel an
der Suizid-Annahme«, erklärte Annegret.
    Hannelore griff nach ihrer Tasse. »Oh, das ist mir neu. Kannst du
deutlicher werden? Oder konkreter gefragt: Was hat das mit dem Tod des
Architekten zu tun?«
    »Vielleicht nichts, vielleicht eine ganze Menge. Ist dir bei
Huhlmanns Vorgehen in der Ermittlung irgendetwas merkwürdig aufgestoßen? Oder
stößt dir unter Umständen jetzt etwas merkwürdig auf?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Sie hat sauber recherchiert wie immer und
das Ganze zügig zum Abschluss gebracht«, antwortete Hannelore.
    »Zügig ist ein gutes Stichwort«, bemerkte Annegret.
    »Wie meinst du das?«
    »Wie ich es sage.«
    »Dein Tonfall klingt ein wenig … spitz, wenn ich das mal so
formulieren darf. Worauf willst du hinaus?«
    »Einzelne Fälle der toten Polizisten werden inzwischen
durchleuchtet, und es zeichnet sich ab, dass bei verschiedenen Ermittlungen
alles andere als sauber recherchiert wurde.«
    Hannelore starrte sie perplex an. »Ist das dein Ernst?«
    »Leider ja.«
    »Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Die Huhlmann war immer –«
    »Ben Samet ist aktiver Muslim gewesen, und er hat Moscheen gebaut«,
unterbrach Annegret sie. »Das spielte bei der Ermittlung nicht einen Augenblick
eine Rolle. Es wurde nicht mal erwähnt. Auch von dir nicht. Warum eigentlich
nicht?«
    Hannelore verzog den Mund. »Weil es, wie du gerade gesagt hast,
keine Rolle spielte – nichts wies auf einen fremdenfeindlichen oder religiösen
Hintergrund hin.«
    »Ich habe die Akte gelesen, Kollegin.«
    »Und ohne Beanstandung gegengezeichnet, wenn ich mich recht
entsinne.«
    »Das war ein Fehler«, sagte Annegret leise. »Ich möchte sämtliche
Fälle, in denen Huhlmann leitend ermittelt hat, auf meinen Schreibtisch. Wir
werden sie gemeinsam durchgehen.«
    Hannelore Maurer zuckte zusammen. »Und wonach genau suchen wir?«
    »Unter anderem nach Gewaltverbrechen gegen muslimische Mitbürger,
die nicht als solche bezeichnet und bei denen die Verfahren sehr schnell
ergebnislos eingestellt wurden. Wenn mich nicht alles täuscht, ist hier und
anderswo eine ganz große Sauerei im Gange.«
    ***
    Sie erledigte erst ihre Einkäufe und fuhr anschließend zu Mirko.
Er schien zu lächeln. Sie ertrug das sanfte wellenartige Auf und Ab des
Atemgeräts genau eine halbe Stunde, dann brach sie wieder auf und schlug die
Richtung zum Videoladen in der Braunschweiger Nordstadt ein. Die DVD s hatte sie in ihrer Aktentasche. Sie griff hinein
und schob sie über den Tresen.
    »Nur abgeben?«, fragte die junge Frau mit dem silbernen Nasenring
Kaugummi kauend.
    Hannelore Maurer nickte mit bleichen Lippen, wandte sich wortlos um
und machte sich auf den Heimweg. Eine Stunde später klingelte das Telefon. Sie
erwartete, dass der Anrufer ihr die neuen Zugangsdaten für den Mailaccount
nennen würde, doch das tat er nicht. Er wollte mit ihr sprechen, ausnahmsweise.
Die Sache war offensichtlich hochbrisant.
    »Was ist passiert?«
    »Sie ermitteln«, sagte sie leise.
    »Warum?«
    »Sie haben sich einzelne ältere Fälle der toten Polizisten genauer
angesehen und sind hellhörig geworden – bezüglich der Opfer und der
Ermittlungsentscheidungen.«
    »Wird man dir auf die Schliche kommen?«
    Maurer biss sich auf die Fingerknöchel. »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich war vorsichtig, und die Fälle sind gut gestreut. Außerdem haben
sie die Polizisten im Visier, die Fehler gemacht haben. Fehler, die ich nicht
gemacht habe.«
    »Das sollte so bleiben.«
    »Das wird so bleiben.«
    »Hat man schon eine Vermutung, was genau mit den Beamten passiert
ist? Wer hinter den Todesfällen stecken könnte?«
    »Nein«, sagte Hannelore mit fester Stimme.
    »Du kommst nicht auf die Idee, uns zu belügen?«
    »Nein. Sie tappen völlig im Dunkeln.«
    »Und du nimmst Kontakt auf, sobald du Genaueres weißt?«
    »Natürlich.«
    »Denk daran – wir sind viele und haben stets ein wachsames Auge.«
    »Ich weiß.«
    Die Leitung war tot. Hannelore starrte ins Leere.

8
    Es geschehen noch Zeichen und Wunder, dachte Johanna, als
sie am Freitagmorgen in die Inspektion kam, um sich mit Mareni zu besprechen.
Reinders hatte drei zusätzliche Beamte zur

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