Berndorf 07 - Trotzkis Narr
hätte.«
»Werden Sie später mit ihm darüber sprechen, zu Hause also?«
Karen zögert. »Das hängt davon ab, was Sie mir raten. Ich meine, ich will ihn nicht beunruhigen. Wenn dazu vielleicht gar kein Grund besteht …« Sie blickt zu Berndorf, aber der sagt nichts und wartet nur, und sie kann auch den Ausdruck in seinen Augen nicht deuten.
»Um die Wahrheit zu sagen«, fährt sie schließlich fort, »ich kann nicht hingehen und Stefan fragen, hör mal, mein Lieber, lässt du mich eigentlich von Privatdetektiven überwachen? Das ist … das ist außerhalb jeder Möglichkeit, verstehen Sie?«
»Erklären Sie es mir.«
Karen blickt auf den Tisch. Aber dort liegt nur der Stadtplan. »Also gut, letzter Versuch. Wenn ich meinen Mann das frage, dann unterstelle ich – zumindest als theoretische Möglichkeit –, dass er ja sagt, ja, meine Liebe, ich wollte wissen, ob du in der Stadt herumvögelst, ob mir vielleicht Hörner gewachsen sind. Was weiß ich, wie er es formulieren würde, es hat auch keine Bedeutung, so oder so würde ich in der nächsten Stunde meine Koffer gepackt haben. Wenn ich aber eine solche Möglichkeit auch nur in Betracht ziehe, dann habe ich das Grundvertrauen bereits aufgekündigt. Bevor ich also die Frage überhaupt stelle, mache ich mich besser gleich ans Kofferpacken. Verstehen Sie jetzt?« Sie blickt ihn fragend an, fast ein wenig zornig.
»Ist gut«, sagt Berndorf und gibt den Blick zurück, »ich hab es kapiert.« Er betrachtet sie eine Weile, prüfend oder abwägend. Aus dem Laden dringen Fetzen eines Verkaufsgesprächs, es geht offenbar um neue Kriminalromane.
»Ich würde mir gerne Ihren Wagen ansehen«, sagt Berndorf, der offenbar zu einem Schluss gekommen ist.
»Bitte«, sagt Karen, eine Spur zu schnippisch, wie sie findet. »Und diese beiden Leute?«
»Die haben jetzt andere Sorgen«, antwortet Berndorf. »Die beiden werden inzwischen wissen, dass ihre Aktion aufgeflogen ist. Falls sie Ihnen bis hierher gefolgt sind, werden sie bemerkt haben, dass Sie sich bereits sehr lange in dieser Buchhandlung aufhalten, und sie werden mich mit Ihnen in Verbindung bringen.«
»Sie meinen, die kennen Sie?«
»Das nicht. Aber sie werden mich ausrechnen können.«
Karen überlegt einen Augenblick, dann nickt sie und steht auf. »Also gut«, sagt sie, »nehmen wir die U-Bahn?« Während sie sich von Berndorf in den Mantel helfen lässt, hört sie aus dem Laden die Stimme von Lehrling Markus:
»Spannende Bücher, doch doch. Schöne Landschafts beschreibungen, wie Sie es besser in kaum einem Reiseführer finden. Nur ist nichts davon bretonisch oder schwedisch. Es ist einfach alles nur getürkt …«
R echts ein Wohnblock, DDR -Fertigbauweise. Ein Stück Rasen, Drahtzaun, dann der Fahrweg, von Bäumen bestanden. Zwischen den Bäumen sind einzelne Autos abgestellt. Auf der anderen Seite das Hallenbad, ein Betonkasten, Schwimmhalle mit Glasfront, von draußen kann man den Badegästen zusehen, jetzt an diesem Nachmittag sind es vor allem Schulkinder, immer zu zweit müssen sie ins Wasser hüpfen und ihre zwei Bahnen herunterstrampeln, mit einer Stoppuhr nimmt der Lehrer die Zeit und sich wichtig.
Harlass überwindet sich, an der Schwimmhalle vorbei und die Treppe hoch ins Eingangsfoyer zu gehen. Neben der Kasse befindet sich eine Tafel mit den Öffnungszeiten. Bis 20 Uhr sind Schwimmhalle und Sauna für das allgemeine Publikum geöffnet, danach bis 22.30 Uhr für Vereine und Gruppen. Er sieht sich noch einmal um, aber entdeckt nichts, was für ihn Bedeutung hätte, und verlässt das Foyer wieder. Der Platz vor dem Eingang ist asphaltiert, rechts befindet sich ein Fahrradständer, gegenüber der Schwimmhalle sind Parkplätze ausgewiesen. Er geht zurück zu dem Fahrweg und dort links zu der Kreuzung der beiden Straßen, die zu dem Hallenbad führen. Beide Straßen sind eng, niemand kann da schnell fahren, aber doch schnell genug, um einen Radfahrer einzuholen. Nur in der einen Richtung, entlang der Rückseite des Hallenbades, endet die Straße in einem Wendehammer. Danach führt nur ein Geh- und Radweg weiter, mit einem Pfosten gegen nachdrängende Autofahrer gesichert.
Vor zwei Stunden hat sich Harlass ein Rad besorgt. Die mit Zahlencode versehenen Schlösser seien sicher, behaupten die Verkäufer. Jeder Zwölfjährige weiß, dass sie es nicht sind. Das Rad ist ein Mountainbike, ein schönes Teil, auch wenn der Rahmen ein bisschen niedrig ist, so dass er den Sitz ganz nach oben verstellen
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