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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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wieder auf die andere Straßenseite, die sich auf einen kleinen Platz öffnet. Als sie ihn überquert, kommt sie an einer Litfaßsäule vorbei, eine Frau in Schnallenschuhen studiert dort den Aushang der Theaterprogramme, für den Bruchteil einer Sekunde streift sie der Gedanke, sich neben die Frau zu stellen, vielleicht sogar ein Gespräch mit ihr zu beginnen, für die Montagvorstellung von »Amphitryon 2013« gibt es noch Karten, oder ein paar Takte zu summen.
    Dam dadi da dam …
    Aber dann geht sie doch zum Taxistand am anderen Ende des Platzes. Sie steigt zum ersten der wartenden Fahrer und nennt eine Adresse.
    »Halten Sie vor der Buchhandlung dort, vor Sophias Buchladen.«
    W as ist los mit dir?«, fragt Sophie Rosenblatt und hält ihre Freundin, nachdem sich die beiden Frauen begrüßt haben, auf Armlänge Abstand und betrachtet sie prüfend. »Du siehst aus wie … ich weiß gar nicht wie … hast du Stress gehabt?«
    »Vielleicht ist es nur Einbildung«, antwortet Karen und streift sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Aber wenn es keine ist, dann ist irgendwer hinter mir her.«
    »Ein Stalker?«
    Karen zögert. »Glaub ich nicht. Es sind nämlich zwei. Ein Kerl in einer Windbluse und eine Frau. Eine Frau mit Schnallenschuhen. Ein Typ wie aus der Casting-Show fürs Personal im Frauenknast.«
    »Komm!«, sagt die Rosenblatt und geht ihr in das kleine Kabuff voran, das dem Buchladen als Chefbüro, als Teestube und als Poststelle zugleich dient. Es ist sonst niemand im Laden außer dem Lehrling Markus, der es inzwischen akzeptiert hat, dass man in einer Buchhandlung auch Reiseführer, Kochbücher und Beziehungsratgeber verkaufen muss.
    »Erzähl!«, befiehlt die Buchhändlerin und macht sich an der Kaffeemaschine zu schaffen.
    »Da gibt es nichts zu erzählen«, gibt Karen zurück und erzählt dann doch, aber während sie es tut, meldet sich in ihrem Hinterkopf eine nörgelnde Stimme und redet ihr dazwischen, auch wenn es sonst niemand hört. Mach dich nicht lächerlich, sagt die Stimme, wie oft willst du den Kerl mit der Windbluse gesehen haben? Zweimal? Dreimal? Ja? Der darf da nicht die Friedrichstraße runtergehen, wie? Und die Frau in den Schnallenschuhen? Die latscht einfach in die Galeries Lafayette rein, na, so eine Unverschämtheit!
    »Entschuldige!«, sagt Karens andere Stimme schließlich. »Das alles ist unsagbar albern …«
    »Das ist überhaupt nicht albern«, interveniert die Rosenblatt und schiebt ein paar Leseexemplare zur Seite, um den Steingutbecher mit dampfendem Kaffee in Karens Reichweite abzustellen. »Aber trink erst mal einen Schluck!«
    Eigentlich will Karen nicht noch einen Kaffee, nimmt dann aber doch den Steingutbecher und hält ihn in beiden Händen. »Wenn es nicht albern ist, was ist es dann?«
    »Lass uns mal schauen«, meint die Rosenblatt. »Es gibt … nein, so viele Möglichkeiten gibt es da gar nicht.« Sie blickt Karen forschend an. »Sag mal, Schätzchen – du hast dir nicht zufällig einen Lover zugelegt?«
    »Ach, du lieber Gott!«, ruft Karen aus und schlägt dabei die Augen auf. »So toll ist das nun auch wieder nicht, was einem hier so über den Weg läuft! Wie kommst du überhaupt darauf?«
    »Na ja, vielleicht sind es Privatdetektive, die hinter dir her sind. Soviel ich weiß, bist du dein eigenes Pressebüro, kannst also auch keinen Betriebsrat gründen wollen oder in die Kasse greifen oder die Versichertengemeinschaft um Krankengeld oder um eine Invalidenrente bescheißen. Folglich wollen diese Leute wissen, ob und wo und mit wem du gegebenenfalls ins Bett steigst. Also?«
    »Nein«, antwortet Karen. »Nein heißt nein.«
    »Wenn Stefan das auch so sieht, dann ist es ja gut«, fährt Sophie Rosenblatt fort. »Das heißt, so gut auch wieder nicht. Denn dann sind diese Leute keine Privatdetektive …« Unvermittelt bricht sie ab, denn Karen hat ihr einen erschreckten Blick zugeworfen.
    »Sondern?«
    »Dann sind es eben keine Privatdetektive, und das bedeutet, dass du dich umgehend und ohne weiteren Verzug an die Polizei wenden solltest. Weißt du, dein Stefan verdient gut, sehr gut sogar, wie ich einfach mal so vermute, und ihr beide kultiviert in eurem Häuschen in Nikolassee einen so unauffällig-gehobenen Lebensstil, dass es schon wieder nach richtig Geld aussieht.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Dass du zur Polizei gehen sollst. Sofort!«
    »Hör auf!« Auf Karens Stirn hat sich eine tiefe Falte gebildet. »Hör sofort damit auf! Ich kann der Polizei

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