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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Spuren, und Karen hat versucht zu erklären, welcher Wagen wo abgestellt war, damals, als hier der tote Polizist gefunden wurde. Sie tut das, so gut sie sich eben erinnern kann. Inzwischen hat Tamar genug gesehen, vor allem aber hat sie einen Pfad entdeckt, der – halb zugewachsen – zu dem Gewässer führt, das in einigem Abstand zu dem Weg verläuft, den sie gekommen sind. Sie geht voran und hält dabei jeweils die Zweige des Buschwerks zurück, damit sie Karen nicht ins Gesicht schlagen. Der Boden, auf dem sie gehen, ist zwar feucht, aber er ist nicht moorig und trägt ihre Schritte, so dass ihr Schuhwerk nicht einsinkt. Sie erreichen das Ufer und eine feste Böschung, darunter Schilf und schwarzes Wasser, überzogen von grünen Wasserlinsen, von abgeblühten Teichrosen, voller Laub und abgebrochener Äste.
    »Was ist das?«, fragt Tamar. »Ein Graben? Ein Kanal?«
    »Ein Fließ«, antwortet Karen. »Einer der Polizisten hat es mir erklärt. Ursprünglich muss hier ein Sumpfgebiet oder Moor gewesen sein und sollte entwässert werden. Aber dann ist der Grundwasserspiegel zu stark abgesunken, und deshalb lässt man jetzt über dieses Grabensystem Havelwasser hier im Wald versickern.«
    Tamar nickt, schaut sich aber zugleich um. Links und rechts von der Stelle, an der sie stehen, versperrt dichtes Buschwerk den Weg entlang des Ufers. Sie beugt sich nach vorne und versucht, vorsichtig die Böschung hinabzusteigen, rutscht aber plötzlich aus und die Böschung hinab, durch das Schilf hindurch und plumpst bis über die Knie in sumpfiges schwarzes Wasser. Schweigend fliegt über ihnen ein Milan von einem der Bäume auf.
    »Die Hände!«, ruft Karen, die sich auf der Böschung niedergekniet hat. Tamar dreht sich auf den Bauch und greift mit den Armen hoch, so dass Karen ihre Handgelenke zu fassen bekommt. Dieses Stück Weib aus dem Sumpf zu ziehen, wird keine leichte Sache werden, denkt sie, aber da hat Tamar auch schon Tritt gefasst und kommt – halb krabbelnd und halb gezogen – auf die Böschung hinauf, für einen Augenblick knien beide voreinander, beide schwer atmend, aber dann kann Karen plötzlich nicht anders und muss Tamar in die Arme nehmen.
    D ie Abenddämmerung senkt sich über das Luch, und im Licht der untergehenden Sonne wölbt sich der Himmel hoch und gewaltig überm flachen Land. Berndorf kommt den Weg herunter, der von dem Weiler nordwestlich von Crammenow ins Dorf zurückführt. Eine Motorsäge kreischt auf, an- und abschwellend, und aus dem Kamin der Bauernende Sieben steigt eine schmale Rauchsäule empor. Bellend rennt die Hündin aus der Einfahrt, das Fell gesträubt, erblickt oder wittert Berndorf, hält mit ihrem Gekläff inne und läuft wedelnd auf ihn zu. Auch die Motorsäge schweigt, am Zaun erscheint Finklin, Ohrenschützer auf dem Kopf und Arbeitshandschuhe an den Händen, und sieht Berndorf entgegen.
    »Kommen Sie auf einen Schnaps rein?«, fragt er zur Begrüßung.
    »Das ist heute kein Tag für Schnaps«, antwortet Berndorf und kommt zum Zaun. Finklin zieht den rechten Handschuh aus, und die beiden Männer tauschen einen Handschlag.
    »Dann kriegen Sie eben einen Tee!«
    Berndorf ist nicht abgeneigt und wartet, bis Finklin Ohrenschützer und zweiten Handschuh abgelegt und alles samt der Motorsäge in dem Schopf verstaut hat, der zugleich als Garage für einen alten Skoda dient. Sie gehen ins Haus, Finklin sagt in der Küche Bescheid, dann sind sie in dem graugeräucherten Zimmer, und Berndorf setzt sich in den Korbsessel, den er bereits kennt. Er muss gähnen, denn er hat eine ordentliche Wegstrecke hinter sich gebracht, der Tee wird ihm willkommen sein. Hexe ist in den zweiten Sessel gesprungen, hat sich halb auf die Seite gelegt und wartet, dass Berndorf sie am Bauch krault.
    »Sie sind mir anhänglich geworden«, stellt Finklin fest und hat sich hinter seinen Schreibtisch gesetzt. »Mir oder meinem Haus. Wie kommt es? Und nach welchem Kalender ist es heute kein Tag für einen Schnaps?«
    »Beides hängt zusammen. Wenn ich eine Skizze machen sollte von dem, was mir gerade durch den Kopf geht, so ergäbe das ein ziemlich unsinniges Gewirr von Linien und Bezugspunkten, mit einem einzigen auffälligen Strukturmerkmal – und das ist der Bezug zu diesem Ort und zu diesem Haus.«
    »Bitte?«, sagt Finklin, lässt die Zigarette sinken, die er gerade zusammenkleben will, und beugt sich vor. »Hat Ihnen der Schnaps gestern nicht gut getan?«
    »Wie Sie meinen«, sagt Berndorf. »Aber es

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