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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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fetten schlitzäugigen Chef, der in der Ecke hockt, und der watschelnden Friseurin, aber dann sind die Augenbrauen nicht mehr ganz so schwarz und stechen nicht mehr allzu auffällig von den Haaren ab. »Ist okay«, sagt er und lässt sich den Umhang abnehmen und steht auf und bezahlt beim fetten Chef, der untertänig lächelt und sich verbeugt.
    Es ist früher Nachmittag, kühl und windig. Die neuen Jeans, die er sich am Vormittag gekauft hat, sitzen ein wenig eng am Arsch, aber trotzdem oder gerade darum ist das ein besseres Gefühl als das Geschlabber von Patzerts Hose. Die Kopfhaut, frisch gewaschen und vorhin noch unter der Trockenhaube aufgewärmt, spürt den frischen Wind, warum hat er keine Mütze? Er kann nicht schon wieder eine Erkältung brauchen. Aber wozu hat er sich die Haare färben lassen, wenn er eine Mütze drüberzieht? Ein paar Schritte weiter ist ein Kiosk, er wirft einen Blick auf die Aushänge der Zeitungen:
    »Gefesselter Mann im Auto verbrannt!« heißt eine der Schlagzeilen und darunter, in kleinerer Schrift: »Hat die Bestie wieder zugeschlagen?«
    Harlass geht weiter. Hätte er der Friseurin ein Trinkgeld geben sollen? Unsinn. Wenn den Schlitzaugen was aufgefallen ist, erzählen sie es der Polizei. So oder so. Und er wäre erst recht der Depp. Er geht weiter, in Richtung Bahnhof Zoo, dort hat er in einem Schließfach die Einkaufstasche mit Patzerts Hose und den Brotbeutel untergebracht, auch die 464 Viking ist dort – mit diesem Ding im Hosenbund konnte er nicht zum Friseur, wirklich nicht. Nein, er hat alles richtig gemacht. So schnell werden sie ihn jetzt nicht finden, nicht mit dieser Frisur, nicht in Berlin, die suchen ihn doch in der Pampa, bei dem Alten … Moment! Er bleibt stehen und starrt in die Luft, in seinem Kopf ist ein Gedanke, der ist zum Greifen nah.
    »Haste mal ’n Zehner?« Ein Jüngelchen, mager, aber mit prallem Hosenstall in den hautengen Jeans, schaut ihn an, halb von der Seite, und wirft einen Blick auf die weißblonden Haare. Verpiss dich! Er läuft rasch weiter, so etwas kann er nun schon gar nicht haben, das gehört überhaupt zu den allergemeinsten Lügen, die sie über ihn erzählt haben: dass er so einer sei! Wenn die wüssten, was er mit dem Bubi anstellen würde! Ganz langsam würde er es tun, viel langsamer noch als mit Dolf, einen Tag lang müsste es dauern, einen Tag und eine Nacht … Quatsch. Für sowas hast du jetzt keine Zeit. Und auch kein Auto, zum wo rausfahren.
    Er geht wieder langsamer, und er spürt, dass die Röte aus seinem Gesicht wieder verschwunden sein muss. Er ist kurz vor einem Café, ein Burger und Fritten und eine Cola wären nicht schlecht, und außerdem muss er nachdenken. In dem Café ist es noch leer, er findet einen Platz an einer Eckbank, leise dudelt ein Radio, und als die Kellnerin kommt und weder Burger noch Fritten auf der Karte hat, bestellt er sich eine Bockwurst mit Kartoffelsalat und ein kleines Bier. Auf dem verlassenen Nebentisch liegt die Zeitung mit der Schlagzeile über den Gefesselten, er greift sie sich und blättert sie gelangweilt durch, viel wissen sie nicht, nicht einmal, wer dieser Kerl ist, den man da festgebunden und verbrannt hat, entweder weiß es die Polizei noch nicht oder hat es noch nicht herausgegeben, weil sie meint, sie müsse ihn in Sicherheit wiegen. Aber ihn verkauft keiner mehr für dumm. Er blättert weiter und stößt schon wieder auf jemand, den er kennt: »Staatsanwältin Gnadenlos setzt Ausländerpolitik auf die Anklagebank«, ein Foto zeigt sie an einem Rednerpult, es hat irgendetwas mit der Staatspartei zu tun, aber was sie da gesagt und erzählt hat, geht ihm am Arsch vorbei.
    Dann kommt auch schon die Bockwurst samt Kartoffelsalat, die Bockwurst könnte ein wenig dicker und ein wenig länger sein. Während er isst, lässt er seine Gedanken ein wenig spielen, von dem Bubi zu dem Wald, in den sie gefahren wären, dann schiebt sich vor diesen Wald der andere, in dem gestern Abend Dolf und das andere Arschloch gelauert haben, und damit steht er vor der Frage, die im Augenblick die wichtigste für ihn ist: Woher wusste Dolf …?
    Eigentlich gibt es nur eine Antwort, aber bevor er sie sich im Kopf zurechtlegen kann, hat das Gedudel aufgehört, und im Radio kommen Nachrichten, er horcht auf, vielleicht hat die Polizei ja irgendetwas herausgefunden, aber der Sprecher liest endlos über Massaker in Syrien vor und darüber, wann sie den Berliner Flughafen vielleicht doch zu Ende bauen, Harlass

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