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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Mann im Taucheranzug, »zunächst ist da nicht viel zu sehen, ein direktes Forellengewässer ist das ja nicht.« Er lässt auf dem Bildschirm ein paar kurze Filmsequenzen ablaufen, die aber nichts weiter zu zeigen scheinen als schwebende Partikel, ein dichtes graues Schneetreiben in Zeitlupe. »Aber sehen Sie hier!«
    Die Staatsanwältin beugt sich über den Monitor, ein Lichtstrahl tastet sich über grauen Untergrund, bleibt an einem rechteckigen, halb versunkenen Stein hängen, von Tang überzogen. Dann wandert der Lichtstrahl zu einem weiteren Stein, wiederum rechteckig, der halb aufrecht im Morast stecken geblieben ist, so dass nur die Schmalseite noch zu sehen ist. Dann bricht die Aufnahme ab, es folgt eine nächste Sequenz, offenbar aus einer etwas höheren Perspektive aufgenommen, so dass ein längerer Streifen sichtbar wird, wie ein schmales Betttuch, von weiteren Steinen gesäumt.
    »Wie groß ist das ungefähr?«, fragt die Staatsanwältin.
    »Etwas über zwei Meter, schätz ich mal«, meint Kevin, der neben sie getreten ist. »Mit den Steinen … also ich weiß nicht.«
    Die Staatsanwältin nickt. »Ich auch nicht.«
    »Ich will mir da kein Urteil erlauben«, meint Brozulat, »aber wenn man da unten einen begraben hätte, würde es auch nicht viel anders aussehen.« Er wendet sich an Keith. »Sie sind doch von der Kriminalpolizei, hab ich das richtig verstanden? Kevin geht da noch mal runter, der kennt da nichts, aber wir wollen natürlich kein Beweismaterial … also wir wollen da nichts kaputtmachen.«
    Keith, der nun auch einen Blick auf den Monitor wirft, räuspert sich. »Unter den gegebenen Umständen wäre es wohl wirklich besser, wenn sich Polizeitaucher das hier ansehen würden …«
    »Ach!«, fällt ihm die Staatsanwältin ins Wort, »hatte ich nicht genau das angeordnet? Und hat man nicht genau diese Anordnung hintertrieben? Ach was, torpediert hat man sie, um im submarinen Wortschatz zu bleiben …« Sie hebt die Hand. »Ich sag Ihnen mal was, Keith! Sie sind krankgeschrieben und bleiben das auch, aber ich – ich erkenne jetzt als Staatsanwältin, dass Gefahr im Verzug ist, und bitte deshalb Kevin, noch einmal nachzuschauen, was da unten wirklich liegt, und wenn Sie es fertigbringen, holen Sie was davon hoch … Oder mute ich Ihnen da zu viel zu?«
    Statt einer Antwort setzt Kevin Atemmaske und Taucherbrille auf und steigt behutsam die Böschung hinab. Er schiebt sich durch das Schilf und verschwindet im Wasser.
    »Wie tief geht er da runter?«, will die Staatsanwältin wissen.
    »Das ist nicht tief«, sagt Brozulat. »Wenn das Wasser klarer wäre, müsste man da gar nicht tauchen. Ein Schlauchboot und eine Stange mit einem Widerhaken genügen, und Sie holen da alles raus, was drin ist und wonach Ihnen lustig ist.«
    »Sehen Sie«, sagt die Staatsanwältin und blickt zu Berndorf, »also ist wirklich Gefahr im Verzug.«
    »Kein Widerspruch.«
    Aus dem schwarzen Wasser blubbern Luftblasen, der Kopf des Tauchers Kevin erscheint, er watet zum Ufer und trägt etwas in der Hand, einen vom Tang bärtigen Stein. Der Hang ist so rutschig, dass er nicht aufrecht hinaufkommt, er muss kriechen, sich mit der einen Hand abstützend, mit der anderen Hand den Stein haltend. Tamar geht auf die Knie, beugt sich zu ihm und nimmt ihm den Stein ab. Kevin erreicht den Rand der Böschung, nimmt Brille und Atemmaske ab und hebt plötzlich – ohne irgendjemanden anzusehen – die geballte Faust und schüttelt sie, als hätte er gerade für Eintracht Köpenick das erste Tor gegen Bayern München geschossen.
    Tamar Wegenast hat den Stein hochgehoben und hält ihn in beiden Händen. Noch immer tropft Wasser aus dem Tang, der an ihm herunterhängt wie der Bart eines alten Chinesen. Sie hält den Stein so hoch, dass sie in die von Schlamm verkrusteten Augenhöhlen blicken kann. Denn der Stein ist ein Totenkopf.
    I ch bin entbehrlich?«, fragt Keith, worauf ihn die Staatsanwältin, die gerade eine Verbindung mit dem Landeskriminalamt bekommen hat, mit einer Handbewegung wegschickt. Keith blickt fragend zu Berndorf, der nickt und schließt sich ihm an, nachdem er sowohl Karen als auch Tamar das Telefonzeichen gezeigt hat.
    »Fahren wieder Sie? Mit meinem Arm geht es wirklich nicht.«
    Sie steigen ein, wieder muss Berndorf helfen, Keiths Sicherheitsgurt festzustecken. Er startet den Wagen und stößt zurück. Dämmerung hat sich über den Wald gesenkt, und so schaltet er die Scheinwerfer ein. »Wohin jetzt?«
    »Sie

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