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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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könnten mich nach Reinickendorf bringen, dort wohne ich. Aber ich weiß, dass Sie dann die nächste U-Bahn oder das nächste Taxi nehmen und den Maurermeister Paul Hintze heimsuchen, um dem armen Teufel das Wochenende zu vergällen.«
    »Und warum habe ich es – Ihrer Meinung nach – so eilig damit?«
    »Weil Sie der Überzeugung sind, dass ich – wenn Sie es nicht tun – selbst zu Hintze fahren werde, um ihm weiß Gott welche Sprachregelungen einzutrichtern. Ist es nicht so?«
    Sie verlassen den Wald, Berndorf nimmt die Richtung zur Stadtautobahn. »Was für Sprachregelungen könnten das sein?«
    »Zum Beispiel dazu, ob er mich kennt. Ob Regulski mit mir befreundet war. Ob dieser Senatsangestellte Marcks in irgendeiner Weise für die Insolvenz von Hintzes Baugeschäft verantwortlich war … Moment! Kennen Sie überhaupt diese Geschichte?«
    »In Grundzügen. Hintzes Frau hat sich deshalb umgebracht. Sie war Regulskis Schwester, nicht wahr?«
    »Ja, sie war Regulskis Schwester. Und für das, was den Eheleuten Hintze angetan worden ist, hätte Regulski einer ganzen Reihe von Leuten Löcher in die Köpfe schießen dürfen, und es wäre nur recht und billig gewesen, denken Sie jetzt von mir, was Sie wollen!«
    »Aber es ist Regulski, dem in den Kopf geschossen wurde«, bemerkt Berndorf.
    »Ja. Leider. Und da wir gerade beim Aufräumen sind – ich war mit Regulski befreundet, dass Sie es nur wissen, und ich kenne auch Hintze, Regulski hatte mich nämlich seinerzeit gebeten, Hintze zu helfen, Sie sehen, ich stecke also mitten drin …«
    Berndorf unterdrückt die Bemerkung, dass er das weiß. »Wie sollten Sie ihm helfen?«, fragt er stattdessen.
    »Darf ich etwas weiter ausholen?«, fragt Keith zurück. »Als ich Regulski kennenlernte, war ich ein Jungspund, jung und grün und dumm und neu in einem Dezernat mit lauter misstrauischen alten Männern, die sich hinter ihren Brillengläsern und ihren Schreibtischen verschanzt hatten … Sie werden wissen, wie es in solchen Abteilungen zugeht. In meiner Verzweiflung fiel mir irgendwann ein Aushang auf, dass Referenten für die Ausbildung der Berliner Freiwilligen Polizeireserve gesucht würden. Das war nicht weiter attraktiv, man bekam eine kleine Aufwandsentschädigung, mehr war nicht drin. Trotzdem habe ich mich gemeldet, fragen Sie mich nicht, warum. Vielleicht nur deshalb, um wieder das Gefühl zu haben, dass ich doch auch etwas weiß und vermitteln kann … Ja, und so hab ich ihn kennengelernt. Regulski war schon länger einer der Ausbilder dort, auch auf dieser halb ehrenamtlichen Basis, die Leute, die den Kopf und den Buckel hinhalten müssen, die sollen ja möglichst nichts kosten … Er hat sich dann … nein, dass er sich meiner angenommen hätte, ist zu viel gesagt, aber er hat mir ein paar Tipps gegeben, es war ja nicht alles Gold, was sich damals zur Freiwilligen Polizeireserve gemeldet hat. Irgendwann haben wir gemerkt, dass wir uns ganz gut verstehen, und irgendwann sind wir wohl auch Freunde geworden, ich weiß nicht, ob das das richtige Wort ist, aber es fällt mir kein anderes ein. Dann habe ich auch seinen Schwager kennengelernt und die Wally, Regulskis Schwester, eine …« Er hört mitten im Satz auf. »Aber was war noch einmal Ihre Frage?«
    »Nicht so wichtig. Was war mit Wally?«
    Keith wirft einen Blick zur Seite, nicht achtsam, sondern fast zornig. »Wally? Das war eine unheimlich patente Person, und das ist nicht zu viel gesagt. Und als man dem kleinen Baugeschäft der Hintzes ganz langsam und vorsätzlich die Luft abgedreht hat, da hat der Regulski gemeint, der Wolfgang Keith könnte helfen … Ja doch, der Keith, der ist bei der Kriminalpolizei und kennt sich mit den Schurken, Gaunern und Ganoven aus, die ein bisschen feingestrickter sind als der Handtaschendieb aus der U-Bahn. Der müsste doch auch mit dem Raubgesindel aufräumen können, das einen ehrlichen kleinen Handwerksbetrieb fertig macht und ruiniert, nur weil er kein Schmiergeld zahlen will … Natürlich konnte ich nicht selbst ermitteln, ich saß in einer ganz anderen Dienststelle, aber ich habe Strafanzeigen erstattet, nicht zu knapp, was aber alles niedergebügelt und eingestellt wurde, außerdem hat man mich mit einem Disziplinarverfahren überzogen, schulmäßig hat man die ganzen Folterwerkzeuge angesetzt, Sie müssten das alles ja kennen!«
    »Irgendwann hat es dann aber doch zum Hauptkommissar und zum Leiter der Mordkommission gereicht«, sagt Berndorf. »Nach einem

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