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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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ruhig. »Könnten Sie sich vorstellen, dass es keine Frage der Dienstvorschriften ist, sondern eine der schlichten Menschlichkeit, wenn ich wissen will, wie es diesem Mann geht und ob er durchkommt?«
    Berndorf lehnt sich zurück und wirft einen nachdenklichen Blick auf Keith, der den Blick nicht erwidert, sondern durch die Frontscheibe auf die Baustelle starrt oder auf den Eingang zu ihr. »Ja, so«, sagt Berndorf bedächtig, »ein Fall schlichter Menschlichkeit! Mal was ganz Neues …« Ein Mobiltelefon klingelt, und Keith blickt irritiert auf. Berndorf greift in die Tasche seines Sakkos, zieht sein Handy heraus, meldet sich und hört kurz zu.
    »Danke für die Nachricht«, sagt er dann, »ich – oder wir kommen dazu. Nein, Sie müssen es nicht erklären, wir finden hin …« Er beendet das Gespräch, steckt das Gerät wieder in die Tasche und wendet sich wieder an Keith. »Ich wollte nicht über Sie verfügen, Kollege«, erklärt er, »aber in diesem Gewässer im Spandauer Forst, nicht weit von der Stelle, an der Regulski gefunden wurde, will sich ein Taucher mal anschauen, was da unten so herumliegt. Ich habe keinen Wagen dabei und müsste eine Taxe nehmen, aber vielleicht wollen Sie sich ebenfalls ansehen, was da zu finden ist?«
    »Ein Taucher schaut sich das an«, echot Keith. »Fein. Was für ein Taucher?«
    »Tamar Wegenast, meine Mitarbeiterin, hat einen engagiert – sind Sie nun interessiert oder nicht?«
    »Doch, doch. Aber fahren sollten Sie. Wenn man kein Automatik-Getriebe hat, macht es wirklich keinen Spaß, einhändig herumzujonglieren.« Er deutet auf seinen linken Arm, der noch immer in der Schlinge hängt. »Am Ende riskiere ich noch meinen Führerschein. Sie sind hoffentlich ein sicherer Autofahrer?«
    »Es geht so«, meint Berndorf, und sie tauschen die Plätze. Keith hat ein Problem, den Sicherheitsgurt mit der rechten Hand unterm linken Arm hindurchzuführen und festzustecken, Berndorf hilft.
    D urch die Bäume fällt der Blick auf einen aus Balken gezimmerten Unterstand, davor sind Autos abgestellt, ein Kleinbus, eine dunkle Limousine, daneben Tamars kleines rotes Auto. Berndorf blickt fragend zur Seite, und Keith nickt. Berndorf findet einen Platz neben dem Kleinbus, über dessen weißlackierte Seitentüren sich eine blaue Wellenlinie zieht, von aufsteigenden kleinen blauen Kreisen durchbrochen, und darüber steht die Inschrift: » TC Otter Berlin«.
    Bei den Fahrzeugen ist sonst niemand. Die beiden Männer sehen sich kurz um und gehen auf dem überwachsenen Pfad in Richtung des Ufers, an den Trittspuren und den niedergebrochenen Zweigen ist zu sehen, dass sie nicht die Ersten sind, die diesen Weg nehmen. Sie gelangen auf eine Böschung, mehrere Leute stehen dort, drei Frauen, zwei Männer, Karen Andermatt übernimmt die Vorstellung, die zwei Männer sind vom Tauchclub, und ganz richtig steckt der jüngere von ihnen in einem nassen, mit allerhand Schlamm und Pflanzenresten bedeckten Taucheranzug. Der ältere hält ein Notebook im Arm, dessen Bildschirm aufgeklappt ist.
    Berndorf verbeugt sich artig vor der Dame im Pelzmantel: »Sie also sind das«, sagt die Staatsanwältin Dagmar Wohlfrom-Kühn und betrachtet ihn ausgiebig und forschend. Schließlich hat sie genug gesehen und wendet sich Wolfgang Keith zu: »Menschenskind Keith, Sie haben gestern ja einen Treffer abgekriegt, sind Sie nicht dienstunfähig geschrieben?«
    »Ja doch«, antwortet Keith, »aber sind denn Sie dienstlich hier?« Während er das fragt, blickt er von ihr zu der beunruhigend großen Frau, die abwartend am Rand der Uferböschung steht, die Arme vor der Brust verschränkt.
    Die Staatsanwältin lacht. Ihr Lachen klingt merkwürdig vergnügt. »Eigentlich nicht. Wenn ich alles richtig verstanden habe, bin ich im Augenblick einfach eine Spaziergängerin, die zuguckt, wie die Herren hier vom Tauchclub eine Übung machen … Falls sich dabei irgendetwas ergeben sollte, was behördlicher Aufsicht bedarf, können wir uns ja vorübergehend in den Dienstzustand versetzen … Einverstanden?« Sie blickt zu Tamar, die gerade schweigend einen Händedruck mit Berndorf getauscht hat.
    »Ich glaube«, sagt Tamar, »da fehlt bereits jetzt nicht mehr viel, und Sie müssen wirklich eine Entscheidung treffen.« Sie nickt den beiden Männern zu, und der ältere der beiden – ein Tobias Brozulat – zeigt ein aufgeklapptes Notebook vor. »Kevin hat eine Unterwasserkamera mitgenommen«, mit dem Kopf deutet er auf den stämmigen jungen

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