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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Karriereknick sieht das nicht aus.«
    »Das sagen Sie!« Keith versucht ein Lachen. »Sie sind – oder waren – doch selbst vom Fach, da müssten Sie es besser wissen. Wir alle haben hier inzwischen mehr als genug zu tun mit den Halbwüchsigen, hirnlos, aber den Kopf vollgesoffen, die den Nächstbesten zu Tode prügeln, der schwächer aussieht oder der noch betrunkener ist als sie selbst, mit den Scheißkerlen, die ihrer schwangeren Freundin das Kind im Bauch tottreten, den Immigranten, die ihre Schwester umbringen, weil sie sich wie eine Deutsche anzieht … Menschenskind Berndorf – kein Karriereknick, dass ich nicht lache! Inzwischen tauchen hier auch noch die Mordbubis auf, die Allerelendesten, die für eine Handvoll Euro umbringen, wen immer man ihnen umzubringen befiehlt … Und bei all dem haben Sie nicht den Hauch einer Chance, die Auftraggeber zu erwischen, die Drahtzieher, und weil wir immer nur bei denen hängen bleiben, die die Drecksarbeit machen, deswegen hat man mich da reingesteckt … Wohin fahren Sie eigentlich, wenn ich das in meinem eigenen Auto fragen darf?«
    »Nach Reinickendorf«, sagt Berndorf. »Sie wohnen dort. So sagten Sie vorhin.«
    »Und dann nehmen Sie eine Taxe und lassen sich zu Hintze fahren.«
    »Und dann nehme ich eine Taxe und lasse mich zu mir nach Haus fahren. Mir fehlt ziemlich viel Schlaf.«
    »Und Hintze?«
    »Vielleicht morgen, vielleicht am Sonntag. Sie können ihn ja telefonisch vor mir warnen oder präparieren. Im Augenblick ist sowieso wichtiger, wessen Kopf dieser Taucher aus dem Wasser geholt hat.«
    »Und den Fall wollen Sie dann Regulski anhängen? An der Ampel vorne bitte rechts.«
    »Wann begreifen Sie endlich? Einen toten Mann bringen Sie nicht vor Gericht, das sollte ich Ihnen nicht sagen müssen.« Er ordnet sich rechts ein, aber die Ampel zeigt Rot, auch für die Rechtsabbieger.
    »Entschuldigung«, sagt Keith. »Ich bin nicht mehr ganz frisch. Ich bin es ja, den Sie vor Gericht bringen wollen … Aber mal was anderes … Arbeiten Sie eigentlich für Regnier?«
    »Nein. Wie kommen Sie darauf?« Noch während Berndorf das sagt, meldet sich in seinem Kopf die glasharfenzarte Nörgelstimme und fragt, wer das eigentlich ist, dem Berndorf seine Rechnung schicken soll? Inzwischen hat die Ampel umgeschaltet, er ist abgebogen und fährt eine langgestreckte Wohnstraße entlang.
    »Nur so«, sagt Keith lässig, mit einem spöttischen Unterton. »Brozulat, der Mann vom Tauchclub, sagte mir, Regnier lasse für die Übung eine nette kleine Spende springen … Aber wie sich das im Einzelnen verhält, muss ein dummer Bulle wie ich ja nicht unbedingt wissen. Übrigens hatte ich immer angenommen, Regnier habe die gute alte Seilschaft Meunier & Kadritzke auf der Lohnliste. Offenbar müssen Sie noch andere Vorzüge haben, obwohl – entschuldigen Sie, Kollege, aber so besonders subtil kommen Sie mir auch nicht vor … Da vorne, von hier aus zweite Einfahrt, dann in den Hinterhof, Stellplatz 27, rechte Seite, ziemlich bald nach der Durchfahrt …«
    Berndorf setzt den Blinker. »Nicht so besonders subtil?«, fragt er zurück und muss dabei gähnen. »Da werden Sie Recht haben. Und die beiden Stasi-Brüder arbeiten noch immer für Regnier, da hat sich wohl noch nichts geändert.« Der Wagen rollt durch das Durchfahrtstor, und Berndorf kann auf dem mit weißer Farbe markierten Stellplatz einparken. Er zieht den Schlüssel ab und reicht ihn Keith. »Danke für die Fahrgelegenheit!«, sagt er, und Keith bedankt sich für gute Chauffeurdienste. »Wollen Sie nicht auf einen Schnaps mit raufkommen? Das Taxi können Sie von meinem Apparat aus bestellen. Es dauert sowieso, bis hier eines herfindet.«
    »Nett von Ihnen«, sagt Berndorf, »aber ich will wirklich nicht zu Hintze …«
    »Das können Sie jetzt halten, wie Sie wollen«, sagt Keith. »Das meiste, was er Ihnen erzählen kann, wissen Sie jetzt schon. Aber ganz wie Sie wollen … Ich hätte einen ordentlichen Scotch anzubieten, falls das Ihr Geschmack ist.«
    »Ein Scotch, bis das Taxi kommt?«, fragt Berndorf. »Dankend angenommen.« Er folgt Keith, der vor ihm an der Reihe der geparkten Autos zu einem Treppenaufgang geht und nur einen kurzen Augenblick vor einem der Wagen zu verharren scheint, einem kleinen weißen japanischen Flitzer, der rückwärts eingeparkt ist.
    »Wenn Sie schon Besuch haben sollten«, sagt Berndorf, »holen wir den Scotch ein andermal nach.«
    »Kommen Sie nur«, sagt Keith, »Sie werden die Kleine

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