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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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oder aber vielleicht doch eine andere Waffe entwendet hat? Das ist doch, entschuldigen Sie bitte, Korinthenkackerei …«
    Dingeldey wirft einen Blick zum Senator, aber der blickt zur Decke und hat begonnen, einen Trauermarsch zu trommeln. »Sie haben es noch immer nicht begriffen«, sagt der Anwalt freundlich. »Von der Antwort auf die Frage, welche Waffe zu welchem Zweck der Polizeibeamte Regulski mit sich geführt hat, hängt ab, ob Regulski überhaupt ermordet worden ist.« Er legt eine Pause ein und lächelt. »Womöglich ist er in Notwehr getötet worden.«
    Ein letzter Trommelwirbel beendet den Trauermarsch. »Wir können natürlich den ganz großen Hammer herausholen«, schaltet sich Missenpfuhl ein. »Gewiss könnten wir das.« Er wirft einen warnenden Blick auf Dingeldey. »Aber je größer der Hammer ist, desto mehr Krach macht er … Wie wär es denn mit dem Kriminaltechnischen Institut des BKA in Wiesbaden?«
    B erndorf geht den hohen, oben sogar mit NATO -Draht gesicherten Bauzaun entlang, den in voller Höhe und Länge Graffiti und Slogans überziehen, von denen die meisten sehr wenig freundliche Feststellungen über die Qualität des Bauwerks hinter dem Zaun enthalten und darüber, wie die Baugenehmigung dafür zustande gekommen ist. Von dem Bauwerk selbst sieht man im Augenblick nur die Struktur der Stahlträger, die weniger kühn als verschachtelt in den Himmel über Berlin ragen. Berndorf kommt an den Eingang zur Baustelle, ein Schlagbaum ist heruntergelassen, Wachleute in Springerstiefeln – Beine gespreizt, Arme vor der Brust gekreuzt – achten darauf, dass sich niemand Unbefugtes unter dem Schlagbaum durchschlängelt. Berndorf fragt nach der Bauleitung, genauer: nach Herrn Paul Hintze, nein, er sei nicht angemeldet.
    »Tut mir leid«, erklärt der Scharführer des Sicherheitsdienstes, »aus Sicherheitsgründen können wir nur angemeldete Besucher auf die Baustelle lassen …« Immerhin reicht er Berndorf eine Karte mit Telefon-Nummer und E-Mail-Adresse der Bauleitung. Berndorf tippt grüßend mit zwei Fingern an die Stirn und trollt sich … Trollt sich? Ja doch, denkt er, anders kann man das nicht nennen, die Abfuhr hätte er sich sparen können. Er blickt sich um, die andere Straßenseite ist zugeparkt, er überquert die Straße und geht an den geparkten Fahrzeugen entlang, etwas unschlüssig, was er weiter tun soll. Es ist unsinnig, auf das Arbeitsende in der Baustelle zu warten und den Polier Paul Hintze am Eingang abfangen zu wollen, vermutlich hat Hintze einen eigenen Stellplatz innerhalb des Bauzauns … Es ist alles sein Fehler. Er hätte versuchen sollen, Hintze am Samstagnachmittag oder – noch besser – am Sonntagvormittag aufzusuchen, da hätte er ihn sicher angetroffen.
    Aber das kann er ja noch versuchen. Er will den Weg zur nächsten U-Bahn-Station einschlagen und tut es auch und ist an der dunklen VW -Limousine auch schon vorbei, als in seinem Kopf eine Warnlampe aufglimmt. Die Limousine stand in Fahrtrichtung zum Eingang der Baustelle, und der Fahrer, der darin saß, ganz unauffällig, so dass er fast nicht zu sehen gewesen war, hatte also im Auge, wer dort vorsprach, wer hineingelassen wurde und wer herauskam.
    Falls man Spaß hat, so etwas zu beobachten.
    Berndorf kehrt um und klopft an die Scheibe der Fahrertür. Die Scheibe wird sofort heruntergelassen, ein Mann – blasses Gesicht, dunkles Haar mit ausgeprägten Geheimratsecken – wendet sich Berndorf zu.
    »Nun treffen wir uns schon wieder«, sagt Berndorf, »was es für Zufälle gibt!«
    »Da sehen Sie – so groß ist Berlin doch gar nicht«, sagt Keith. »Aber steigen Sie doch ein, Kollege. Das dauert, bis Hintze Feierabend macht.«
    Berndorf sagt nichts weiter, sondern geht um den Wagen herum und lässt sich auf dem Beifahrersitz nieder.
    »Ich habe mich im Internet ein wenig schlau gemacht, und zwar über Sie«, fährt Keith fort. »Deswegen erlaube ich mir, Sie als Kollegen anzusehen … Sie haben ein Morddezernat geleitet?«
    »Dezernat Römisch Eins. Kapitalverbrechen und Brandstiftung. Ein kleines Dezernat in einer kleinen Stadt.«
    »Mit einem großen Turm«, ergänzt Keith. »Sie sind aber ausgestiegen, vorzeitig?«
    »Es war das Knie«, antwortet Berndorf. »Es hatte mich einer angefahren. Ein Lastwagen, wissen Sie …«
    »Ja, der Beruf ist nicht ganz ungefährlich«, meint Keith. »Und jetzt betreiben Sie also eine kleine Detektei, na ja, toll sind unsere Renten wirklich nicht.«
    »Der Zuverdienst ist

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