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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Schließlich ist Finklin soweit, klebt die Zigarette zusammen und steckt sie sich an. Wieder schiebt er Tabakbeutel und Zigarettenpapier zu Harlass, aber der lehnt diesmal ab. »Du wolltest mir was erklären«, erinnert er ihn.
    »Nur mit der Ruhe … Es geht nämlich nie um das Erklären, sondern immer um das Verstehen. Dafür ist dein Fall ein sehr schönes Beispiel. Du willst wissen, was dir warum passiert ist? Dazu könnten dir sowohl mein alter Freund Giselher als auch der Polizist Dingsbums vermutlich einiges erklären, wenn sie noch am Leben wären. Das sind sie aber nicht, denn du hast ihnen das Gesicht und das Gehirn entzweigeschossen. Also fallen sie als Erklärer aus, und deshalb musst du selbst verstehen, warum du sie umgebracht hast.« Er betrachtet die Zigarette, scheint zufrieden und nimmt einen neuen Zug.
    »Also warum?«, fährt er schließlich fort. »Es gibt Leute, denen macht es Vergnügen, jemanden umzubringen. Oder die Todesangst in den Augen des anderen zu sehen. Durchaus möglich, dass so etwas bei dir hineinspielt. Dass es dir einen Kick gibt, so etwas zu sehen. Und dann abzudrücken.« Er lässt die Zigarette sinken und blickt hinüber über den Schreibtisch zu Harlass. Aber der sitzt außerhalb des Lichtkreises der Schreibtischlampe.
    »Möglich. Gut möglich sogar.« Finklin hat seinen Monolog wieder aufgenommen. »Wir kommen später noch einmal darauf zurück. Da du nicht weißt oder nicht zu wissen scheinst, warum du die zwei Männer getötet hast, müssen wir die Fakten befragen. Oder das, was davon in den Zeitungen steht. Danach bist du mit einer Pistole unter der Jacke zu diesem Hallenbad gefahren und hast dort meinen alten Freund Giselher umgebracht. Und das auch noch vor Zeugen. Was darf man daraus schließen? Na?«
    Harlass zuckt die Achseln. »Sag es mir halt.«
    »Es wäre viel einfacher gewesen, irgendwo nachts einem Obdachlosen ins Gesicht zu schießen«, antwortet Finklin. »Naja, der ist vielleicht betrunken und kriegt gar nicht richtig mit, was mit ihm passiert. Das macht dir dann nicht so viel Spass. Aber du hättest auch eine Frau abpassen können, eine Kellnerin oder Arbeiterin oder Krankenschwester nachts auf dem Heimweg …«
    »Hör auf«, sagt Harlass. »So etwas hab ich nie gemacht.«
    »Nein? Aber vielleicht etwas anderes in dieser Art?«, fragt Finklin. »Ich vermute nämlich mal, dass nicht du meinen armen Freund Giselher ausgesucht hast, sondern Giselher ist von jemand anderem ausgesucht worden. Und dieser Jemand hat dir auch die Pistole besorgt, denn irgendwie – nimm mir das bitte nicht übel – siehst du mir nicht so professionell aus, dass du von selber an solches Gerät kommen könntest. Es hat dich also jemand angeheuert, das zu tun, und dieser Große Unbekannte – der so unbekannt vielleicht gar nicht ist – hat dich aus irgendeinem Grund als geeignet und brauchbar angesehen … Wolltest du etwas sagen?«
    »Das ist ziemlich kariertes Zeug, was du redest. Sag doch lieber endlich, worauf du hinauswillst.« Harlass sagt das etwas zu laut, denn unter dem Schreibtisch erhebt die Hündin Hexe den Kopf und knurrt.
    »Ruhig, Hexe, braver Hund!« Finklin hat sich zurückgelehnt und blickt unter den Schreibtisch. Von dort hört man ein letztes Knurren, dann rollt sich Hexe wieder zusammen, die Augen aber auf Harlass gerichtet. »Ich will darauf hinaus«, fährt Finklin fort, »dass du dich selbst verstehst. Du bist als Killer angeheuert worden, da brauchen wir gar nicht mehr drumrumreden, und weil du meinen alten Freund Giselher umgebracht hast, hab ich so ungefähr auch eine Idee, aus welcher Ecke die Auftraggeber kommen. Nur – dieser zweite Mord, der passt nicht dazu. Ums Verrecken passt er nicht dazu …« Er unterbricht sich, denn es hat geklopft. In der Tür steht Maria, steckt in einem Sportdress und teilt mit, dass sie jetzt eine Stunde Waldlauf machen wird. Finklin meint, das sei in Ordnung, sie solle sich aber im Wald nicht notzüchtigen lassen. Maria scheint zu verstehen, jedenfalls zeigt sie ihm den Effenberger und zieht die Türe wieder zu. »Wo waren wir stehen geblieben? Bei Dingsbums – bei dem Polizisten Regulski. Der hatte allerdings Papiere bei sich, die könnten in einem gewissen Bezug zu Giselher stehen, von mir ganz abgesehen … ja doch, das könnte man so sagen.«
    Von der Zigarette ist nur noch ein Stummel geblieben, den Finklin endlich ausdrückt. »Der Dingsbums – dieser Regulski war aber weder ein Freund von Giselher, das wüsste

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