Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
Vom Netzwerk:
hat?«
    Lena Quist hat sich inzwischen an das Telefon gesetzt, den Durchschlag der Quittung für Regulski vor sich. Jörgass zuckt mit den Schultern und beschließt, sich erst einmal draußen am Automaten einen Kaffee zu holen. Es ist nämlich nicht wahr, dass Kaffeeautomaten in Polizeidienststellen grundsätzlich nicht funktionieren. Und der Becher Kaffee dort ist preiswert, und trinken kann man ihn auch, wenn man keine zu hohen Ansprüche hat. Als er in sein Büro zurückkehrt, ist Lena-Kätzchen dabei, eine Notiz zu tippen.
    »Es ist wirklich seine Dienstpistole«, sagt sie und deutet mit dem Kinn auf die Walther PPK , »und andere Schusswaffen hat er nicht gehabt, es sind jedenfalls keine auf seinen Namen registriert.«
    »Brav«, sagt Jörgass und setzt sich hinter seinen Schreibtisch. In der Schule hatte es solche Mädchen gegeben. Auch so kleine Kätzchen, immer leise, immer was pfötelnd, aber die Einser haben dann sie geschrieben.
    S cheppernd öffnet sich die Tür zum Kassen- und Verkaufsraum der Tankstelle Crammenow. Dolf Patzert, der gerade seinen BMW aufgetankt hat, tritt ein und blickt sich um: hinter der Kasse ein älterer Mann mit einer Stirnglatze, vor den Regalen für Motoröl und Frostschutzmittel ein einzelner Rundtisch für einen Kaffee oder ein Bier im Stehen. Davor ein jüngerer Kerl mit einer Baseball-Kappe, der sich an einer Cola festhält. Niemand sagt ein Wort. Patzert geht zur Kasse und zahlt mit einem Hunderter, bekommt das Wechselgeld und steckt es ein.
    »Schönen Gruß auch von den Kameraden aus Neukölln«, sagt er dann noch.
    »Schon gut«, antwortet der Tankwart und deutet auf den Kerl am Stehtisch: »Das ist der Kai.« Dann verschwindet er in seinem Kabuff hinter der Kasse. Patzert geht zu dem Stehtisch, die beiden Männer nicken sich zu.
    »Da haben heute schon die Bullen nach einem gesucht«, teilt Kai mit.
    »Und?«, fragt Patzert. »Haben sie ihn gefunden?«
    »Nö.« Kai trinkt einen Schluck aus der Cola-Flasche und stellt sie ab. »Ich hab mich ein bisschen rumgehört.« Mit einer Kopfbewegung zeigt er zum Ausgang. Sie gehen zu Patzerts BMW, auf dem Beifahrersitz wartet ein großer Kerl, »das ist der Uwe«, sagt Patzert, als er einsteigt. Kai nimmt auf dem Rücksitz Platz.
    »Da ist am Montagnachmittag einer mit dem Zug gekommen«, teilt Kai mit. »Jüngerer Typ, mit ’ner Aktentasche unterm Arm. Irgendwie war er komisch. Als ob er bekifft wär.«
    »Bekifft?«, fragt Patzert nach und startet den Motor.
    »Oder sonst zugedröhnt … Es gibt im Dorf eigentlich nur einen, wo so einer unterkommen kann.«
    »Bauernende sieben, Finklin, richtig?«
    »Richtig.«
    »Was ist das für ein Vogel?«
    »Ein alter Spinner«, antwortet Kai. »Auf jeden Fall eine linke Zecke. Haust mit einer Polin oder Russin in einer alten Datsche. Aber Vorsicht! Der hat früher mal geboxt. DDR -Auswahl und so … Ich zeig euch, wo er wohnt. Fahr weiter auf die Hauptstraße und dann links weg, wenn ich es sag!«
    Patzert fährt los, erst die Hauptstraße entlang, dann über eine Seitenstraße, die etwas ansteigt. Ein geducktes Haus erscheint vor ihnen, die Fensterrahmen rot gestrichen und von einer dichten Hecke umgeben. »Das da vorn ist es, das letzte Haus hier an der Straße«, sagt Kai. Patzert fährt weiter, ohne die Geschwindigkeit zu drosseln.
    »Und da ist jetzt einer, der sonst nicht da ist?«, meldet sich plötzlich Uwe, der Mann auf dem Beifahrersitz.
    »Das weiß ich nicht«, sagt Kai mürrisch. »Ich hab nur gesagt, dass dieser Typ nur dort sein kann. Sonst würde man ihn kennen. Fahr mal bis zum Waldrand.«
    Bis zum Waldrand sind es nur noch wenige hundert Meter. Bergauf biegt die Straße erst nach rechts, dann in einem größeren Boden nach links ab und führt nicht in den Wald hinein, sondern an ihm entlang weiter in nördlicher Richtung. An einem Schild »Durchfahrt verboten« vorbei dirigiert sie Kai auf einen holprigen Waldweg bis zu einem Lagerplatz für Langholz, vor dem der BMW abgestellt werden kann. Die drei Männer steigen aus, Kai geht ihnen voran, zurück zum Waldrand, wo ein gutes Stück unterhalb der Stelle, an der die Straße nach Norden abbiegt, ein Hochsitz aufgestellt ist. Vom Hochsitz aus kann man den freien Hang unterhalb der Straße beobachten und hat Blick auf die weite, von Gräben und Pappelreihen durchzogene Ebene des Luch. Rechts von ihnen liegt jetzt die Datsche Bauernende Nummer sieben. »Von hier aus hast du alles im Griff«, sagt Kai. »Wenn du mich nicht mehr

Weitere Kostenlose Bücher