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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Schließdienst ein Hühnchen gerupft habe, mit denen waren wir sowieso nicht zufrieden, der Schriftwechsel dazu müsste auch irgendwo sein.«
    »Danke«, sagt Tamar. »Das genügt mir schon. Die Ausbesserungsarbeiten wurden also am 6. November veranlasst? Und später war da nichts mehr?«
    »Überzeugen Sie sich selbst«, sagt Carius und dreht den Aktenordner zu Tamar. »Paul Hintze, der Chef dieser Baufirma, war ein sehr akkurater und gewissenhafter Mann …«
    N imm es nicht so schwer«, sagt Jörgass, als er mit Lena Quist über den Korridor zu ihrem gemeinsamen Büro geht, »Keith ist geladen, weil nichts vorangeht. Weil von ihm selber nichts kommt. Ein anderes Mal ist ein anderer dran.«
    »Er hätte das nicht vor der Staatsanwältin sagen müssen«, gibt Lena Quist zurück. »Wirklich nicht. Und überhaupt wussten die Kollegen da draußen ja Bescheid, um wen es ging. Mit wem sie es zu tun bekommen könnten. Ich kann doch denen nicht sagen, hört mal, Kollegen, ihr müsst da aber aufpassen, der ist gefährlich! Als ob das kleine Kinder wären …« Sie bricht ab, denn durch den Korridor kommt ihnen ein älterer, nein: ein alter Mann entgegen, groß gewachsen, aber nach vorne gebeugt und durch eine Brille mit dicken Gläsern äugend, eine Plastiktüte in der Hand.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragt Lena Quist, und der Mann sagt, er suche jemanden von der Mordkommission, und Lena Quist öffnet die Tür zu ihrem Büro und sagt, er solle erst einmal hereinkommen. Worum es denn gehe?
    »Es ist wegen meinem Bruder«, sagt der Mann, »Sie wissen doch, mein Bruder, der totgeschossen wurde, er war ja auch Polizist … Hier!« Er drückt der Quist die Plastiktüte in die Hand. »Ich weiß nicht, wohin damit, erst war ich auf seinem alten Revier, aber die haben mich zu Ihnen geschickt, jetzt bin ich schon den halben Tag unterwegs nur mit diesem einen Ding, was glauben Sie, was es in einer solchen Wohnung sonst noch an Krempel hat, Regulski ist übrigens der Name, Jakob Regulski.«
    Lena Quist kann von außen fühlen, was in der Tüte ist, und deswegen zieht sie erst einen Plastikhandschuh an, bevor sie die Walther PPK herausholt und vorsichtig auf ihren Schreibtisch legt.
    »Wo kommt das her?«, fragt Jörgass und beugt sich über die Waffe. »Jedenfalls nicht vom Schrottplatz.«
    »Er hat es in seinem Schreibtisch gehabt«, sagt der Mann, »und der Schreibtisch war nicht einmal abgeschlossen. Und ich muss jetzt doch seine Sachen ausräumen, so alt ich bin, das ist doch merkwürdig, schon als Halbwüchsiger hab ich immer auf die zwei Kleinen aufpassen müssen, auf den Bruder und auf die Schwester, und dann war erst die Schwester tot und jetzt der Bruder, nur ich alter Sack bin noch am Leben, und wieder muss ich hinter ihm her aufräumen. Aber ihn geht das alles nichts mehr an, das ist vielleicht auch ein Trost. Aber das Ding da, das will ich nicht behalten, das hat ihm nicht geholfen und ist zu nichts gut, glauben Sie mir das, junge Frau, und wenn Sie mir bitte schön möchten quittieren wollen, dass ich das abgegeben habe!«
    »Im Schreibtisch war das?«, fragt Jörgass nach. »Komisch.«
    »Das weiß ich nicht, was daran komisch ist«, meint Jakob Regulski. »Die haben meinen kleinen Bruder totgeschossen, die Komiker, da muss ich nicht so toll lachen.«
    Jörgass stutzt und fängt einen strengen Blick seiner Kollegin Quist auf, dann begreift er und versucht sich zu entschuldigen. »Nichts daran ist komisch, auch für uns nicht, glauben Sie mir, wenn ein Kollege so tragisch ums Leben kommt …«
    Lena Quist hört nicht weiter zu, was ihr Kollege an den alten Mann hinredet, sondern stellt eine Quittung aus, Polizeipistole Walther PPK von Herrn Jakob Regulski erhalten, schreibt auch die Seriennummer und das Datum hinzu, überreicht das dem alten Mann und spricht ihm ihr Beileid aus. »Danke«, sagt Jakob Regulski, »ich hab schon gedacht, ich schmeiß das Ding in die Spree …«
    »Du Komiker«, sagt Lena Quist zu Jörgass, als sie wieder allein sind, »so kannst du mit den Leuten nicht reden!«
    »Ach, Lena-Kätzchen, lass mich in Ruhe! Das ist doch wirklich komisch, verdammt noch mal, als wir den toten Regulski gefunden haben, hatte er ein Schulterhalfter an, ein Halfter ohne was drin. Also hat man ihm die Waffe abgenommen. Aber wenn das hier seine Dienstpistole ist, was für ein Schießeisen hat er dann dabeigehabt? Es legt doch keiner das Schulterhalfter an, nur damit er dieses blöde Gefühl unterm Arm

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