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Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel
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dass du eines Tages das Glück erwischst. Kann ja sein, dass dir eine Frau über den Weg läuft, die genau das ist, wovon du die ganze Zeit geträumt hast. Und was hast du getan, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben?«
    »Das kann ich dir genau sagen. Ich habe unanständig viel an dich gedacht. Jedenfalls in jeder freien Minute, die ich hatte.« Sie war stehen geblieben, hatte ihn festgehalten, sank leicht gegen ihn, krallte sich in seinem Hemd fest. »Du bist ein Scheißkerl, dass du mich so blockierst!« Sie hatte eine ganz helle Stimme, das letzte Mal hatte er diese Stimme ein Glockenläuten genannt.
    »Ich bin eben ein cooler Zauberer«, sagte er tonlos.
    Er zog sie langsam aus, sie sanken nebeneinander in das Gras. Und als sie in den blauen Fetzen unter ihm lag, sagte er ganz erstickt: »Diese paar Quadratzentimeter Dunkelblau machen mich ganz verrückt.«
    »Dann zieh sie mir aus«, erwiderte sie. »Ich bin nämlich auch eine ganz coole Zauberin.«
    Später, als sie erschöpft nebeneinander lagen, fragte sie: »Magst du mir ein wenig von dir erzählen? Wo kommst du her? Aus Hillesheim bist du nicht, dann hätte ich dich schon eher getroffen.«
    »Ich bin aus der Gegend von Münster«, sagte er. »Mein Vater hat eine Schweinezucht, und ich tauge nicht zum Schweinezüchter. Ich dachte, ich hätte dir das beim letzten Mal schon erzählt. Na ja, ich habe Elektroinstallateur gelernt. Und irgendwann kam ich in die Eifel und lebe jetzt hier. Es ist eine schöne Gegend, nicht so platt wie bei mir zu Hause.«
    »Hast du eine Wohnung?«
    »Ja, habe ich. Nicht viel Platz, aber genug für mich. Und nimm deine Hand da weg, sonst passiert was.«
    »Ich möchte ja, dass etwas passiert.«
    »Du bist eine hungrige Frau!«, sagte er lächelnd.
    »Das bin ich. Und wenn du schon damit angefangen hast, mich zu küssen, dann bitte etwas mehr südwärts.«
    »Die Himmelsrichtung kannst du bestimmen«, sagte er undeutlich.
    Irgendwann fragte sie: »Ich weiß gar nicht, ob es mich interessiert, aber wie alt bist du?«
    »Sechsundzwanzig«, sagte er. »Ein Jahr jünger als du. Stört dich das etwa?«
    »Überhaupt nicht. Und was hast du so mit deinem Leben vor?«
    »Das weiß ich nicht genau. Ich denke manchmal, ich bin ein Familientier. Und manchmal denke ich, ich sollte besser allein bleiben. Das ist unkomplizierter. Aber wenn ich dich so ansehe, dann ist mir das Glück begegnet. Also jedenfalls glaube ich nicht mehr an die Einsamkeit.« Er grinste, und sie zündete ihm eine Zigarette an.
    »Hast du Lust, mich mal zu Hause zu besuchen?«
    »Oh ja«, sagte er gedehnt. »So lange du mich nicht mit deinen Eltern verkuppelst, ist das eine verdammt gute Idee.«
    »Ich habe ziemlich häufig gute Ideen« sagte sie.
    Sie trennten sich, als der Mond längst aufgegangen war und kein Baum mehr einen Schatten warf.
    Mitte der Woche rief Gerlinde eine alte Freundin in Hillesheim an. Sie machte es kurz: »Bei euch da ist ein Typ zugezogen, Thomas heißt er. Sieht irre aus, ist Elektroinstallateur ...«
    »Ja, ja, ja, kenne ich. Sieht wirklich klasse aus. Mit diesem drei-Millimeter-Bart, mit dieser irren Stimme. So sanft und gleichzeitig knallhart. Da kannst du als Jungfrau lange dran rummachen.«
    »Also so was!« rügte Gerlinde. »Ich wollte nur wissen, wie der Typ so ankommt, was er drauf hat und so. Nichts Besonderes, wirklich nichts Besonderes.«
    »Du klingst, als hättest du einen Engel getroffen. Okay, Engelchen, Schluss mit dem Schmus. Was willst du wissen?«
    »Alles.«
    »Okay. Ich ruf dich an.«
    Sie rief am Freitag an, und die Botschaft, die sie brachte, war von ganz besonderem Reiz. Gerlinde schwieg, kommentierte das nicht, rief ihn stattdessen an und säuselte ganz sanft: »Hast du morgen schon was vor? Treffen wir uns bei mir?«
    »Gut«, sagte er knapp. »Abends? Zwanzig Uhr?«
    »Ja, ist recht«, sagte sie. »Ich freue mich!«
    »Ich mich auch«, murmelte er sanft.
    Er kam, er schellte im ersten Stock, sie war da, und sie sah bezaubernd aus.
    »Das ist ja ein Riesenhof«, sagte er. »Milchkühe?«
    »Ja«, nickte sie.
    »Wie viele?«
    »Zweihundertsechzig«, antwortete sie.
    »Fantastisch!«, murmelte er.
    »Warte, ich zeig dir den Betrieb.«
    Sie schlenderten gemeinsam Händchen haltend durch die bäuerliche Welt, und Gerlinde zeigte ihm alles, was er wissen sollte und worauf sie so stolz war.
    »Mein Vater hat das alles aufgebaut. Er ist der Mann meines Lebens, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Ja, natürlich verstehe

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