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Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel
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bereits in ihren Briefe erkannt.
    »Bloß nicht Bonn«, antwortete er.
    »Wohin dann?«
    »Autobahn.«
    Beim Losfahren kreischte der Keilriemen der alten Karre. Rabe vermied den Blick zurück. Dieser Knast von Rheinbach war kein Ort, den man in Erinnerung behalten wollte.
    Erst an der nächsten Kreuzung spähte er die Straßen entlang. Kein Mensch weit und breit, der sie zu beschatten schien, doch Rabe wusste nicht, ob er dem Frieden trauen konnte. Selbst an Ritas Motiven hatte er anfangs gezweifelt. Als hätte sie es auf die Steine abgesehen und nur deshalb auf seine Kontaktanzeige geantwortet.
    Nichts ist sicher und auf niemanden ist Verlass – Rabes Credo seit der Kindheit.
    Rita kurvte durch die Stadt, den blauen Schildern folgend. Sie sagte: »Ich hab Kuchen dabei. Selbstgebacken. Mit Mangos. Ich dachte, wir weihen dein neues Zuhause ein.«
    »Eins nach dem anderen. Zuerst geht’s nach Kaltenborn.«
    »Kalten-was?«
    »Liegt in der Eifel.«
    »Klingt nach ’nem gottverlassenen Kuhkaff.«
    Er lachte. »Weißt du, dass du heute noch schöner bist als bei deinem Besuch im Knast?«
    »Schmeichler.«
    Als sie die Autobahn erreichten, beugte sich Rabe hinüber und küsste Rita auf die Wange. Er glaubte zu spüren, dass es ihr gefiel – das Eis war gebrochen.
    Der Tag fing gut an. Und in wenigen Stunden würde er reich sein.
    »Was willst du in dem Kaff?«, fragte Rita.
    Sie hat keine Ahnung, stellte Rabe fest. Woher auch. In seinen Briefen hatte er nichts verraten, denn die Bullen überwachten die Post im Knast. Vor allem, wenn sie einen Einbrecher hatten, nicht aber seine Beute.
    »Ich bin dort aufgewachsen«, antwortete Rabe.
    Sie rauschten südwärts. Rechts und links bewaldete Hügel unter grauem Himmel. Keine Blätter mehr im Gestrüpp.
    Rabe bemerkte, dass seine Freundin in den Rückspiegel blickte. Sofort meldete sich seine Paranoia wieder. Ein weißer Mercedes klebte an der Stoßstange. Endlich scherte der Bonzenschlitten auf die linke Spur und zog vorbei. Ein Mann mit Hut. Harmlos.
    »Mit dem Kuhkaff liegst du richtig«, sagte Rabe. »Aber ein guter Kumpel von mir hat etwas für mich aufbewahrt.«
    Sie warf ihm einen Blick zu. »Wenn du vorhast, rückfällig zu werden, wird das nichts mit uns.«
    »Ich hab’s kapiert«, sagte er. Es freute ihn, dass sie sich um ihn sorgte.
    Er legte seine Linke auf ihren Schenkel. Festes Fleisch unter dem Jeansstoff, ein gutes Gefühl. Sie wehrte sich nicht. Eine Zukunft mit ihr konnte sich Rabe noch nicht recht ausmalen, aber er fand, dass sie auf dem besten Weg waren.
    Sie passierten das Kreuz Meckenheim. Wieder äugte Rita in den Rückspiegel. Als fürchte sie, dass jemand mitbekam, was seine Hand anstellte. Rabe küsste ihren Hals und blickte ebenfalls nach hinten. Die Luft war rein.
    »Du hast mir nie etwas über diesen Kumpel geschrieben«, sagte das Mädel und hielt sich am Lenkrad fest.
    »Die Bullen. Postüberwachung, verstehst du? Bin gespannt, wie Kalle reagiert, wenn wir aufkreuzen. An eines musst du immer denken: Nichts ist sicher und auf niemanden ist Verlass.«
    Er befühlte ihre Brust. Sie sagte: »Willst du, dass ich einen Unfall baue?«
    Rabe lachte und deutete auf ein Parkplatzschild. »Fahr hier raus.«
    Das Mädel setzte den Blinker und gehorchte. Sie rollten an weißen Bänken vorbei. Betontische, die niemand nutzte. Hinter einem Lastwagen mit niederländischem Kennzeichen stoppten sie.
    Als Rabe mit klopfendem Herzen Ritas BH aufhakte, rollte ein roter Passat vorbei. Typen, die herüberglotzten. Blöde Spanner. Dann war der Passat verschwunden.
    Der blinkende Punkt auf dem Monitor bewegte sich nicht vom Fleck. Ein feines Gerät, das die Kripo Köln da besaß, freute sich Kaufmann. Sie hatten es nicht nötig, dem Zielobjekt auf Sichtweite zu folgen. Sie konnten sogar vorausfahren.
    »Und jetzt?«, ließ sich der Praktikant vernehmen, der mit aufgetürmter Gelfrisur hinter dem Steuer saß. »Sind wir nicht schon in Rheinland-Pfalz?«
    »Egal.« Hauptkommissar Kaufmann musste aufstoßen. Nie wieder Wurstsalat, beschloss er. Zumindest nicht mit Zwiebeln.
    Kaufmann dirigierte den Jungen. Vor dem Dreieck Bad Neuenahr-Ahrweiler ließ er ihn auf dem Standstreifen halten. Sogar für das Einschalten der Warnblinkanlage brauchte der Praktikant eine Anweisung.
    Seinen Namen hatte Kaufmann vergessen. Aus dem Burschen würde nie ein richtiger Kriminalist werden – nicht mit dieser affigen Frisur.
    »Was machen die zwei so lange?«, fragte der

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