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Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel
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bestellen?«
    »So in etwa«, sagte ich. »Oder nicht?«
    Er kicherte. »Wissen Sie, wie lange selbst ein Profi hinter einer Waffe herlaufen muss?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Wochenlang«, sagte er. »Und dann ist noch nicht einmal sicher, dass man eine kriegt. Und dann muss man sie auch noch bezahlen. Wissen Sie, was eine nicht registrierte Waffe kostet?«
    Wieder schüttelte ich den Kopf.
    Er hob seine Pistole, sodass ich jetzt zum ersten Mal einen genauen Blick darauf werfen konnte.
    »Tausend«, sagte er. »Bar auf die Hand.«
    Ich schwieg.
    »Das hätten Sie nicht gedacht, was?«, fragte er.
    »Nein«, gab ich zu und fuhr rechts ran auf den Seitenstreifen.
    Er rammte mir die Waffe in die Seite. »Sind Sie lebensmüde?«, fragte er. »Weiterfahren!«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich schieße!«, sagte er.
    Ein Lastwagen rauschte an uns vorbei. Ich rührte mich nicht.
    Schweiß war auf seine Stirn getreten. »Sie sollen weiterfahren!«, verlangte er.
    »Nein«, sagte ich. »Sie steigen jetzt aus.«
    Die Mündung seiner Pistole erschien vor meinen Augen. Ich starrte in das hässliche schwarze Loch und fühlte mich plötzlich ganz ruhig.
    »Ich schieße ...«, stieß er hervor.
    »Schießen Sie«, sagte ich. »Ich wollte unser neues Modell
FBI-Special
schon immer mal in Aktion sehen.«
    Sein Mund klappte auf. Zwischen den Schneidezähnen steckte noch ein Stück Fleischwurst.
    »Ich vertrete nur das Spielzeug für die Altersklasse drei bis sieben«, sagte ich und tippte Harry den Bären kurz an. »Aber mein Kollege vertritt die Spielzeuge für die Kinder von sieben bis dreizehn. Er hat die
FBI-Special
seit einem halben Jahr im Programm. Das Ding verkauft sich nicht besonders gut, wie er sagt. Dabei war unser Chef ziemlich stolz darauf, dass die Waffe einer echten Pistole zum Verwechseln ähnlich sieht.«
    Er ließ die Spielzeugpistole sinken.
    »Unser Firmenzeichen ist oben auf dem Lauf eingeprägt«, sagte ich. »Ich konnte es bloß hier im dunklen Wagen nicht sofort erkennen.«
    Er sank zusammen und dachte nach. Dann machte er die Beifahrertür auf. »Okay«, sagte er. »Sie haben gewonnen.«
    Er wollte aussteigen.
    »Moment«, sagte ich.
    Er wandte sich um und starrte in die Mündung meiner Waffe, die ich aus der Halterung unter dem Sitz gezogen hatte. »Ihr Koffer bleibt hier!«
    Zwei Minuten später war ich wieder unterwegs. Im Rückspiegel wurde mein Beifahrer von der Nacht verschluckt. Sein Koffer lag auf dem Beifahrersitz, und ich steckte meinen
Magnum Colt Python
wieder weg. Der Kollege hatte doch Recht – das Ding sah einer echten Waffe noch ähnlicher als die verdammte
FBI Special
.

WG
von Harald Bongart
    I.
    Er ist nicht mehr der alte. Er hat sich verändert. Unmerklich erst. Doch jetzt tritt es offen zu Tage. Seit er die neue Stelle antreten musste, hat er sich verändert.
    Er trinkt mehr als früher. Die Flaschen habe er als Geschenk erhalten. Behauptet er. Aber auf unserem gemeinsamen Konto fehlt Geld. Immer größere Beträge, in letzter Zeit. Wenn ich ihn darauf anspreche, wird er aggressiv.
    So weichen wir uns in der Wohnung aus, so gut es geht. Ohnehin sehen wir uns meist nur im Badezimmer. Jetzt rasiert er sich nur noch unregelmäßig. Es ist so idiotisch.
    II.
    Ich habe mir ernstlich Sorgen um ihn gemacht. Drei Tage war er nicht aufgetaucht. Wenigstens gab er zu, dass er abgestürzt war. Ich begreife es nicht, wie ihm diese neue Aufgabe so zusetzen kann. Aber er geht jeder Diskussion aus dem Weg.
    III.
    Ich habe versucht, ihm zu helfen. Auf meine Art, gewiss. Ein Vorhängeschloss auf dem Küchenschrank. Es ist fehlgeschlagen. Mit einem Fußtritt hat er die beiden Türen zertrümmert, bis er wieder an seinen Alkohol kam. Als wir uns das nächste Mal sahen, hat er nach mir geschlagen.
    IV.
    Irgendwie konnte ich ausweichen. Glas splitterte, als seine Faust den Spiegel traf. Er hat geblutet wie ein Weltmeister. Im Krankenhaus in Euskirchen haben sie ihm die Hand geflickt. Es war keine wichtige Sehne verletzt. Glück im Unglück. Jetzt ist er erst einmal für sechs Wochen arbeitsunfähig.
    V.
    Solange er nicht zu dieser Dienststelle musste, war alles in Ordnung. Fast konnte man glauben, es sei wieder wie früher. Aber seit vorgestern ist er wieder »in seinem Gulag«. Er sagt »Gulag«, als sei es ein Straflager. Dabei arbeiten doch auch andere dort. Was macht er dort bloß? Was machen die mit ihm? Es ist sinnlos, mit ihm darüber reden zu wollen.
    VI.
    Gestern hat er die Wohnzimmereinrichtung

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