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Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel
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Praktikant.
    Kaufmann wandte sich nach hinten, wo Kommissar Olschewski mit den Akten raschelte. »Ein scharfes Luder, Rabes neue Freundin. Hast du die Figur gesehen, Olli?«
    Der Kollege brummte nur. Seit Tagen stellte er schlechte Laune zur Schau. Dabei traten die Ermittlungen in eine neue Phase. Rabe musste beim Einbruch in das Juweliergeschäft am Kölner Neumarkt Komplizen gehabt haben. Tippgeber, Handlanger, Schmieresteher. Die Diamanten waren nie aufgetaucht – todsicher war Rabe jetzt unterwegs, um irgendwo seinen Anteil einzufordern. Nur Olli hielt nicht viel von dieser These.
    Der Praktikant räusperte sich.
    »Is’ was?«, fragte Kaufmann.
    »Offenbar hat es Rabe doch nicht so eilig.«
    Klugscheißer, dachte der Hauptkommissar. Er sagte: »Sobald er abgespritzt hat, stellt Rabe die Peilung wieder voll auf die Klunker ein. Oder was meinst du, Olli?«
    Wieder nur ein Brummen, begleitet vom Rascheln der Unterlagen.
    Kaufmann raunte dem Praktikanten zu: »Kollege Olschewski ist neidisch auf Rabe, weil seine Alte ihn nicht mehr ranlässt.«
    »Halt’s Maul«, knurrte der Kollege auf dem Rücksitz.
    Kaufmann wusste, dass Olli eine hatte. Dass es deshalb Ärger mit seiner Gattin gab. Aber Kaufmann verstand nicht, warum der Kollege deshalb die Krise schob. Er selbst war seit fünfzehn Jahren Single ohne nennenswerte Erfolge beim anderen Geschlecht. Olschewskis Lage erschien ihm vergleichsweise interessanter.
    »Es blinkt nicht mehr!«, rief der Praktikant.
    Zu dritt starrten sie auf den Monitor. Kaufmann drückte Tasten, ohne zu wissen, was sie bedeuteten. Der Bildschirm erlosch, dann war die Karte wieder da. Das Signal blieb verschwunden. Kaufmann gab den aufsteigenden Gasen nach und rülpste.
    »Wie kann das passieren?«, erkundigte er sich bei Olli, der den Peilsender angebracht hatte.
    »Batterie leer, was weiß ich.«
    Auf zwei Spuren rauschte der Verkehr an ihnen vorbei in Richtung Koblenz. Kaufmann überlegte, wie lange die Turteltäubchen brauchen würden.
    »Ein Opel, oder?«, fragte er.
    »Corsa«, antwortete Olschewski und blätterte in irgendwelchen Unterlagen.
    Der Praktikant ergänzte: »Weiß, älteres Baujahr.«
    Vorlauter Kerl. Kaufmann beschloss, dem Jungspund klarzumachen, wer hier das Sagen hatte. »Worauf wartest du? Lass schon mal den Motor an!«
    Dann kniff er die Augen zusammen, um die Autobahn ins Visier zu nehmen. Seine Speiseröhre brannte. Der Staatsanwalt würde ihn zur Sau machen, wenn Rabe entwischte.
    Abfahrt Niederzissen. »Hier runter«, sagte Rabe in seinem Befehlston, den Rita hasste wie die Pest. Mit weißen Knöcheln umklammerte sie das Lenkrad und fragte sich, ob der Kerl ihr die Nervosität anmerkte. Auf dem Parkplatz hatte ihn seine Geilheit abgelenkt. Jetzt war es hoffentlich der Gedanke an die Diamanten.
    Sie beschloss, nicht länger darüber nachzugrübeln, was sie da tat. Das war nicht sie. Das war eine andere Rita.
    Die Landstraße schlängelte sich westwärts bergauf, nach ein paar Ortschaften wurde die Gegend einsam. Abgeerntete Felder und umgegrabene Rübenäcker. Viel Wald. Kaum ein Auto kam ihnen entgegen. Zweimal wechselten sie an einer Kreuzung die Richtung, dann ein Ortsschild:
    Kempenich
.
    Rabe zeigte auf ein Haus mit verwahrlostem Vorgarten. »Hier hab ich auch mal gewohnt.«
    Wieder ging es einen Hügel hoch. Rita hatte keine Ahnung mehr, wo sie waren. Sie war ausgelaufen und die feuchte Stelle im Slip fühlte sich kalt an.
    Plötzlich musste sie an ihre Jugend denken. An einen Brief, den sie einst geschrieben hatte, um einen pickligen Verehrer abzuweisen. Ihre Freundin hatte den Boten gespielt.
Je ne t’aime pas
– der Kerl ließ sich nie wieder blicken. So einfach war das damals gewesen.
    Kurz vor dem nächsten Weiler wies Rabe sie an abzubiegen. Der Corsa rumpelte auf eine Art Baracke zu, die an einem Bach lag. Das Bodenblech streifte Unkraut und lose Steine, bis ein Tor die Weiterfahrt verwehrte.
    »Warte hier«, raunzte Rabe. »Kalles Köter hat was gegen Fremde.«
    Er stieg aus. Sofort kurbelte Rita das Seitenfenster hinunter, um Rabes Geruch loszuwerden.
    Zweihunderttausend war die Beute angeblich wert – Rita hätte sich nie darauf eingelassen, wenn ihr klar gewesen wäre, was sie dafür tun musste.
    Rabe rief nach seinem Kumpel. Niemand antwortete. Kein Hund ließ sich blicken. Neben dem niedrigen Gebäude gammelten ein Bauwagen und einige Autowracks vor sich hin.
    Die Gelegenheit, die Sache ohne Risiko abzubrechen, überlegte Rita. Sich

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