Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel
Vom Netzwerk:
zertrümmert. Ich hatte mir nichts dabei gedacht, als ich ihn auf seine Arbeit ansprach. Danach ist er aus der Wohnung geflüchtet. Als sei ein Heer von Verfolgern hinter ihm her. Erst am übernächsten Tag tauchte er wieder auf. Ich habe alles so liegen lassen, wie er es hinterlassen hatte. Ich bin es leid, hinter ihm her zu räumen. Woher bekommen wir jetzt neues Mobiliar?
    VII.
    Er sagt, er habe eine Lösung. Es soll noch jemand einziehen. Dabei ist die Wohnung eigentlich schon zu klein für zwei. Viel zu zaghaft habe ich ihm widersprochen. Es war zwischen ihm und dem Neuen ohnehin schon beschlossene Sache. Ich fühle mich übergangen. Das Argument lässt er nicht gelten. Was heißt das schon, »übergangen«? Ihn habe auch niemand gefragt, ob er die neue Stelle wolle. Auf diese Diskussion habe ich mich nicht eingelassen.
    VIII.
    Gestern ist der Neue eingezogen. Ich habe ihn noch nicht zu Gesicht bekommen. Angeblich ist er Geschäftsführer. Geschäftsführer...wovon? Seine Miete scheint er jedenfalls pünktlich zu zahlen. Wenigstens ist wieder etwas Geld auf dem Konto.
    IX.
    Er scheint nicht schlecht zu leben, der Neue. Ich sage immer noch »der Neue«, wenn ich von ihm spreche. Dabei hat er den gleichen Vornamen wie wir beide. Schon komisch. Also komisch im Sinne von seltsam, aber natürlich auch lustig, irgendwie. Aber was ich eigentlich sagen wollte: Seit er eingezogen ist, ist regelmäßig Schampus im Kühlschrank. Ich wüsste zu gerne, was er macht, wovon er lebt.
    X.
    Er ist Geschäftsführer in einem Sportverband. Heute morgen habe ich ihn im Bad getroffen und er hat es mir gesagt. Sportverband, interessant. Ich habe mich nicht getraut, ihn weiter auszufragen. Aber neugierig bin ich schon.
    XI.
    Er hat eine Waffe, mein Gott, er hat eine Waffe! Ich bin gegen Gewalt, gleich welcher Art. Und jetzt wohnt der Neue in unserer Wohnung, und er hat eine Waffe! Das darf einfach nicht wahr sein. Zugegeben, ich wollte seine Sachen nicht durchwühlen. Es war ja auch eher ein Zufall. Ich habe im Schrank das falsche Fach geöffnet. Ach, was soll’s: Ja, ich habe meine Neugier nicht mehr bezähmen können. Und wie ich nun die Türe öffne, liegt sie da. Er hat sie nicht einmal versteckt. Nicht einmal einen Wäschestapel darauf gelegt. Ich begreife es nicht.
    XII.
    Er ist ganz ruhig geblieben, als ich ihn darauf ansprach. Ganz gelassen. Er sagt, es sei ganz normal, dass der Geschäftsführer eines Sportschützenverbandes eine Sportpistole besitze. Schließlich sei er aktiver Sportschütze. Und da die Waffe immer gut geölt sein müsse, sei es dumm, sie unter Wäschestapel zu legen, die man damit nur verschmutze. Ich bin erstaunt, wie sachlich und abgeklärt, wie emotionslos er mir das alles erklärt hat. Ich frage mich, ob er genauso kalt ist, wenn er schießt.
    Ich habe Angst.
    XIII.
    Er hat mir schwere Vorwürfe gemacht. Mehr noch, er hat mich massiv bedroht. Ich solle bloß nicht wieder auf den Gedanken kommen, hinter dem Neuen her zu spionieren.
    Der Neue hat es gelassener genommen. Er meinte, wir sollten uns bei einem guten Glas zusammen setzen und alles bereden.
    Daran liegt mir wenig. Ich verabscheue Alkohol. Er ist Gift, das Macht über den Trinkenden gewinnt. Ein hinterhältiger, gemeiner kleiner Kobold, der dich manipuliert und einen anderen Menschen aus dir macht.
    Ich hasse ihn.
    XIV.
    Jetzt sitzen sie abends zusammen. Jeden Abend. Sie trinken. Sie lachen. Sie schmieden Pläne. Äußerlich ist er lockerer, wenn der Neue dabei ist. Aber seine Stirn ist umwölkt. Ich merke es ihm an. Er ist nicht frei. Etwas plagt ihn. Ich traue mich nicht, ihn darauf anzusprechen, weil ich weiß, wie er reagiert.
    Worüber sie wohl reden? Welcher Art ihre Pläne sein mögen?
    Es gefällt mir überhaupt nicht, dass der Neue ihm seine Waffe erklärt hat und im beibringen möchte, wie man schießt.
    XV.
    Sie hegen Mordgedanken, mein Gott, mein Gott, sie planen einen Amoklauf! Sie wollen den gesamten Firmenvorstand auslöschen!
    Ich habe ihre Aufzeichnungen gefunden. Sie lagen auf dem Couchtisch. Sie haben sie offen liegen lassen. Einfach so.
    Überhaupt tun beide so, als existierte ich nicht mehr in der WG.
    XVI.
    Ich habe mir ein Herz gefasst und ihn angesprochen, als der Neue nicht dabei war. Ich solle mich heraus halten, hat er gesagt. Ihm sei es egal, was ich über ihn und den Neuen und über ihre Pläne dächte. Und wenn ich zur Polizei ginge, habe ich gefragt. Aber er hat nur gelacht. Dazu hätte ich doch nicht die Courage,

Weitere Kostenlose Bücher