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Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Titel: Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Jeschonnek geführt hatte. Er hatte mit Haupthändler gesprochen, und natürlich tauchte dieses Gespräch auch in der Abschrift von Haupthändlers Gesprächen auf. Es war das Beweisstück, auf das ich gehofft hatte: der Beweis, der Theorie in Tatsachen verwandelte, der eine eindeutige Verbindung zwischen Six' Privatsekretär und dem Diamantenhändler herstellte. Und was noch besser war, sie sprachen über Zeit und Ort eines Treffens.
    «Nun?» fragte Inge, die ihre Neugier nicht länger zügeln konnte.
    Ich grinste sie an. «Mein Trumpf hat gestochen. Jemand hat's gerade rausgekriegt. Haupthändler und Jeschonnek haben für heute abend um fünf an einem Ort im Grunewald ein Treffen vereinbart. Jeschonnek wird einen ganzen Sack ausländischer Währung mitbringen.»
    «Der Informant, den du da hast, muß ja ein wahrer Hexer sein», sagte sie stirnrunzelnd. «Wer ist es? Hanussen, der Heilseher ? »
    «Mein Mann ist eher ein Theaterdirektor », erwiderte ich. «Er bestimmt das Programm, und dieses Mal werde ich mir das Stück bestimmt ansehen.»
    «Und er hat in seinem Ensemble nicht zufällig ein paar freundliche SA-Leute, die dir den richtigen Platz anweisen?» «Es würde dir nicht gefallen.»
    «Wenn ich anfange, finster zu blicken, ist es Sodbrennen, in Ordnung? »
    Ich zündete mir eine Zigarette an. Im Geist warf ich eine Münze und verlor. Ich würde es ihr auf der Stelle erzählen. «Erinnerst du dich an den toten Mann im Speisenaufzug? »
    «Als hätte ich gerade festgestellt, daß ich Lepra habe», sagte sie und schauderte sichtbar.
    «Hermann Göring hat mich angeheuert, ihn zu finden.» Ich machte eine Pause und wartete auf ihren Kommentar, und als ich ihren verblüfften Gesichtsausdruck sah, zuckte ich die Achseln. «Das ist das Geheimnis», sagte ich. «Er gab die Erlaubnis, daß zwei Telefone abgehört wurden - Jeschonneks und Haupthändlers. » Ich nahm die Abschrift und wedelte damit vor ihrem Gesicht herum. «Und das ist das Ergebnis. Es bedeutet unter anderem, daß ich es mir jetzt erlauben kann, diesen Leuten zu sagen, wo sie von Greis finden können.»
    Inge sagte nichts. Ich nahm einen langen, wütenden Zug, dann drückte ich meine Zigarette aus, als hämmere ich auf ein Katheder. «Ich will dir was sagen: Göring gibst du keinen Korb, nicht, wenn du deine Zigarette mit beiden Lippen zu Ende rauchen willst.»
    «Nein, ich denke nicht.»
    «Glaub mir, er ist kein Klient, den ich mir aussuchen würde. Ein Schnüffler, wie er ihn sich vorstellt, ist ein Gangster mit einer Maschinenpistole.»
    «Aber warum hast du mir nichts davon erzählt, Bernie? » «Wenn Göring einen Mann wie mich ins Vertrauen zieht, ist das Risiko riesengroß. Ich dachte, es wäre sicherer für dich, wenn du keine Ahnung hättest. Aber jetzt kann ich's wohl nicht mehr vermeiden, oder?» Noch einmal schwenkte ich die Abschrift.
    Inge schüttelte den Kopf.
    «Natürlich konntest du nicht ablehnen. Ich hatte nicht die Absicht, unangenehm zu werden, es ist bloß, daß ich, nun ja, ein bißehen überrascht war. Und vielen Dank, daß du mich schützen wolltest, Bernie. Ich bin froh, daß du wenigstens jemandem von dem armen Mann erzählen kannst.»
    «Das werde ich sofort tun», sagte ich.
    Als ich Rienacker anrief, hörte sich seine Stimme müde und gereizt an.
    «Ich hoffe, Sie haben was, Großmaul», sagte er, «der Geduldsfaden vom dicken Hermann ist nämlich mittlerweile dünner als die Marmelade im Biskuitkuchen eines jüdischen Bäckers. Wenn's also nur ein Anruf aus Höflichkeit ist, dann könnte ich mir überlegen, mal vorbeizukommen, mit ein bißehen Hundescheiße an meinen Schuhen.»
    « Was ist mit Ihnen los, Rienacker? Befürchten Sie, daß Sie im Leichenschauhaus enden werden, oder was? »
    «Hören Sie mit dem Gequatsche auf, Gunther, und kommen Sie zur Sache.»
    <    «Tot?»
    «So tot, wie man nur sein kann. Sie werden ihn im Speisenaufzug in einer verlassenen Pension am Chamissoplatz finden. Sie brauchen nur dem Geruch zu folgen.»
    « Und die Papiere?»
    «In der Brennkammer ist 'ne Menge Asche, aber das ist so ziemlich alles.»
    «Haben Sie 'ne Ahnung, wer ihn umgebracht hat?»
    «Tut mir leid», sagte ich, «aber das ist Ihr Job. Alles, was ich zu tun hatte, war, ihn zu finden, und nicht mehr. Sagen Sie Ihrem Chef, er bekäme meine Rechnung mit der Post.»
    «Vielen Dank, Gunther»,

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