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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Fall Dr. Heim.
    « Ich sagte ihm, wir könnten Heims Lieblingsorte überprü fen, wenn er mir sage, welche das seien», erzählte ich ihr. Aber ich sagte nicht, daß ich nie auf die Idee verfallen wäre, es könne soweit kommen; wie ich angenommen hatte, daß, waren Müller - möglicherweise auch Nebe und König - von Belinsky und den Leuten von Crowcass erst verhaftet, es

    wirklich nicht mehr notlg gewesen wäre, nach Heim zu suchen; wie ich vorgehabt hatte, König bis nach dem Treffen in Grinzing hinzuhalten, bevor wir mit der Suche nach sei nem toten Zahnarzt begannen.
    «Wie sind sie denn auf den Gedanken gekommen, du könntest ihn finden?»
    «Vor dem Krieg war ich Detektiv bei der Berliner Polizei.» «Ich hätte es wissen müssen», schnaubte sie.
    «Eigentlich nicht», sagte ich, zog meine Krawatte gerade und schob mir eine Zigarette in meinen sauer schmeckenden Mund, «aber ich hätte wissen müssen, daß dein Freund hochmütig genug war, um auf eigene Faust auf die Suche nach Heim zu gehen. Es war dumm von mir, zu glauben, er würde warten.» Ich zog meinen Mantel wieder an und griff nach meinem Hut. «Glaubst du, daß sie sie nach Grinzing geschafft haben?» fragte ich sie.
    «Wenn ich darüber nachdenke, glaube ich fast, daß sie mit ihr in Veronikas Zimmer gegangen sind, wo immer das sein mag. Wenn sie dort aber nicht ist, kann sie ebensogut in Grinzing sein wie anderswo.»
    «Na, hoffen wir, daß sie zu Hause ist.» Aber schon als ich es aussprach, sagte mir mein Gefühl, daß das unwahrschein lich war. Lotte stand auf. Die Jacke bedeckte ihre Brust und die obere Hälfte ihres Körpers, aber das flammende Büschel war entblößt, das vorhin eine so überzeugende Sprache ge sprochen hatte, und ich fühlte mich wund wie ein gehäutetes Kaninchen.
    «Was ist mit mir?» fragte sie ruhig. «Was soll ich ma chen? »
    «Du?» Ich deutete mit dem Kopf auf ihre Nacktheit. «Leg den Zaubermantel ab und geh nach Hause.»

    33
    Der Morgen war strahlend, klar und frostig. Als ich auf dem Weg in die Innenstadt den Park vor dem neuen Rathaus durchquerte, hüpften zwei Eichhörnchen herbei, um guten Morgen zu sagen und festzustellen, ob ich für sie etwas zum Frühstück hatte. Doch bevor sie mir nahe kamen, witterten sie die drohende Wolke auf meinem Gesicht und den Geruch von Furcht an meinen Fersen. Vermutlich bemerkten sie in stinktiv sogar den schweren Gegenstand in meiner Mantelta sche und überlegten es sich anders. Pfiffige kleine Biester. Schließlich war es noch nicht sehr lange her, daß in Wien kleine Säugetiere erschossen und verzehrt wurden. Also huschten sie weiter wie zwei kleine Blitze aus Fell.
    In der Bruchbude, wo Veronika wohnte, war man daran gewöhnt, daß zu jeder Tages- und Nachtzeit Leute, meist Männer, kamen und gingen, und selbst wenn die Vermieterin die menschenfeindlichste Lesbe gewesen wäre, zweifle ich, ob sie mich beachtet hätte, wäre sie mir auf der Treppe be gegnet. Doch wie es der Zufall wollte, war niemand da, und ich gelangte unbehelligt in Veronikas Zimmer.
    Ich brauchte die Tür nicht aufzubrechen. Sie stand sperr angelweit offen, ebenso wie Schubladen und Schränke. Ich fragte mich, warum sie sich die Mühe gemacht hatten, denn der Beweis, den sie suchten, hing noch immer über der Stuhl lehne, wo Dr. Heim ihn gelassen hatte. «Blöde Schlampe», murmelte ich wütend. «Was hat es für einen Sinn, die Leiche eines Mannes zu beseitigen, wenn man seinen Anzug hängen läßt? »
    Ich schloß krachend eine Schublade. Durch die Erschütte rung löste sich eine von Veronikas gefühlvollen Skizzen von der Kommode und flatterte wie ein riesiges rotes Blatt zu Bo den. Wahrscheinlich hatte König das Zimmer aus reiner Ge hässigkeit auf den Kopf gestellt. Und Veronika dann nach Grinzing geschafft. Da dort heute morgen ein so wichtiges Treffen stattfand, konnte ich mir nicht vorstellen, daß er sie woanders hingebracht hatte. Vorausgesetzt, daß sie sie nicht auf der Stelle umgebracht hatten.
    Wenn ihm Veronika andererseits die Wahrheit erzählt hatte - daß zwei Freunde ihr geholfen hatten, Heims Leiche, nachdem er einem Herzanfall erlegen war, wegzuschaffen, dann (falls sie Belinsky und meinen Namen nicht erwähnt hatte) würden sie sie vielleicht gehen lassen. Doch es bestand die Möglichkeit, daß sie immer noch auf sie einprügelten, um sicherzugehen, daß sie ihnen alles erzählt hatte, was sie wußte. Wenn ich auftauchte, um ihr zu helfen, wäre ich wahrscheinlich als der Mann

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