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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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süchtig? »
    «Ich weiß nicht, ob er wirklich süchtig ist. Aber was im mer er getrieben hat, während er in der SS war, er brauchte Morphium, um durch den Krieg zu kommen.»
    «Also, warum hat er dich vermöbelt? »
    Sie biß sich wütend auf die Lippe. «Ganz bestimmt nicht, weil er meinte, ich könnte ein bißchen Farbe gebrauchen.»
    Ich lachte. Das mußte ich ihr lassen, sie war nicht leicht umzuwerfen. Ich sagte: «Bei der Sonnenbräune sowieso nicht.» Ich hob die Pelzjacke auf, wo sie sie hatte fallen las sen, und legte sie ihr um die Schultern. Lotte zog sie um ihren Hals zusammen und lächelte bitter.
    «Niemand schlägt mir mit der Hand aufs Maul», sagte sie, «nicht, wenn er sie jemals woanders hinlegen will. Ge stern war es das erste und das letzte Mal, daß er mich geohr feigt hat, das schwör ich.» Sie stieß den Rauch aus ihren Nasenlöchern, so grimmig wie ein Drache. «Das hat man da von, wenn man versucht, jemandem zu helfen, schätze ich.»
    «Wenn man wem hilft? »
    «König kam gestern abend so gegen zehn ins Oriental», begann sie. «Er hatte eine miese Laune, und als ich fragte, warum, wollte er wissen, ob ich mich an einen Zahnarzt er innern könne, der in den Club zu kommen pflegte, um ein

    bißehen zu spielen.» Sie zuckte die Achseln. «Klar, ich erin nerte mich an ihn. Ein schlechter Spieler, aber sicher nicht halb so schlecht wie der Spieler, der du angeblich sein willst.» Sie warf mir einen unsicheren Blick zu.
    Ich nickte und drängte: «Weiter.»
    « Helmut wollte wissen, ob Dr. Heim, der Zahnarzt, in den letzten zwei Tagen im Club gewesen sei. Soweit ich wisse, nicht, sagte ich. Dann verlangte er von mir, ich solle ein paar von den Mädchen fragen, ob sich eine daran erinnern könne, daß er dagewesen sei. Ja, es gebe da ein bestimmtes Mäd chen, sagte ich ihm, mit dem er unbedingt sprechen müßte. Irgendwie ein seltsames Mädchen, aber dabei hübsch. Die Herren Ärzte flogen auf sie. Ich schätze, weil sie immer ein bißehen verletzlich wirkte, und es gibt Männer, die genau so was mögen. Wie's der Zufall wollte, saß sie gerade an der Bar, und ich zeigte sie ihm.»
    Ich fühlte, wie mein Magen sich in Treibsand verwandelte. «Wie hieß das Mädchen?» fragte ich.
    « Veronika oder so ähnlich», antwortete sie und fügte, als sie meine Unruhe bemerkte, hinzu: «Warum? Kennst du sie? »
    «Ein bißehen », sagte ich. «Was passierte dann?» «Helmut und einer seiner Freunde nahmen Veronika mit nach nebenan.»
    «In dieses Hutgeschäft ? »
    «Ja.» Ihre Stimme wurde jetzt leise und verriet sogar ein wenig Scham. « Ich wußte, was Helmut für eine Stinklaune hatte ... », sie zuckte ein wenig zusammen, als sie daran dachte, « ... ich machte mir Sorgen. Veronika ist ein nettes Mädchen. Ausgeschlafen, aber nett, du weißt schon. Sie hat 'ne Menge hinter sich, aber sie hat auch eine Menge Schneid. Vielleicht mehr, als für sie gut ist. Ich kannte Helmuts Art, seine miese Laune und dachte, es wäre besser für sie, ihm al les zu sagen, was sie wußte, und zwar schnell. Er ist kein sehr geduldiger Mann. Schnell wird er böse.» Sie verzog das Gesicht. «Und das kann jederzeit passieren, wenn man Helmut kennt. Also ging ich ihnen nach. Veronika weinte, als ich die drei fand. Sie hatten ihr bereits schwer zugesetzt. Sie hatte ge nug, und ich sagte ihnen, sie sollten aufhören. Da schlug er mich. Zweimal." Sie hielt sich die Wangen, als kehre der Schmerz mit der Erinnerung zurück. «Dann schob er mich aus der Tür und sagte mir, ich solle mich um meinen eigenen Kram kümmern und mich raushalten.»
    «Was geschah danach? »
    «Ich ging auf die Damentoilette, in zwei Bars und kam hierher, in dieser Reihenfolge.»
    «Hast du gesehen, was mit Veronika passierte? »
    «Sie nahmen sie mit, Helmut und der andere Mann.» «Du meinst, sie haben sie irgendwohin gebracht? »
    Lotte zuckte niedergeschlagen die Achseln. «Ich denke schon.»
    «Wohin könnten sie sie gebracht haben?» Ich stand auf
    und ging ins Schlafzimmer. «Ich weiß es nicht.»
    «Gib dir Mühe und denk nach.» «Du willst sie suchen? »
    «Wie du schon gesagt hast, sie hat bereits eine Menge durchgemacht.» Ich begann mich anzuziehen. «Und was da zukommt: Ich habe sie da reingeritten.»
    «Du, wieso das? »
    Während ich mich anzog, beschrieb ich ihr, wie ich König auf der Rückfahrt von Grinzing erläutert hatte, auf welche Weise ich vorgehen würde, wenn ich versuchte, eine ver schwundene Person zu finden, in diesem

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