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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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anderes.» «Habt ihr beiden Krach? »
    Sie stöhnte. «Müssen wir das? »
    Ich zuckte die Achseln. «Es kratzt mich kein bißchen.» «Der Mann ist ein Schweinehund», sagte sie, «aber ich will trotzdem nicht darüber reden. Besonders heute nicht.» «Was gibt's denn heute Besonderes?»
    «Ich habe eine Rolle in einem Film bekommen.» «Glücklich. Was ist das für eine Rolle? »
    «Es ist ein englischer Film. Keine sehr große Rolle, verste hen Sie. Aber es werden ein paar große Stars mitmachen. Ich spiele die Rolle eines Mädchens in einem Nachtclub. »
    «Na, das hört sich einfach an.»
    « Ist das nicht aufregend?» quietschte sie. «Ich zusammen mit Orson Welles.»
    «Der Bursche von Der Krieg der Welten? »
    Sie zuckte verständnislos die Achseln. «Ich habe den Film nie gesehen.»
    «Vergessen Sie's.»
    «Natürlich sind sie bei Welles nicht wirklich sicher. Aber die glauben, es gibt eine gute Chance, ihn zu überreden, nach Wien zu kommen.»
    « Das kommt mir alles sehr vertraut vor.» «Was soll das heißen? »
    «Ich wußte nicht mal, daß Sie Schauspielerin sind.»
    «Sie meinen, ich hab Ihnen das nicht erzählt? Hören Sie mal, der Job im Oriental war bloß vorübergehend.»
    «Sie scheinen darin ziemlich gut zu sein.»
    «Oh, ich konnte immer gut mit Zahlen und Geld umge hen. Ich habe früher beim hiesigen Finanzamt gearbeitet.» Sie beugte sich vor, und ihr Ausdruck war so spöttisch, als habe sie vor, mich nach meinen Geschäftsunkosten zum Jahresende zu fragen.
    «Ich wollte Sie fragen», sagte sie, «in der Nacht, in der Sie all die Mäuse verloren haben. Was versuchten Sie zu bewei sen? »
    « Beweisen? Ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen folgen kann.»
    Sie unterbrach ihr Lächeln zweimal, um mir dann eine Art von verschwörerischem Blick zuzuwerfen. «Ich sehe eine Menge Spinner, mein Lieber. Ich habe ein Auge für die Ty pen. Eines Tages werde ich noch ein Buch darüber schreiben. Wie Franz Josef Gall. Mal von ihm gehört?»
    «Nicht daß ich wüßte.»
    « Er war ein österreichischer Arzt, der die Wissenschaft von der Phrenologie begründet hat. Davon haben Sie gehört, oder? »
    « Gewiß», erwiderte ich. « Und was sagen Ihnen die Hör ner, die ich am Kopf trage? »
    « Ich kann Ihnen sagen, Sie sind nicht von der Sorte, die so eine Menge Geld ohne Grund auf den Kopf haut.» Sie hob eine Augenbraue, die ein Zeichner hätte gezogen haben kön nen, bis zu ihrer glatten Stirn. «Ich kann mir auch denken, welcher Grund das war.»
    « Lassen Sie hören», drängte ich und goß mir noch einen Drink ein. «Vielleicht haben Sie mehr Erfolg damit, meine Gedanken zu enträtseln als meinen Schädel."
    «Machen Sie nicht so ein Theater», schalt sie. «Wir wis sen beide, daß Sie zu den Männern gehören, die gern Ein druck machen.»
    «Und hab ich Eindruck gemacht?»
    «Ich bin hier, oder? Was wollen Sie - Tristan und !solde? » Also das war's. Sie dachte, ich hätte das Geld ihr zuliebe verloren. Um den großen Maxe zu markieren.
    Sie leerte ihr Glas und gab es mir zurück. «Gießen Sie mir noch etwas von Ihrem Liebestrank ein, während ich mir die Nase pudere.»
    Ich mochte die Frau nicht besonders, aber ich hatte nichts gegen ihren Körper: Er war einfach prächtig. Ich ahnte, daß sich mein Kopf gegen dieses kleine Vögelchen wehren würde, wenn meine Libido die Sperren ausgeschaltet hatte, aber in diesem bestimmten Augenblick konnte ich nicht mehr tun, als mich zurücklehnen und die Vorstellung genießen. Trotzdem, auf das, was als nächstes geschah, war ich nicht vorbereitet.
    Ich hörte, wie sie die Badezimmertür öffnete und irgend et was Belangloses über das Parfüm sagte, das sie benutzte, doch als ich mich mit den Gläsern umdrehte, sah ich, daß sie außer ihrem Parfüm nichts anhatte. Um genau zu sein, hatte sie ihre Schuhe noch an, aber meine Augen brauchten eine Weile, um sich gleichzeitig von ihren Brüsten zu ihrer Scham herunterzuarbeiten. Von ihren hochhackigen Schuhen abge sehen, war Lotte Hartmann so nackt wie die Klinge eines Messers und wahrscheinlich ebenso gefährlich.
    Sie stand im Türrahmen meines Schlafzimmers, die Hände auf ihren nackten Schenkeln, vor Entzücken strahlend, als meine Zunge viel zu offenkundig meine Lippen leckte, als daß ich hätte vorhaben können, sie für etwas anderes als für ihren Körper zu benutzen. Vielleicht hätte ich ihr eine wich tigtuerische kleine Lektion erteilen können. Ich hatte in mei nem Leben genug nackte Frauen gesehen,

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