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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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jemanden gefangenzuhalten, wie mir schien. Also knipste ich meine Lampe an und stieg hinunter, um mich umzusehen. Aber dort fand ich bloß Tausende von Weinfla schen in Regalen, jedes davon mit einer kleinen Tafel verse hen, auf die mit Kreide ein paar Zahlen geschrieben waren, die wer weiß was bedeuten mochten. Ich stieg wieder hinauf, knipste die Lampe aus und stellte mich an das Fenster. Es sah so aus, als würde sich Veronika doch im Haus befinden.
    Von meinem Standort aus hatte ich einen guten Blick über einen kleinen gepflasterten Hof auf die Westseite des Hauses. Vor einer offenen Tür hockte eine große schwarze Katze und starrte mich an. Neben der Tür war ein Fenster, das vermut lich zur Küche gehörte. Auf dem Sims stand ein schimmern des Gefäß, wahrscheinlich ein Topf oder ein Kessel. Nach einer Weile kam die Katze gemächlich auf das Gebäude zu, in dem ich mich versteckte ,und miaute etwas an, das sich ne ben dem Fenster befinden mußte. Eine Sekunde oder zwei fi xierte sie mich mit ihren grünen Augen, und dann rannte sie ohne ersichtlichen Grund weg. Ich wandte den Blick wieder dem Haus zu und behielt die Tür und das Fenster der Küche weiter im Auge. Nach ein paar Minuten kam ich zu dem Schluß, daß es sicher war, das Fässer-Haus zu verlassen und den Hof zu überqueren.
    Ich hatte noch keine drei Schritte gemacht, als ich hörte, wie eine Automatik entsichert wurde, und fast gleichzeitig spürte ich den kalten Stahl einer Revolvermündung, die sich hart gegen meinen Nacken preßte.
    « Hände hinter den Kopf», sagte jemand nicht sehr deut lich. Ich gehorchte. Die Waffe, die unter mein Ohr gedrückt wurde, konnte eine 45er sein. Das reichte, um einen großen Teil meines Schädels wegzublasen. Ich wand mich, als sich der Revolver zwischen Kiefer und Halsschlagader bohrte.
    « Eine Bewegung, und morgen dich fressen Schweine», sagte er, klopfte meine Taschen ab und steckte meinen Revol ver ein.

    «Sie werden feststellen, daß Herr Nebe mich erwartet», sagte ich. - «Kenn keinen Herrn Nebe», sagte er undeutlich, so als sei sein Mund nicht in Ordnung. Natürlich zögerte ich, mich umzudrehen und mich zu vergewissern.
    «Ja, richtig, er hat seinen Namen geändert, nicht wahr?» Ich versuchte verzweifelt, mich an Nebes neuen Namen zu erinnern. Währenddessen hörte ich, wie der Mann hinter mir zwei Schritte zurücktrat.
    «Jetzt nach rechts», befahl er. «Auf die Bäume zu. Und fall nicht über deine Schuhbänder oder so was.»
    Der Stimme nach war er groß und nicht allzu helle. Und es war ein sonderbares Deutsch, das er sprach: wie Preußisch, aber anders; mehr wie das Altpreußisch, das ich meinen Großvater hatte sprechen hören, beinahe wie das Deutsch, das ich in Polen gehört hatte.
    «He, Sie machen einen Fehler », sagte ich. «Warum fragen Sie nicht bei Ihrem Chef nach? Mein Name ist Bernhard Gunther. Hier ist heute morgen um zehn Uhr ein Treffen. Ich werde dort erwartet.»
    <    «Ich bin früher gekommen, weil ich zwei Weinläden in Berlin besitze », erwiderte ich. «Ich dachte, es wäre ganz hübsch, mich auf dem Anwesen mal umzusehen.»
    «Du hast dich umgesehen. Du bist ein Schnüffler.» Er gluckste hinterhältig. «Ich habe Befehl, alle Schnüffler er schießen.»
    «Jetzt warten Sie mal ... » Ich drehte mich halb um, und seine Waffe traf mich wie ein Keulenschlag. Als ich fiel, sah ich flüchtig einen glatzköpfigen Mann mit einem schiefen Kinn. Er packte mich beim Genick und hievte mich wieder auf die Füße, und ich fragte mich, warum ich nie daran gedacht

    hatte, unter diesen Teil meines Mantelkragens eine Rasier klinge einzunähen. Er stieß mich durch die Baumreihe und einen Hang hinunter auf eine kleine Lichtung zu, wo zahlrei che große Abfalleimer standen. Eine Rauchfahne und ein süß licher unangenehmer Geruch stiegen durch das Dach eines kleinen Ziegelhäuschens: Hier verbrannten sie ihren Abfall. Ein verrostetes Stück Wellblech lag auf ein paar Ziegeln neben ein paar Säcken, die Zement zu enthalten schienen.
    Er befahl mir, das Blech beiseite zu ziehen.
    Jetzt hatte ich's: Der Mann war Lette. Ein großer lettischer Dummkopf. Da er für Arthur Nebe arbeitete, so folgerte ich, hatte er

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