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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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einige ebenfalls mit schönen Körpern. Ich hätte sie zurückschleudern sollen wie einen Fisch, aber der Schweiß, der aus meinen Hand flächen trat, das Flattern meiner Nasenflügel, der Kloß in meiner Kehle und das dumpfe, beharrliche Ziehen in meinen Lenden verrieten mir, daß die machina eine andere Vorstel lung vom weiteren Handlungsablauf hatte als der deus, der sie zur Ordnung rief.
    Entzückt über die Wirkung, die sie auf mich hatte, lächelte Latte zufrieden und nahm das Glas aus meiner Hand.
    « Ich hoffe, es stört Sie nicht, daß ich mich ausgezogen habe », sagte sie, « aber das Kleid ist teuer, und ich hatte das eigenartige Gefühl, daß Sie kurz davor waren, es mir vom Leib zu reißen.»
    « Warum sollte es mich stören? Es ist nicht so, als wäre ich mit der Lektüre der Abendzeitung noch nicht fertig. Ich habe jedenfalls gern eine nackte Frau in meiner Nähe.» Ich beob achtete das leichte Schaukeln ihres Hinterteils, als sie träge auf die andere Seite des Wohnzimmers ging, ihren Drink kippte und das leere Glas auf das Sofa stellte.
    Plötzlich war ich scharf darauf, ihren Hintern zu sehen, der wie Gelee meinem geilen Unterleib entgegenzitterte. Sie schien das zu spüren und ergriff, sich vorbeugend, die Rip pen des Heizkörpers wie ein Ringer, der sich in seiner Ecke an den Ringseilen festhält. Die Füße ein wenig auseinander gestellt, stand sie unbeweglich da, mir den Rücken zuge kehrt, als erwarte sie eine gründliche überflüssige Leibesvisi tation. Sie warf mir über die Schulter einen Blick zu, spannte ihre Hinterbacken und blickte dann wieder an die Wand.
    Man hatte mich schon eleganter eingeladen, doch ange sichts des Blutes, das in meinen Ohren sauste und auf die wenigen Gehirnzellen einhämmerte, die von Alkohol oder Adrenalin noch nicht in Mitleidenschaft gezogen waren, konnte ich mich wirklich nicht erinnern, wann das gewesen war. Wahrscheinlich war es mir auch egal. Ich riß mir den Schlafanzug vom Leib und ging auf sie zu.

    Ich bin weder jung noch schlank genug, um ein Einzelbett mit etwas anderem als einem Kater oder einer Zigarette zu teilen. Deshalb war es vielleicht ein Gefühl der Überra schung, das mich gegen sechs Uhr morgens aus einem uner wartet gesunden Schlaf weckte. Latte, die mir sonst wohl eine ruhelose Nacht beschert hätte, lag nicht mehr in meiner Armbeuge, und für einen kurzen, glücklichen Augenblick vermutete ich, daß sie heimgegangen war. Erst jetzt hörte ich ein leises unterdrücktes Schluchzen aus dem Wohnzimmer. Widerstrebend glitt ich unter der Bettdecke hervor, schlüpfte in meinen Mantel und ging hinüber, um nachzusehen.
    Latte, noch immer nackt, hatte sich auf dem Fußboden am Heizkörper, wo es warm war, zu einem kleinen Knäuel zu sammengerollt. Ich hockte mich neben sie und fragte, warum sie weine. Eine dicke Träne rollte über eine feuchte Wange und hing wie eine durchsichtige Warze an ihrer Oberlippe. Sie leckte sie fort und schniefte, als ich ihr mein Taschentuch gab.
    «Was interessiert dich das schon?» sagte sie bitter. « Jetzt, wo du deinen Spaß gehabt hast.»
    Da war was dran, aber ich machte weiter und protestierte länger, als es die Höflichkeit gebot. Latte ließ mich genügend lange gewähren, und als ihre Eitelkeit befriedigt war, ver suchte sie ein gequältes Lächeln, das mich an die Art erin nerte, mit der das Gesicht eines unglücklichen Kindes sich aufheitert, wenn man ihm fünfzig Pfennig oder einen Bon bon gibt. « Du bist sehr nett», gab sie schließlich nach und wischte sich die geröteten Augen. « Ich bin jetzt wieder in Ordnung, danke.»
    « Willst du mir davon erzählen? »
    Latte warf mir von der Seite einen Blick zu. «In dieser Stadt? Sagen Sie mir besser zuerst, wie hoch Ihr Honorar ist, Herr Doktor.» Sie schneuzte sich die Nase und stieß ein hoh les, kurzes Lachen aus. « Du würdest einen guten Seelen klempner abgeben.»

    «Du kommst mir vollkommen zurechnungsfähig vor», sagte ich und führte sie zu einem Lehnsessel.
    «Darauf würde ich nicht wetten.»
    «Ist das dein professioneller Rat?» Ich zündete zwei Ziga retten an und gab ihr eine. Sie rauchte sie zwar, aber sichtlich ohne Genuß.
    «Das ist mein Rat als Frau, die so verrückt ist, ein Verhält nis mit einem Mann zu haben, der sie gerade geprügelt hat wie einen Zirkusclown. »
    «König? Als gewalttätigen Typ habe ich ihn nie gesehen.» «Wenn er dir liebenswürdig vorkommt, dann nur wegen des Morphiums, das er nimmt.»
    «Er ist

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