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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Sie sich gedacht, Berni?» sagte Nebe. «Sie sollten es besser wissen. Rainis tut nur seine Ar beit.»
    Der Lette nickte dumpf und schob seinen Colt in das Half ter. «Schnüffelte rum», sagte er schwerfällig. «Hab ihn er wischt.»
    Ich zuckte die Achseln. «Es ist ein schöner Morgen. Ich dachte, ich schau mir mal Grinzing an. Ich bewunderte ge rade Ihr Anwesen, als Ihr Wachhund einen Püster in mein Ohr steckte.»
    Der Lette nahm meinen Revolver aus seiner Jackentasche und reichte ihn Nebe. «Hatte 'ne Knarre bei sich, Herr Nolde.»

    «Hatten Sie vor, Niederwild zu jagen, Berni, oder wie?» «Man kann heutzutage nicht vorsichtig genug sein.»
    «Ich bin froh, daß Sie so denken», sagte Nebe. «Das er spart es mir, mich zu entschuldigen.» Er wog meinen Revol ver in der Hand und steckte ihn dann ein. «Trotzdem, ich werde ihn vorerst behalten, wenn Sie nichts dagegen haben. Waffen machen ein paar von meinen Freunden nervös. Erin nern Sie mich daran, daß ich Ihnen die Waffe zurückgebe, be vor Sie gehen.» Er wandte sich an den Letten.
    «In Ordnung, Rainis, das war's. Du hast nur deine Pflicht getan. Ich schlage vor, daß du erst mal frühstücken gehst.» Das Ungeheuer nickte und ging zum Haus zurück, gefolgt von der Katze.
    « Ich wette, er kann soviel Pfund Erdnüsse fressen, wie er wiegt.»
    Nebe lächelte dünn. « Manche Leute halten sich zu ihrem Schutz scharfe Hunde. Ich habe Rainis.»
    «Ja gut, ich hoffe, er ist stubenrein.» Ich nahm meinen Hut ab und wischte mir die Stirn mit meinem Taschentuch.
    « Wenn Sie mich fragen, ich würde ihn nicht vor die Tür lassen. Ich würde ihn an einer Kette im Hof halten. Wo, glaubt er, daß er ist? In Treblinka? Der Schweinehund konnte es gar nicht erwarten, mich abzuknallen, Arthur.»
    « Oh, daran zweifle ich nicht. Er hat Spaß dran, Leute um zubringen.»
    Nebe schüttelte den Kopf, als ich ihm eine Zigarette an bot, aber er mußte mir beim Anzünden der meinen helfen, denn meine Hand zitterte wie Espenlaub. « Er ist Lette», er klärte Nebe. « Er war Unteroffizier im Konzentrationslager in Riga. Als die Russen ihn gefangennahmen, trampelten sie mit ihren Stiefeln auf seinem Kopf herum und brachen ihm den Kiefer.»
    « Glauben Sie mir, ich weiß, was sie empfunden haben müssen.»
    « Sie lähmten sein halbes Gesicht, und seitdem ist er ein bißchen weich in der Birne. Er war immer ein brutaler Schlächter. Aber jetzt gleicht er mehr einem Tier. Und er ist so treu wie ein Hund.»
    «Das habe ich mir natürlich auch schon gedacht, daß er seine guten Seiten hat. Riga, wie?» Ich deutete mit dem Kopf auf die offene Grube und die Verbrennungsanlage. «Ich wette, wenn er diese kleine Müllbeseitigungsanlage sieht, fühlt er sich ganz wie zu Hause.» Ich sog dankbar an meiner Zigarette und fügte hinzu: «Wenn es darum geht, wette ich, fühlt ihr euch beide wie zu Hause.»
    Nebe runzelte die Stirn. «Ich glaube, Sie brauchen einen Schnaps», sagte er ruhig.
    «Verwunderlich, wenn's anders wäre. Bloß sorgen Sie da für, daß kein Kalk drin ist. Ich glaube, ich habe meinen Ge schmack an Kalk verloren, für immer.»
    34
    Ich folgte Nebe ins Haus und hinauf in die Bibliothek, in der wir uns am Tag zuvor unterhalten hatten. Er holte mir einen Cognac aus der Hausbar und stellte ihn vor mich auf den Tisch. «Entschuldigen Sie, wenn ich nicht mittrinke», sagte er und sah zu, wie ich mein Glas auf einen Zug leerte. «Nor malerweise nehme ich ganz gern einen Cognac zum Früh stück, aber heute morgen muß ich einen klaren Kopf bewah ren.» Er lächelte nachsichtig, als ich das leere Glas auf den Tisch zurückstellte. «Ist es jetzt besser? »
    Ich nickte. «Sagen Sie mir, haben Sie Ihren vermißten Zahnarzt, Dr. Heim, schon gefunden?» Jetzt, da ich mir we gen meiner unmittelbaren Aussichten, zu überleben, keine Sorgen mehr zu machen brauchte, konzentrierten sich meine Gedanken wieder auf Veronika.
    « Er ist tot, leider. Das ist schlimm, aber viel schlimmer ist es, nicht zu wissen, was mit ihm passiert ist. Wenigstens wis sen wir, daß die Russen ihn nicht haben.»
    «Was ist ihm zugestoßen? »
    «Er hatte einen Herzanfall.» Nebe stieß das trockene, kleine Lachen aus, das mir aus meiner Zeit am Alex vertraut war. «Wie es scheint, war er zu dieser Zeit mit einem Mäd chen zusammen, einer Nutte.»
    « Sie meinen, es passierte, als sie ... »
    «Genau das meine ich. Nun, ich kann mir schlimmere Ar ten vorstellen abzukratzen, meinen Sie nicht? »
    «Nach dem, was

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