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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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ich gerade durchgemacht habe, fällt mir das nicht besonders schwer, Arthur.»
    « Ganz recht.» Er lächelte beinahe einfältig.
    Ich suchte einen Augenblick nach den geeigneten Worten, die es mir ermöglichten, ganz harmlos nach dem Schicksal Veronikas zu fragen. «Was hat sie denn dann gemacht? Die Nutte, meine ich. Die Polizei angerufen?» Ich runzelte die Stirn. «Nein, ich denke kaum.»
    «Warum sagen Sie das? »
    Ich zuckte die Achseln, als liege die Erklärung klar auf der Hand. «Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie einen Zusam menhang mit der Sitte riskiert hätte. Nein, ich wette, sie hat versucht, ihn irgendwo verschwinden zu lassen. Hat ihren Zuhälter das erledigen lassen.» Ich hob fragend die Augen brauen. «Nun? Habe ich recht?»
    «Ja, Sie haben recht.» Er hörte sich beinahe so an, als be wundere er meinen Gedankengang. «Wie gewöhnlich.» Dann gab er einen wehmütigen Seufzer von sich. «Was für ein Jammer, daß wir nicht mehr bei der Kripo sind. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie ich all das vermisse.»
    «Ich auch.»
    «Aber Sie könnten doch wieder zurück, Berni. Sie werden doch gewiß nicht wegen irgendwas gesucht, Berni?»
    «Und für die Kommunisten arbeiten? Nein, danke.» Ich schürzte die Lippen und versuchte, wehmütig auszusehen.

    «Jedenfalls halte ich mich besser eine Weile von Berlin fern. Ein russischer Soldat versuchte, mich im Zug auszurauben. Es war Notwehr, aber leider tötete ich ihn. Ich wurde ge sehen, als ich blutbefleckt den Schauplatz des Verbrechens verließ.»
    «.» Nebe ließ sich die Worte auf der Zunge zergehen wie einen edlen Wein. «Es tut gut, wieder mit einem Detektiv zu sprechen.»
    «Bloß um meine berufliche Neugier zu befriedigen, Arthur: Wie haben Sie die Nutte gefunden? »
    «Oh, das war nicht ich, es war König. Er erzählte mir, daß Sie es waren, der ihm erzählte, wie man auf der Suche nach dem armen Heim am besten vorgeht.»
    «Nichts als Routine. Das hätten Sie ihm auch sagen können.»
    «Schon möglich. Es scheint jedenfalls, als hätte Königs Freundin Heim nach einem Foto wiedererkannt. Offenbar ist er Stammgast in dem Nachtclub, wo sie arbeitet. Sie erin nerte sich, daß Heim auf eine der Huren, die dort arbeiten, besonders scharf war. Alles, was Helmut tun mußte, war, sie dazu zu überreden, mit der Wahrheit rauszurücken. Nichts einfacher als das.»
    «Aus einer Nutte eine Information rauszukitzeln ist nie einfach», sagte ich. «Es kann so schwierig sein wie der Ver such, einer Nonne einen Fluch zu entlocken. Geld ist die ein zige Methode, eine Nutte zum Sprechen zu bringen, ohne einen Kratzer zu hinterlassen.» Ich wartete darauf, daß Nebe mir widersprach, aber er sagte nichts. «Eine Beule ist natür lich billiger und schließt jeden Irrtum aus.» Ich grinste ihn an, als wollte ich ihm sagen, daß ich keine besonderen Skru pel hätte, wenn es darum ginge, im Interesse einer besonde ren Untersuchlmg ein leichtes Mädchen zu verprügeln. «Ich würde sagen, daß König nicht der Typ ist, Geld zu ver schwenden, hab ich recht? »
    Zu meiner Enttäuschung zuckte Nebe bloß die Achseln und blickte auf seine Uhr. «Da fragen Sie ihn besser selbst, wenn Sie ihn sehen.»
    «Er nimmt auch an diesem Treffen teil?»
    «Er wird hier sein.» Nebe blickte mehrmals auf seine Uhr. «Leider muß ich Sie jetzt allein lassen. Ich habe bis zehn Uhr noch ein paar Dinge zu erledigen. Vielleicht ist es besser, wenn sie in diesem Zimmer bleiben. Wir achten heute streng auf die Sicherheit, und wir wollen doch keinen neuen Zwi schenfall, nicht wahr? Ich werde Ihnen etwas Kaffee bringen lassen. Machen Sie Feuer an, wenn Sie mögen. Es ist ziemlich kalt hier drin.»
    Ich tippte gegen mein Glas. «Ich kann nicht sagen, daß ich viel davon merke.»
    Nebe betrachtete mich geduldig. «Na gut, bedienen Sie sich, wenn Sie glauben, das Zeug zu brauchen.»
    « Danke », sagte ich und griff nach der Karaffe, «ich werde mich nicht dagegen wehren.»
    «Aber bleiben Sie nüchtern. Man wird Ihnen heute eine Menge Fragen nach Ihrem russischen Freund stellen. Ich möchte nicht, daß Ihre Meinung über seinen Wert in Zweifel gezogen wird, bloß weil Sie zuviel zu trinken hatten.» Er ging zur Tür.
    «Machen Sie sich um mich keine Sorgen», sagte ich und ließ meinen Blick an den leeren Regalen entlangwandern. «Ich werde ein Buch lesen.»
    Nebe rümpfte ein wenig seine eindrucksvolle Nase. «Ja, es ist ein solcher Jammer, daß die

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