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Bernie allein unterwegs

Bernie allein unterwegs

Titel: Bernie allein unterwegs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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Bernhardiner!«
    »Natürlich!« Maike redete jetzt auch so laut wie Tante Hulda. »Ich hab einen Stoffbernhardiner. Den hat mir Oma zu Weihnachten geschenkt. Und der sitzt immer auf meiner Couch. Oder auf meinem Bett, wenn du nicht da bist.«
    »Aber auf der Couch haben heute Vormittag ein Schäferhund und zwei Bernhardiner gesessen!« Hulda war den Tränen nahe.
    »Okay!«, sagte Robert und stand auf. Ich hörte, wie er energisch den Stuhl zurückschob. »Gehen wir in Maikes Zimmer, und sehen wir nach, ob es hier in diesem Haus irgendwelche Geisterhunde gibt, die sogar bei Tag in der Gegend herumspuken. «

    Maike kicherte.
    Ich verließ meinen Posten am Fenster, wo ich durch einen winzigen Spalt in der Gardine auch ins Zimmer gucken konnte, und versteckte mich hinter einem Rosenbusch. Von dort konnte ich ins Kinderzimmer sehen.
    Vater Robert riss die Tür auf und breitete die Arme aus. »So, da wären wir.«
    Tante Hulda stand hinter ihm und sagte kein Wort.
    Robert drehte sich im Zimmer einmal um die eigene Achse. »Ich rieche nichts, ich sehe keinen Dreck, und vor allem sehe ich keinen Hund. Auf der Couch sitzen ein Schäferhund und ein Bernhardiner und sagen keinen Ton. Sie machen auch keinen Haufen, Hulda. Wie heißt er doch gleich, Maike?«
    »Der Schäferhund heißt Harry und der Bernhardiner Schutzmann«, rief Maike, die hinter ihrer Mutter stand und mühsam ins Zimmer lugte.
    »Hallo, Schutzmann.« Robert zog den Stoffhund am Ohr aus dem Gewimmel, schwang ihn durch die Luft wie ein Lasso, quetschte ihn an seine Brust und drückte ihm einen Kuss auf die Nase. »So, und jetzt du, Hulda. Wenn der Hund lebt, wird er dich in die Nase beißen, und ich persönlich übernehme dann die Kosten für die Schönheitsoperation.«
    »Aber ich sagte doch schon, dass da vorhin zwei Bernhardiner gesessen haben. Und jetzt ist da nur noch einer. Dass der nur ein Kuscheltier ist, sehe ich selbst, Robert. Du brauchst mich jetzt nicht wie eine Idiotin zu behandeln.«
    »Aber ich habe nur einen Bernhardiner, nicht zwei!«, rief Maike, aber niemand hörte auf sie.

    »Das bringt doch alles nichts«, meinte Maikes Mutter. »Kommt mit! Ich habe Schokoladenpudding gekocht. Vielleicht hast du ja Appetit auf eine Nachspeise?«
    Alle verließen das Zimmer, und Tante Hulda sah ganz schön beleidigt aus.
    Ich machte noch einen kleinen See an der Hausecke und sprang dann wieder ins Zimmer. Jetzt wurde es ja richtig spannend. Wie würde Tante Hulda reagieren, wenn jetzt wieder zwei Bernhardiner auf der Couch saßen?

SCHÖNER ALS GEBURTSTAG UND WEIHNACHTEN ZUSAMMEN
    Der Nachmittag war langweilig und öde, weil die ganze Familie zusammen mit Tante Hulda zum Hafen gefahren war, um Schiffe zu beobachten, Kaffee zu trinken und fürs Abendbrot ein paar frische Matjes zu kaufen.
    Ich streifte durch den Garten und untersuchte Maikes Zimmer noch einmal ganz genau, fand aber nichts Essbares. Nicht einen einzigen Krümel. Es war zum Verzweifeln. Wenn ich jeden Tag nur so wenig zu fressen bekam, würde ich niemals so groß werden wie Hugo vom Walde.
    Das faule Herumliegen auf der Couch machte mir ganz schön zu schaffen. Dass es mir immer schwerer fiel, wieder ins Zimmer hineinzuspringen, lag sicher nicht nur am wenigen Essen. Ich war einfach aus der Form. Nicht mehr fit. Ein Schlaffsack. Und ich wollte ja nicht nur so groß, sondern auch so stark werden wie mein Vater.
    Also fing ich an zu trainieren. Zwei Runden am Zaun entlang und dann zehn Liegestütze. Nach dem dritten Mal war ich fix und fertig. Mir zitterten die Beine, aber ich war stolz auf mich, dass ich meinen inneren Schweinehund besiegt
hatte. Denn im Grunde meiner Seele bin ich ein ziemlich fauler Hund.
    Als ich keine Lust mehr hatte und nur noch schlafen wollte, nahm ich meine Beute – die Schnapsflasche – zwischen die Zähne, sprang zurück ins Zimmer und versteckte die Flasche hinterm Nachttisch.
    So gegen sechs kamen sie wieder. Tante Huldas Stimme hallte durchs ganze Haus. Sie war unglaublich aufgekratzt, redete ohne Punkt und Komma und hatte einen Schluckauf.
    Ich nahm an, dass Tante Hulda am Hafen Kaffee mit Rum getrunken hatte. Das nannten die Leute hier Pharisäer. Ich kannte das von Frau Küster, die Schnaps nicht leiden konnte, aber einen Pharisäer mochte sie. »Dazu kann ich nicht Nein sagen« war ihr Standardspruch. Manchmal trank sie mit ihren Freundinnen aber auch heißen Kakao mit Rum. Das nannte man hier Tote Tante. Vielleicht hatte ja Tante Hulda auch eine Tote Tante

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