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Bernie allein unterwegs

Bernie allein unterwegs

Titel: Bernie allein unterwegs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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getrunken. Zum Bellen komisch fand ich das.
    Während des Abendessens fühlte ich mich eigentlich ganz sicher und wollte gerade ein kleines Schläfchen machen, als ich hörte, wie jemand die Treppe heraufrannte. Sekunden später wurde die Tür aufgerissen. Ich konnte gerade noch erstarren.
    »He«, sagte Tom, Maikes kleiner Bruder. Er kam einfach zu mir, nahm mich in den Arm und streichelte mich.
    »Du bist ja sooo süß«, flüsterte er. »Maike hat mir von dir erzählt. Und es wäre so schön, wenn du mit in meinem Zimmer schlafen könntest, aber mein Fenster geht zur Straße raus, und Maike hat Angst, dass du abhaust oder überfahren wirst.«

    Ich fand es toll, dass Tom mit mir redete, obwohl er nicht davon ausgehen konnte, dass ich ihn verstand. Und vielleicht hatte Maike ja auch recht. Vielleicht wäre ich wirklich aus dem Fenster gesprungen und zu Hugo vom Walde weitergewandert, weil die Versteckerei und Tante Hulda wirklich schrecklich anstrengend waren und mir langsam, aber sicher auf den Hundekeks gingen.
    Außerdem war mir völlig klar, dass ich nicht ewig bei den Redlichs bleiben konnte. Schließlich war ich auf der Wanderschaft, und es war nach wie vor mein Ziel, nach Bayern zu meinem Vater zu kommen.
    »Warte!« Tom flüsterte immer noch. »Ich komme gleich wieder.«
    Er rannte aus dem Zimmer, und ich blieb vorsichtshalber brav neben Schutzmann sitzen.
    Keine zwei Minuten später war Tom wieder da. Und ich traute meinen Augen nicht: Er hatte eine Schüssel mitgebracht, und darin war ein saftig geschmorter Schweinebraten! Sollte der wahrhaftig für mich sein? Und nicht morgen zum Mittagessen für die ganze Familie? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es irgendwo auf der Welt einen Hund gab, der so etwas Feines zu fressen bekam. Fleischreste und Gezetter vielleicht, aber mehr auch nicht. Sonst bekam man als Hund Trockenfutter oder Hundefutter aus der Dose. Aber Tom stellte doch wahrhaftig den Braten vor mir auf den Boden. Kinder, Kinder, das war schöner als Geburtstag und Weihnachten an einem Tag!
    Ich ließ mich nicht lange bitten und haute rein. Tom wartete
nicht ab, bis ich fertig war, sondern lief wieder zurück in die Küche, damit niemand fragte, wo er so lange blieb.
    Es war zu und zu schade, aber nach zwei Minuten war die Schüssel leer. Ich leckte sie bestimmt noch zwanzig Mal aus, aber es war nicht zu ändern: Der Schweinebraten war aufgefressen, und ich hatte einen richtig dicken Bauch.
    Also schob ich die Schüssel zur Schnapsflasche hinter den Nachttisch und kroch in den Schrank. Ich wollte endlich schlafen und hatte keinen Bock auf Tante Hulda, die mich vielleicht wie Schutzmann an den Ohren ziehen und durch die Luft schwingen würde, um zu sehen, ob ich lebendig oder ein Stofftier war. Das Risiko war zu groß, dass mir dabei der Schweinebraten wieder hochkommen würde.
    Ich kroch also hinter Maikes Socken, machte es mir gemütlich und war schon Sekunden später fest eingeschlafen.
     
    Um halb acht wachte ich auf. Der Schweinebraten rumpelte und pumpelte in meinem Bauch herum, und ich sprang schleunigst aus dem Fenster.
    Vor dem Esszimmerfenster hörte ich Tante Huldas Stimme: »Na, sag mal, Maike, was soll das denn? Seit wann schneidest du denn die Rinde vom Brot? Willst du die etwa wegschmeißen? Das tut man nicht!«
    »Das hast du ja noch nie gemacht!« Zum ersten Mal tutete Maikes Mutter Katrin in das gleiche Horn wie Tante Hulda. »Stimmt was nicht?«
    »Ich krieg ’nen Backenzahn«, knautschte Maike mit komisch nuschelnder Stimme. »Da is’ mir die Rinde zu hart.«

    Ich wusste, dass sie das nur meinetwegen tat, und war ganz gerührt. Und egal, wie vollgefressen ich war – die Aussicht auf ein bisschen harte, trockene Brotrinde als Nachspeise nach dem fetten Schweinebraten war großartig.
     
    Kurz vor zehn kam Tante Hulda ins Zimmer, um ins Bett zu gehen. Ich lag schon zusammengerollt zwischen Maikes Klamotten im Schrank. Durch die leicht geöffnete Schranktür hatte ich einen wundervollen Blick auf Tante Huldas Bett und überlegte gerade, was ich machen könnte, um nicht so fürchterlich zu schnarchen, als ich etwas ganz Grauenvolles mit ansehen musste, was mich wahrscheinlich bis ans Ende meiner Tage in meinen Träumen verfolgen wird.
    Tante Hulda saß im Nachthemd auf der Bettkante und cremte sich ihre schuppigen Ellenbogen ein, die eine Haut hatten wie die eines hundert Jahre alten Nilpferds. Das dauerte ewig, und mir fielen immer wieder die Augen zu. Aber schließlich war

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