Bernie und Chet
mit der Metalltür und dem Ziegelkamin raus. Ich wich ein bisschen zurück.
»H allo«, sagte der Mann in dem weißen Kittel. »H aben Sie einen Streuner aufgelesen?«
»N ein«, sagte Bernie, seine Miene versteinerter denn je. »E rkennen Sie ihn wieder?«
»W en? Den Hund?«
»E r heißt Chet. Er war letzte Woche hier.«
Der Mann in dem weißen Kittel schüttelte den Kopf. »H ier ist viel los, ein ständiges Kommen und Gehen, Tag und Nacht, sieben Tage die Woche.«
»D ieser Hund hier«, sagte Bernie, »w urde von einer Freundin von mir namens Suzie Sanchez mitgenommen. Sie ist Journalistin bei der Valley Tribune. Hilft das Ihrem Gedächtnis vielleicht auf die Sprünge?«
Der Mund des Mannes klappte auf. Auf seinem Gesicht erschienen kleine rosa Flecken, auch wenn ich mir wegen der genauen Farbe nicht ganz sicher war. Ich versteckte mich nicht mehr hinter Bernie, sondern stellte mich neben ihn.
»S uzie vergisst man sicher nicht so schnell«, sagte Bernie. »H at sie vielleicht erwähnt, dass sie gerade an einer Artikelserie über Tierheime schreibt?«
»A ch, jetzt fällt es mir wieder ein. Das ist Ihr Hund, oder? Und die Journalistin … äh … ist sie zufällig …?«
Die Worte gingen ihm aus. Bernie sagte nichts, starrte den Mann nur an.
Auf dem Gesicht des Mannes breitete sich ein dümmliches Grinsen aus, der eine Mundwinkel zeigte nach oben, der andere nach unten. »S ieht ganz so aus, als hätte es zu guter Letzt ein Happyend gegeben«, sagte er.
Bernie sagte weder Ja noch Nein. »W as ich brauche«, sagte er, »s ind sämtliche verfügbaren Informationen darüber, wie Chet hier bei Ihnen gelandet ist.«
»T ut mir leid, aber ich war nicht da, als …«
»A ber Sie machen doch sicher Aufzeichnungen.«
»O h, ja, Aufzeichnungen, klar.« Er ging zu einem Computer, drückte ein paar Tasten. »D a haben wir es schon.« Ein Drucker gab eins dieser Maschinengeräusche von sich, die mir in den Ohren wehtaten. Der Mann gab Bernie ein Blatt Papier. Papier war den Menschen sehr wichtig: sie verbrachten viel Zeit damit. Ich konnte den Reiz, den es für sie hatte, nicht ganz nachvollziehen.
Bernies Augen wanderten über die Seite. Das nannte man Lesen, in meinen Augen sah es ein bisschen verrückt aus. Er blickte auf: »H ier stehen nur Datum und Zeitpunkt seines Eintreffens. Ich möchte wissen, wer ihn abgeliefert hat.«
»W ar es nicht irgendein Motorradfahrer?«
»D er Name«, beharrte Bernie.
»D oreen hat das gemacht«, sagte der Mann. »V ielleicht weiß sie es noch – eine Sekunde.« Er ging nach hinten. Eine Sekunde hieß wahrscheinlich so viel wie: Bleiben Sie, wo Sie sind, was Bernie offenbar nicht verstanden hatte, weil er ohne zu zögern um die Theke herumging und dem Mann folgte.
Ich folgte Bernie. Der Mann schien uns nicht zu bemerken.
Wir liefen einen mir vertrauten Korridor entlang, links und rechts kleine Zellen mit Maschendraht auf unserer Seite, dahinter jeweils einer meiner Artgenossen. Sie fingen alle an zu bellen. Ich erkannte keinen vom letzten Mal wieder, aber ich erkannte die Frau vor uns, die etwas auf ein Blatt Papier auf einem Klemmbrett schrieb. Der Mann in dem weißen Kittel übertönte das aufgeregte Bellen. »H ey, Do, da ist so ein Arsch…« Die Frau sah auf und entdeckte uns. Der Mann in dem weißen Kittel folgte ihrem Blick, verstummte. Bernie achtete nicht auf ihn und ging zu der Frau, aber ich bekam nicht mit, was er sagte, weil ich in diesem Moment ein Kläffen hörte, das mich an Iggy erinnerte. O nein! Ich drehte mich zur nächsten Zelle: kein Iggy, aber ein Welpe, der aussah, wie Iggy in seiner Jugend ausgesehen haben musste. Er streckte seine Schnauze durch eines dieser kleinen Löcher im Maschendraht. Ich beugte mich runter und stupste ihn leicht an. Er wollte so gerne da raus, das sagten mir seine sanften braunen Augen. Glaubte er vielleicht, ich könnte ihm helfen? Armes Kerlchen.
»K omm, Chet, wir gehen«, sagte Bernie.
Gleich darauf waren wir draußen, Bernie und ich, zurück in der angenehm frischen Bergluft. Ich sprang auf meinen Sitz, nahm die Hürde der Tür mit Leichtigkeit; vielleicht war es sogar mein bislang höchster Sprung, meine persönliche Bestleistung. Bernie drehte den Zündschlüssel und trat aufs Gas, aber er fing erst an zu sprechen, als wir wieder auf der Hauptstraße waren. »B rr«, sagte er, als wäre es eiskalt, schüttelte sich sogar kurz, fast so, wie ich es machte. »O kay, Chet, was haben wir?«
Ich war ganz Ohr.
»E
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