Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bernie und Chet

Titel: Bernie und Chet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
Vom Netzwerk:
»W ie lange steht das Haus schon leer?«, fragte er.
    »S eit ein paar Monaten, allerdings gab es Zwischenmieter.«
    »S ind die noch da?«
    »N ein, sie sind letzte Woche ausgezogen, blieben nur ein paar Tage, obwohl sie für drei Monate im Voraus gezahlt hatten.«
    »I ch erinnere mich nicht, ihnen begegnet zu sein«, sagte Bernie. »W ie sahen sie denn aus?«
    »I ch habe nur den kennengelernt, der den Mietvertrag unterschrieben hat, ein großer Blonder, könnte aus dem Ausland stammen – er hatte einen Akzent. Vielleicht Schwede.«
    »W issen Sie seinen Namen?«
    »S einen Namen? Er steht auf dem Vertrag, aber ich wüsste nicht …«
    »H aben Sie eine Kopie seines Führerscheins?«
    »S elbstverständlich, aber …«
    Bernie gab ihr unsere Karte. »I ch würde sie gerne sehen.«
    Die Frau musterte die Karte, dann musterte sie Bernie. »I ch verstehe nicht. Sie haben doch eben gesagt, Sie wohnen hier in der Nachbarschaft.«
    »D as stimmt«, sagte Bernie. »A ber wir arbeiten außerdem gerade an einem Fall, in den dieser Blonde verwickelt ist.«
    »I ch weiß wirklich nicht …«
    »E in Vermisstenfall«, sagte Bernie. »D ie vermisste Person heißt Madison Chambliss. Sie ist fünfzehn.«
    Die Frau bedachte Bernie mit einem langen Blick, dann fing sie an, in ihrer Aktentasche zu kramen. Sie zog ein paar zusammengeheftete Blätter hervor und gab sie Bernie. Er überflog sie.
    »C leon Maxwell, 14303 North Coronado, Rosa Vista«, sagte er.
    Cleon Maxwell? Der Bösewicht hieß doch Boris. Das ergab überhaupt keinen Sinn. Bernie hielt eines der Blätter so, dass ich das Schwarzweißfoto auf dem Führerschein sehen konnte.
    »S ie zeigen Ihrem Hund das Foto?«, fragte die Frau und machte große Augen.
    Ihr Ton gefiel mir nicht, aber ich konnte ihr auch nicht ernsthaft einen Vorwurf machen. Um die Wahrheit zu sagen, bin ich nämlich nicht gerade ein Ass bei Fotos, selbst bei Schwarzweißfotos nicht. Der Mann hatte jedenfalls blonde Haare und sah meiner Erinnerung nach auch ein bisschen wie Boris aus, aber sicher war ich mir nicht. Die Sache sähe anders aus, Immobilienkönigin, wenn auf Führerscheinen Geruchsproben statt Fotos wären, das können Sie mir glauben.
    »E r hat ein Zeugnis von der K 9 -Hundeschule«, sagte Bernie.
    Fast, sollte ich wohl hinzufügen. Warum musste auch diese Katze daherkommen, mitten in der Abschlussprüfung, bei der Spurensuche im offenen Gelände? Das Zeugnis war bestimmt schon ausgestellt gewesen, aber ich habe es nie bekommen.
    »W ie konnte mir das nur entgehen?«, fragte Bernie, als wir nach Rosa Vista fuhren. »D ie haben uns praktisch von der ersten Sekunde an, als wir den Fall übernahmen, beobachtet.« Er schlug mit der Faust auf das Lenkrad. Das passierte nicht oft. »M ein Verstand ist auch nicht mehr das, was er mal war, Chet.« Ich hoffte, dass das nicht stimmte: Bernies Verstand war neben meiner Nase unser größter Trumpf. Ich legte eine Pfote auf sein Knie. Er fuhr schnell, sogar ein bisschen Slalom, was sonst überhaupt nicht seine Art war. Aber lustig war es trotzdem, das Schnellfahren und der Slalom, das kann ich Ihnen sagen. Ich warf meine Sorgen über Bord und freute mich des Lebens.
    Wir nahmen eine Abfahrt und fuhren auf einer geraden, breiten Straße auf die Sonne zu. »C oronado«, sagte Bernie. »I ch hasse Coronado.« Warum? Sie sah aus wie viele Straßen im Valley, breit und gerade und lang. »H ast du eine Ahnung, was er den Indianern angetan hat?«, fügte Bernie nach einer Weile hinzu, und ich verstand nur noch Bahnhof.
    Er ging vom Gas und fing an, die Hausnummern vorzulesen. »V ierzehn eins, vierzehn zwei, da ist es.« Wir hielten vor einem Restaurant, einem guten. Ich musste nicht einmal hinsehen, mir reichte der Geruch. Bernie las vor: »M ax ’ Sparerib-Paradies«. Hey, hatte ich mir das Paradies nicht schon immer so vorgestellt? Mir lief sofort das Wasser im Maul zusammen, aber dann fiel mir ein, dass viele Restaurantbesitzer nicht gerade gastfreundlich waren, wenn es um mich und meinesgleichen ging.
    Die Frontseite des Gebäudes bestand aus Glas. Wir gingen zur Tür, zögerten. Der Mann hinter der Theke sah uns, deutete auf mich, dann krümmte er seinen Zeigefinger und bewegte ihn einladend vor und zurück. Eine meiner Lieblingsgesten von Menschen, dieses Zeigefingerkrümmen; da wünschte ich mir fast selbst Finger. Bernie öffnete die Tür, und wir traten ein. Himmel. Es roch wirklich paradiesisch bei Max. Wir gingen zur Theke und Bernie sagte:

Weitere Kostenlose Bücher