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Bernie und Chet

Titel: Bernie und Chet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
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den blauen Himmel; ich hatte den verrückten Drang, ihn zu apportieren. Komisch, nicht? Ich weiß, es wäre keine gute Idee gewesen, aber ich fragte mich dennoch: Ob ich ihn wohl erwischt hätte?
    Bei all dem Herumgeschaukel hatte Anatoly an Vorsprung verloren. Wir holten rasch weiter auf, alles raste an uns vorbei – Kurve um Kurve, der steinige Abhang auf der einen Seite, Staub, der von den Reifen des BMW aufgewirbelt wurde, die Felswand auf der anderen Seite –, so als würden wir am Rand des Himmels entlangschießen. Ich saß aufrecht da, sogar aufrechter als aufrecht – offen gestanden, hatte ich die Vorderpfoten auf den Rahmen der Windschutzscheibe gestützt –, bereit, fähig, willens. Anatoly warf wieder einen Blick in den Rückspiegel – jetzt konnte ich sogar seine Augen sehen, weit aufgerissen vor Angst, und ich konnte seine Angst auch riechen –, und Bernie hielt seine Hand mit nach vorne gedrehter Handfläche hoch, was so viel wie »H alt, stehen bleiben« bedeutete. Aber Anatoly blieb nicht stehen. Er wurde sogar noch schneller, als er um die nächste Kurve raste, das Heck des BMW brach aus, er rutschte, rutschte; und in dem Moment tat Bernie etwas ganz Erstaunliches: Er schaltete runter, riss gleichzeitig das Lenkrad herum und schoss auf dem felsigen Hang an dem BMW vorbei.
    Jetzt waren wir vorne und Anatoly bekam unseren Staub zu fressen! Nicht schlecht, geradezu perfekt. »A ls Nächstes zwingen wir ihn, mit seiner Blechbüchse vom Gas zu gehen«, sagte Bernie alias Superhirn. »U nd dann kriegt er einen Strafzettel wegen Rummüllens.« Rummüllen? Verstand ich nicht, und ich wälzte es immer noch in meinem Kopf hin und her, als – rums! Irgendetwas lief schief. Zuerst ein lauter Rums, der von unten zu kommen schien – oh nein, doch hoffentlich nicht gerade jetzt eine Panne? – und dann eine schwarze Wolke, dick und ölig, die unter der Motorhaube hervorkam und sich über die Windschutzscheibe wälzte, sodass wir nichts mehr sahen.
    Danach passierte alles ganz schnell. Wir fingen an uns zu drehen, drehten uns auf der schmalen Straße noch mal und noch mal, und gleichzeitig schlitterten wir, schrammten an der Felswand entlang, Funken flogen um uns herum. Dann drehten wir uns in die andere Richtung, unter dem einen Reifen spritzte der lose Kies über die Kante des Abhangs, der Reifen ragte vielleicht sogar ein kleines Stück darüber hinaus, ins Nichts, und die ganze Zeit über änderte sich Bernies Gesichtsausdruck kein bisschen, während er schaltete, bremste, das Lenkrad erst in die eine, dann in die andere Richtung riss. Wir konnten nichts sehen, nicht durch die geschwärzte Windschutzscheibe. Und die ganze Zeit über drehten und drehten wir uns. War der BMW vorbeigeflitzt und lag wieder vor uns? Ich hatte fast den Eindruck. Aber ich war mir nicht sicher, und in diesem Moment hatte ich auch Wichtigeres im Kopf, zum Beispiel, dass wir noch mal mit der Felswand zusammenstießen, heftiger dieses Mal, so heftig, dass ich in die Höhe geschleudert wurde und von meinem Sitz schoss.
    Dann kam ein ganz furchtbarer Moment, in dem ich in den Himmel flog – ich hatte Albträume, in denen das passierte –, immer höher, und dann unvermittelt wieder runter. Ich landete auf allen vieren. Oh, es war so gut, festen Boden unter den Pfoten zu haben. Allerdings konnte ich das Gefühl nicht lange genießen, weil ich mich mehrere Male überschlug, bis ich in der Mitte der Straße endlich liegen blieb, ein bisschen außer Atem, aber unverletzt. Ich schüttelte mich, sah den Porsche vor mir, wie er sich fing, langsamer wurde, Bernie wieder die Kontrolle über das Auto hatte: Es würde alles in Ordnung kommen. Aber dann – was war denn das? Ein riesiger Felsbrocken polterte den steilen Hang herunter und donnerte auf die Straße, direkt vor Bernies Nase. Er konnte nichts tun: Der Porsche prallte gegen den Felsen, überschlug sich einmal, wurde in die Luft geschleudert, sauste über die Kante des Abhangs auf der anderen Straßenseite und verschwand aus meinem Blickfeld.
    Bernie!
    Ehe ich mich ’ s versah, stand ich an der Kante und sah hinunter. Tief, tief unten segelte der Porsche durch den leeren Raum, immer weiter nach unten, bis er schließlich auf einem breiten Felsvorsprung aufschlug und in Flammen aufging. Dann war es still, das einzige Geräusch mein eigener Atem.
    Bernie!
    »C het?«
    Ich sah nach unten. Dort war Bernie, sich mit einer Hand an einem winzigen Vorsprung in der Felswand klammernd, das

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