Bernie und Chet
ie meinen Sie das?«, sagte Cynthia.
Es gab überhaupt nur einzelne Puzzleteile, wenn Sie mich fragen.
»D arüber können wir später reden«, sagte Bernie. »E rst der Anruf.«
Cynthias Finger schwebten über den Tasten der Basisstation. »E r kam gestern. Was für ein Glück, dass ich das Telefon gehört habe – ich war buchstäblich schon halb aus der Tür.« Sie drückte eine der Tasten.
»H allo? Hallo? Mom?«
Ich kannte diese Stimme, eine Stimme, die ich sehr mochte: Madisons Stimme. Sie hatte gesagt: Wehe, Sie tun dem Hund etwas. So etwas vergaß man nicht so leicht, und ich würde es bestimmt nie vergessen. Darauf können Sie Gift nehmen, was das auch bedeuten mag.
»M om? Bist du da? Ich bin ’ s, Maddy.«
Bernies Gesicht war völlig unbewegt. Er hatte den Kopf ein wenig auf die Seite gelegt. Ich merkte, dass ich es ihm nachmachte.
Dann war ein Klicken zu hören und Cynthia sagte mit atemloser Stimme: »M addy? Maddy? Bist du das?«
»H i, Mom, ich bin ’ s.«
»M addy! Schätzchen, o Gott! Geht es dir gut? Wo bist …?«
»M ir geht ’ s gut, Mom, ich muss nur …« Es folgte eine kleine Pause, und in dieser Pause hörte ich sie schlucken, so wie es die Menschen machten, kurz bevor sie zu weinen anfingen, aber dann schien sie tief Luft zu holen und sprach weiter. »… ich muss nur über ein paar Sachen nachdenken, das ist alles.«
»W as für Sachen denn? Ich bin vor Angst fast gestorben. Wir haben überall nach dir gesucht, die Polizei, ein Privatdetektiv, alle. Wir sind …«
»M ach dir keine Sorgen, Mom. Mir geht ’ s gut. Deshalb rufe ich ja an. Mach dir keine Sorgen – und verschwende nicht so viel Zeit und Geld damit, nach mir zu suchen. Ich komme bald wieder heim, Mom.«
»W ie bald?«
»B ald.«
»W ann denn?«
»B ald, Mom. Und weißt du was?«
»W as?«
»I ch habe mir überlegt, dass es schön wäre, wenn wir einen Hund hätten.«
»E inen Hund?«
»S o einen großen, komisch aussehenden Hund, vielleicht so einen wie den, den ich neulich gesehen hab, mit verschiedenfarbigen Ohren. Oder wie der aus Ghostbusters . Geht das?«
Bernie wurde blass, aus seinem Gesicht verschwand alle Farbe. Hatte ich so was schon mal gesehen?
»N atürlich können wir uns einen Hund anschaffen, aber wann …«
»I ch muss los, Mom. Ich hab dich lieb.«
Klick.
Bernie sah erst Cynthia an, dann mich. Er stand reglos da, eine Regungslosigkeit, die ich spüren konnte. Ich wusste, dass er angestrengt nachdachte; aber ich hatte keine Ahnung, worüber. Ich dachte meinerseits über etwas nach: Waren verschiedenfarbige Ohren zwangsläufig etwas Schlechtes?
Bernie ging zum Telefon, drückte auf ein, zwei Tasten. Komische Geräusche von Leuten, die viel zu schnell redeten, ertönten, dann wurden sie langsamer, und ich hörte es noch einmal: »S o einen großen, komisch aussehenden Hund, vielleicht so einen wie den, den ich neulich gesehen hab, mit verschiedenfarbigen Ohren. Oder wie der aus Ghostbusters . Geht das?«
»W ir haben nie wegen eines Hundes gestritten, falls Sie das meinen«, sagte Cynthia.
»T u ich nicht«, sagte Bernie.
Cynthia schien es nicht zu hören. »W issen Sie, sie wollte Cap ’ n Crunch, und ich habe es ihr sofort erlaubt.«
Ein großer, großer Fehler.
Cap ’ n Crunch breitete seine Flügel auf eine Art aus, die mich an Graf Dracula erinnerte, und sagte: »E inen Doppelten, bitte.«
»I st ein Hund eine Art Ersatz?«, fragte Cynthia. »M einen Sie, das ist so zu verstehen – ein Trostpreis dafür, dass sich die Eltern getrennt haben?«
Ich konnte ihr nicht richtig folgen, aber Trostpreis klang nach Beleidigung, fand ich. Und komisch aussehend? Was sollte das denn heißen?
»N ein, das meine ich nicht«, sagte Bernie. Die Farbe kehrte in sein Gesicht zurück, und er sah wieder mehr wie er selbst aus; einen Moment lang hatte ich mir wirklich Sorgen gemacht.
»D ann erklären Sie es mir«, sagte Cynthia.
»I hre Tochter ist ein sehr kluges Mädchen.«
Cynthia nickte. »J a, aber was hat das mit dem Anruf zu tun?« Bernie antwortete nicht gleich. Auf seinem Gesicht lag ein harter Ausdruck, der Cynthia nicht entgehen konnte. »E s stimmt doch, oder?«
»W as?«, sagte Bernie.
»D ass sie bald nach Hause kommt. Wenigstens darin sind Sie doch einer Meinung mit mir, oder? Sergeant Torres jedenfalls ist es.«
»S ie haben ihm das vorgespielt?«
»E r war vor ein paar Stunden hier. Er ist meiner Meinung. Sie kommt bald nach Hause.«
Bernie nickte, ein Nicken,
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