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Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Titel: Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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und rief Krokowski, der immer noch mit dem Zigarrenqualm haderte, über die Schulter hinweg zu: »Punkt eins im Kranzler, verstanden, Gefreiter Krokowski?«
    »Zu Befehl!«, schnarrte Krokowski, trotz Rauchschwaden offenbar ganz in seinem Element. »Herr Kriminalhauptkommissar können sich jederzeit auf mich verlassen.«
    Dann öffnete er die Tür, trat auf den Korridor hinaus und machte sich an die Arbeit.
    »Hier, Herr Kommissar – die gewünschte Adresse«, bereitete Sydows Sekretärin, die seinen Sinn für Humor nicht unbedingt teilte, dem Herumgealbere ein abruptes Ende. »Hans-Hinrich von Oertzen, wohnhaft in Berlin-Zehlendorf, Seestraße Nummer …«
    »Sie sind ein Schatz, Molli«, lobte Sydow die freudestrahlende Vorzimmerdame, nahm den Zettel mit der Adresse in Empfang und warf ihr eine Kusshand zu.
    Bevor sich eine bis in die Haarspitzen errötende Annerose Mollig gefasst hatte, war die Tür längst wieder ins Schloss gefallen.
     
    *
     
    Zu seinem Leidwesen gelang Sydows überstürzter Aufbruch nicht wie geplant. Im Treppenhaus lief ihm nämlich der Polizeipräsident über den Weg, genau der Mann, um den er in den vergangenen Tagen einen Riesenbogen gemacht hatte. Da dies allein aufgrund Platzmangels nicht möglich war, blieb ihm nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösem Spiel – sprich seiner bevorstehenden Beförderung – zu machen.
    »Na, von Sydow – wohin so eilig?«, lautete die Begrüßung des wohlgenährten Polizeichefs, der ihn aus unerfindlichen Gründen ins Herz geschlossen hatte. »Mein Gott, wie sehen Sie denn aus!«
    »Bei allem schuldigen Respekt, Herr Polizeipräsident: Sydow Komma Tom – ohne das ›von‹.«
    Der leutselige Patriarch, der nicht nur wie Ludwig Erhard aussah, sondern zu allem Unglück auch noch ein fränkischer Landsmann des Bundeswirtschaftsministers war, ließ den Rüffel einfach über sich ergehen und sagte: »Ganz schöner Schlamassel da drüben, was?«
    Sydow nickte, wenngleich ihm momentan ganz andere Dinge durch den Kopf gingen. So zum Beispiel die Herkunft eines gewissen Hans-Hinrich von Oertzen, mit dessen Vergangenheit er sich in Kürze näher befassen würde. Eine Vergangenheit, die ihre Schatten offenbar bis in die Gegenwart warf.
    »Hören Sie mir überhaupt zu, Tom?«
    »Aber selbstverständlich, Herr Polizeipräsident!«, schwindelte Sydow mit treuherziger Miene, was dazu führte, dass die Gnadensonne über seinem Haupt umso heller erstrahlte. »Sieht so aus, als würde es den Genossen in der Stalinallee demnächst an den Kragen gehen.«
    »Meinen Sie wirklich?«
    Sydow nickte, arbeitete sich behutsam bis zum Treppenabsatz vor und machte eine entschuldigende Geste. »Nichts für ungut, Herr Polizeipräsident«, heuchelte er mit zerknirschtem Gesichtsausdruck, da er weder Zeit noch Lust auf eine politische Diskussion hatte, »ich muss jetzt wirklich los.«
    »Wenn wir gerade dabei sind, mein Junge –«, rief ihm der Polizeipräsident hinterher, als Sydow beinahe seinen Blicken entschwunden war, »seien Sie bitte so gut und kommen Sie morgen um zehn in mein Büro.«
    »Aber gerne!«, antwortete Sydow, hob die Hand zum Gruß und hastete zum Hinterausgang. So sehr ihm das Wohlwollen schmeichelte, das ihm entgegengebracht wurde – im Moment hatte er ganz andere Sorgen. Und was seine Beförderung anging, würde ihm bei Gelegenheit bestimmt etwas einfallen. Allein der Gedanke an eine Tätigkeit im Innendienst reichte aus, um ihn auf der Stelle in Panik zu versetzen.
    »So, mein Freund – und jetzt zu dir«, murmelte Sydow, als er die Tür zu seinem Aston Martin aufschloss, in Gedanken bereits bei dem bevorstehenden Besuch einer der vornehmsten Adressen in ganz Berlin. Dann ließ er den Motor an, stieß zurück und fuhr auf die Ausfahrt zu, um anschließend in Richtung Friesenstraße abzubiegen.
    Doch dazu kam es nicht mehr. Nicht etwa, weil er einen Unfall gebaut, sondern weil er das, was er sah, zunächst für eine Halluzination gehalten hatte.
    Als habe er alle Zeit der Welt, stieß sich der Mann im dunklen Anzug von der Häuserwand auf der gegenüberliegenden Straßenseite ab, schlenderte über die Fahrbahn und öffnete die Beifahrertür. Sydow war völlig überrumpelt, derart perplex, dass er den Motor abwürgte.
    Juri Andrejewitsch Kuragin quittierte es mit einem Lächeln, schob seine Sonnenbrille nach oben und machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem.
    »Lust auf eine kleine Spritztour?«, fragte er, gerade so, als sei dies die normalste

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