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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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durch die spärlich beleuchtete Wohnung. Von
Alexander keine Spur; weder in der Küche, noch im Bad und auch
im Schlafzimmer traf sie ihn nicht an. Mirja begann sich Sorgen zu
machen. Es war ihr nicht verborgen geblieben, dass ihr Freund seit
einiger Zeit ein Geheimnis vor ihr hatte. Er verschwand einfach,
ohne ihr zu sagen wohin, und bei bestimmten Themen blockte er ab
und war sehr einsilbig. Hatte das damit zu tun, dass er auf der
Suche nach einem Job war, mit dem er seinen Lebensunterhalt
finanzieren konnte? Sie war nicht glücklich darüber, dass
er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielt, doch sie waren
nicht verheiratet, und im Grunde genommen war er ihr keine
Rechenschaft schuldig.
    Vielleicht
schämte er sich dafür, dass er sich mit schlecht
bezahlten Aushilfstätigkeiten durchschlug. Ein anderer
Verdacht keimte in ihr auf, als sie nachdenklich im Türrahmen
des Schlafzimmers lehnte: Vielleicht hatte er eine andere.
Genügte sie ihm nicht mehr?
    Schon seit einiger
Zeit war er so anders. Manchmal einsilbig und geradezu
verschlossen, oft wirkte er gedankenverloren auf sie.
Natürlich hatte sie sich nach dem Grund für sein
Verhalten gefragt, war aber nie zu einer plausiblen Antwort
gekommen. Plötzlich klang es so einfach, und Mirja machte sich
Vorwürfe, dass sie nicht schon viel früher zu diesem
Schluss gekommen war. Die Veränderungen an Alexander waren ihr
schon vor einigen Wochen aufgefallen, und sie hatte sich immer
damit zufrieden gegeben, dass er finanzielle Probleme hatte, auch,
wenn er das niemals zugeben würde.
    Sie war allein in der
Wohnung. War er jetzt bei der anderen Frau?
    Eine schmerzhafte
Mischung aus Trauer und Wut ergriff Besitz von ihr.
    Plötzlich war da
noch ein anderer Gedanke: Was, wenn sie sich täuschte und ihm
etwas zugestoßen war? Mirja trat an das Dachfenster unter der
Schräge des Zimmers und öffnete es einen Spalt breit. Ein
lauer Abendwind wehte in den Raum und kühlte ihre erhitzten
Wangen. Die Häuser am Sedansberg schienen ihr zu
Füßen zu liegen. In einigen Fenstern brannte noch Licht,
und die Stadt schien den Nachthimmel anzuleuchten. Gedämpft
drang Autolärm an ihre Ohren, wahrscheinlich war es der
Verkehr vom nahen
Steinweg.          
    Mirja hielt das Warten
nicht länger aus. Ihr Verdacht, dass sich Alexander die Zeit
mit einer anderen Frau vertrieb, brachte sie um den Verstand. Sie
riss sich vom Blick auf das nächtliche Barmen los und
durchsuchte die Wohnung nach ihrem Handy. Schließlich fand
sie es. Als sie in die Wanne gestiegen war, hatte sie das kleine
Telefon auf die Waschmaschine gelegt, um notfalls für ihn
erreichbar zu sein.   
    Doch er hatte nicht
angerufen.
    Mirja griff nach dem
Handy, löste die Tastensperre und starrte wie gebannt auf das
leuchtende Display. Sie zögerte. Sollte sie ihn wirklich
anrufen?
    Was, wenn sich die
Stimme einer anderen Frau meldete? Mirja setzte sich auf den
Wannenrand, dann tippte sie sich mit dem rechten Daumen durch das
Menü des Mobiltelefons und rief seine Nummer auf. Wieder
zögerte sie, schloss einen Moment lang die Augen, bevor sie
die grüne Taste drückte und die Verbindung
herstellte.
    Es dauerte eine
gefühlte Ewigkeit, bis das Freizeichen ertönte. Ihre
Aufregung wuchs. In wenigen Sekunden würde sie mehr
wissen.
    Als sich nach langem
Läuten die Mailbox meldete, ließ sie den Arm
sinken.
    Er war nicht ans
Telefon gegangen. Das tat er nie. Alexander war immer erreichbar.
Für jeden. Manchmal neckte sie ihn damit, dass er
handysüchtig sei, weil er nirgendwo ohne Handy hinging. Nicht
einmal aufs Klo. Und mm ging er nicht dran.
    Mirja zog ihre
Schlüsse daraus und unterbrach die Verbindung. Eine Nachricht
hinterließ sie ihm nicht auf der Mailbox. Sie hatte genug
gehört und starrte auf das Handy in ihrer rechten Hand. Das
konnte nur eines bedeuten: Dass er nicht gestört werden
wollte.
    Was das wiederum zu
bedeuten hatte, konnte Mirja sich denken. Ihre schlimmsten
Befürchtungen und Ängste hatten sich mit einem einzigen
Anruf auf dem Handy ihres Freundes bewahrheitet. Je länger sie
darüber nachdachte, desto sicherer war sie. Bald schon tauchte
vor ihrem geistigen Auge das Bild ihres Freundes auf, der sich mit
einer hübschen Frau die Zeit vertrieb.
    Die Hand, mit der
Mirja das Telefon umklammert hatte, lockerte den Griff, und das
Telefon fiel zu Boden. Der flauschige Wannenvorleger verhinderte,
dass das Handy auf dem harten Fliesenboden im Bad zu Bruch ging.
Mirja barg das Gesicht in den

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