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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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schützen. Er ertappte sich bei der
Frage, ob das an seinem Beschützerinstinkt lag, den das
Mädchen in ihm auslöste. »Wozu
das?«
    »Für unsere
Ermittlungen.«
    Sie nannte ihm ein
paar Kontaktdaten und den Zusammenhang, in dem sie zum Vermissten
standen, Ulbricht schrieb alles mit. Er würde in der
Besprechung die Kollegen auf die Kontakte ansetzen, vielleicht gab
es danach schon eine erste Spur.
    Norbert Ulbricht
stierte auf das Blatt und dachte angestrengt nach.
    »Dann zeigen Sie
mir jetzt bitte das Bild Ihres Freundes
Alexander.«
    »Ist gut.«
Sie nickte, und Ulbricht sah ihr an, dass sie sich überwinden
musste. Gleich würde sie wissen, ob ihr Freund sie betrog oder
ob er das Opfer eines Mordanschlages geworden war.
    Wieder griff sie nach
ihrer Tasche, wühlte darin herum, dann zog sie ein Foto
hervor, warf einen kurzen Blick darauf, und Ulbricht glaubte
für den Bruchteil einer Sekunde ein sehnsüchtiges
Lächeln auf ihren Lippen sehen zu können. Er streckte die
Hand nach dem Foto aus. Sie zögerte, dann reichte sie ihm die
Fotografie. Ulbricht nahm es an sich, lehnte sich in seinem Stuhl
zurück und warf einen Blick auf das Bild. Es zeigte ein
junges, offenbar frisch verliebtes Paar in einem dieser albernen
Vergnügungparks, die er prinzipiell mied. Er hasste
Menschenansammlungen, und es war ihm völlig
unverständlich, warum er sich über eine Stunde lang mit
unzähligen widerlich gut gelaunten Leuten in eiserne Gatter
einpferchen lassen sollte, um dann keine zwei Minuten lang mit
einem Kanu durch ein künstlich angelegtes Wildwasser
geschippert zu werden. Im Hintergrund des Fotos sah er die Kulisse
einer Westernstadt, davor Mirja Blum und ihren Freund.
    »Er liebt den
Wilden Westen«, kommentierte sie mit einem
Lächeln.
    »Sein Name
klingt so, als käme er geographisch betrachtet aus der anderen
Richtung«, entgegnete Ulbricht. »Seine Eltern stammen
aus der Ukraine, aber er ist hier groß geworden.« Sie
wippte mit dem rechten Fuß, wurde sichtlich nervös.
»Und?«, fragte sie. »Ist das der Mann, den Sie
suchen?«
    Ulbricht zögerte
eine Antwort hinaus, warf einen Blick auf den jungen Mann auf dem
Foto, der Mirja Blum zärtlich umarmte. Dann schlug er die
Unterlagen auf, die er von Frank Heinrichs bekommen hatte. Die
Seite mit der Phantomzeichnung fand er diesmal schneller. Sein
Blick huschte zwischen Zeichnung und der Fotografie hin und
her.
    Der Mann war schlank,
fast hager, hatte kurzes, dunkles Haar und markante Wangenknochen.
Seine Lippen waren fast weiblich geschwungen, und die Stirn wirkte
ein wenig überdimensioniert. Es bestand kein Zweifel, der Mann
auf dem Foto war die gesuchte Leiche. Während er insgeheim die
Arbeit des Polizeizeichners und die genauen Angaben der Musiker
lobte, nickte er schweigend. »Na ja, die beiden haben eine
frappierende Ähnlichkeit, aber noch ist nichts
sicher.«
    Mirja Blum brach
weinend zusammen, Ulbricht sprang auf, nahm sie in den Arm und
strich ihr über das dunkle Haar. Mit der freien Hand angelte
er nach dem Telefon und wählte eine Nummer im Haus.
»Heinrichs«, rief er. »Verdammt, wo stecken Sie
denn? Kommen Sie her, aber dalli! Ich brauche Sie
hier!«          
    Dann legte er auf und
kümmerte sich um die am Boden zerstörte Mirja Blum. Sie
war nach dem Gesprächsverlauf außerstande, noch eine
Klausur zu schreiben.

 
    Acht
    10.30 Taxistand,
Neumarktstraße
    Kalla hatte ein wenig
in der Sonne gedöst, nachdem er sich in der kleinen
Bäckerei unweit des Taxistands ein Brötchen besorgt und
es noch im Gehen gegessen hatte. Es war eine ruhige Zeit, und vor
ihm standen noch drei weitere Taxis auf der Spur. Es dauerte also
noch, bis er die nächste Tour bekommen würde.
    Er erwachte sofort aus
dem Dämmerschlaf im Fahrersitz, als das Handy klingelte, das
er in der Mittelkonsole seines Taxis abgelegt hatte. Er streckte
sich und angelte nach dem Mobiltelefon, das in seiner riesigen
Pranke wie ein Spielzeug wirkte. Die Nummer im Display kannte er
nicht, deshalb meldete er sich förmlich. »Taxi
Weinberger, guten Tag?«
    »Stefan hier,
tach Kalla.«   
    »Stefan, alte
Filzlaus. Was gibt's? Brauchst du ne Taxe, weil dein Käfer
nicht mehr anspringt?« Kalla lachte polternd und blickte
einer kurz berockten Schönheit nach, die mit wiegenden
Hüften in Richtung Klotzbahn tippelte. Er liebte den Sommer in
Wuppertal. »Es geht noch mal um die Geschichte, die du mir
neulich anvertraut hast. Die mit dem Oberbürgermeister und
seinem

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