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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Fahrer.«
    »Mach mir da
bloß keine Radiosensation draus«, warnte Kalla.
»Der Werner macht mich einen Kopf kürzer, wenn das
über den Äther geht.«
    »Mach mal
halblang«, lachte Stefan. »Ich habe dir doch
versprochen, nichts zu senden. Es interessiert mich sozusagen
privat.«
    »Dich?«
Kalla schnaubte amüsiert. Er kannte die beiden Radioreporter gut
genug, um zu wissen, dass der Anruf nicht auf Stefan Seilers Mist
gewachsen war. »Heike interessiert es brennend.« Stefan
seufzte. »Wusste ich es doch.« Kalla grinste.
»Also, was willst du, ähm, was will Heike
wissen?«
    »Am liebsten
alles.«
    »Typisch«,
lachte der vollleibige Taxifahrer. »Können wir uns in
der Mittagspause treffen?«
    »Sag mir Zeit
und Ort, und ich werde dort sein - wenn ich nicht gerade einen
Fahrgast zum Düsseldorfer Flughafen bringen
muss.«
    »Erst mal habe
ich die Mittagssendung, aber ab eins bin ich frei. Treffen wir uns
also im Brauhaus?«
    »Abgemacht.« Kalla
freute sich auf ein Wiedersehen mit den Freunden und unterbrach die
Verbindung. Gerade rechtzeitig, um einer rassigen Schönheit
durch das offene Seitenfenster nachpfeifen zu
können.    
     
    10.35
Müllverbrennungsanlage Küllenhahn
    Mehmet Kaldiz
langweilte sich. Lieber wäre er mit dem Müllwagen
unterwegs, an der frischen Luft. Doch er sah es positiv: Zum einen
hatte er bei den städtischen Entsorgungsbetrieben einen
krisensicheren Job, zum anderen musste er nicht mehr, wie
früher, bei Wind und Wetter in den frühen Morgenstunden
raus. Er hatte Schichtdienst, fuhr jeden Morgen von seiner Wohnung
in Wichlinghausen nach Küllenhahn und setzte sich in einen der
drei Kräne, die den über die große Kipphalle
zugeführten Abfall gleichmäßig im Müllbunker
verteilten. Von hier aus wurde er dann über riesige Trichter
den Kesseln zugeführt, in denen der Müll der gesamten
Bergischen Region dann bei rund 1.000 Grad verbrannt und in Energie
umgewandelt wurde. Die durch die Verbrennung der Abfälle
gewonnene Wärme wurde dem Heizkraftwerk zugeführt. Neben
den beiden Heizkraftwerken in Elberfeld und Barmen war die
Müllverbrennungsanlage der größte Stromerzeuger in
der Stadt, und irgendein schlauer Kopf hatte vor vielen Jahren
einmal errechnet, dass die Schwebebahn mit dem Strom, den die
Anlage in nur einem einzigen Jahr produzierte, 36 Jahre lang fahren
könnte.
    Die Anlage lief 365
Tage im Jahr Tag und Nacht, doch es gab weitaus unangenehmere
Dinge, die sich Kaldiz vorstellen konnte. Einmal im
Führerstand seines Kranes sitzend, hatte er einen ruhigen Job.
Sonderschichten wurden mit einem Aufschlag vergütet, und so
schaffte es Mehmet Kaldiz, einen Teil seines Gehalts für ein
kleines Häuschen in der Türkei zu sparen. Irgendwann,
davon träumte er seit seiner Kindheit, würde er
zurück ins Land seiner Väter gehen. Aufgewachsen war er
im Bergischen Land, er beherrschte die deutsche Sprache besser als
viele Einheimische, er verstand meistens auch die Kultur, doch im
Grunde seines Herzens war er Türke, und daran würde sich
auch niemals etwas ändern. Er war stolz, ein Türke zu
sein, besuchte die Familie mehrmals im Jahr, um sich dann aber
wieder auf die Heimat im Bergischen Land zu freuen. Eigentlich war
er zwischen zwei Kulturen aufgewachsen.
    Von seinem
Arbeitsplatz aus konnte Mehmet tief in die stählerne Schlucht
der Anlage blicken. Anfangs war es ein etwas unheimlicher, fast
surrealer Anblick gewesen, an den er sich aber schon nach wenigen
Tagen gewöhnt hatte. In den Kesseln der Anlage herrschten
Temperaturen von rund 1.000 Grad, und der zugeführte Müll
brannte dort zwischen wenigen Sekunden bis zu einer halben Stunde. Kaldiz lehnte
sich im Führerstand des Krans zurück und griff nach der
kleinen Tasche, die neben ihm stand. Er zog die Thermoskanne hervor
und öffnete sie, um sich einen Becher Tee einzuschütten.
Dazu gönnte er sich ein Butterbrot. Längst schon hatte er
sich an den schweren Müllgeruch, der permanent in der Luft
hing, gewöhnt. Herzhaft biss er in sein Brot und beobachtete,
wie die Anlieferungsfahrzeuge in der Kipphalle den Abfall in den
siebzig Meter langen Stahlbunker beförderten. Oben herrschte
ein geschäftiges Treiben, und das Dröhnen der
mächtigen Dieselfahrzeuge drang gedämpft an seine
Ohren.
    Nachdem Mehmet Kaldiz
sein Butterbrot verspeist und den Becher geleert hatte, machte er
sich wieder an die Arbeit. Routiniert bewegte er den mächtigen
Greifer des Krans, um den abgeschütteten Müll aufzunehmen
und ihn mit den

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