Bernstein Verschwörung
mich, warum die Polizisten so scharf daraufwaren,
uns ins Präsidium mitzunehmen«, murmelte
Heike.
»Wahrscheinlich
gibt es einen guten Grund dafür. Ich könnte mir
vorstellen, dass sie von ihrem Chef darauf angesetzt wurden, auf
den Bunker zu achten. Schließlich hat sich dort ein Mord
ereignet.«
Heike schüttelte
den Kopf. »Es muss noch einen anderen Grund haben.
Irgendetwas, das mit dem Bunker in Zusammenhang
steht.«
Stefan kam zu ihr,
setzte sich auf die Lehne des Sessels und nahm sie zärtlich in
den Arm. Seine Nähe tat ihr nach all der Aufregung in den
letzten Stunden gut, und sie ließ ihn gewähren. Sanft
küsste er ihr blondes Haar. »Da war mal etwas«,
sagte er dann unvermittelt. Sie blickte fragend zu ihm
auf.
»Mit dem Bunker,
meine ich. Ist aber schon ein, zwei Jahre her.« Stefan dachte
angestrengt nach. »Ein Forscher hat hier in Wuppertal nach
dem Bernsteinzimmer gesucht.«
»Ach ja! Ich
erinnere mich daran.« Heike nickte. »Damals haben ihn
alle Leute ausgelacht. Warum sollte das achte Weltwunder
ausgerechnet hier versteckt worden sein?« Dann stutzte sie.
»Moment, Moment!«
»Was
denn?«
»Das
berühmte Bernsteinzimmer war im 18. Jahrhundert das Geschenk
eines deutschen Königs an einen russischen Zaren. Und es ist,
soviel ich weiß, in den Wirren des Zweiten Weltkrieges
verschwunden. Ganze Scharen von Schatzsuchern haben weltweit danach
gesucht - bislang ohne Ergebnis.« Heike winkte ab.
»Aber das soll uns nicht stören: Das Bernsteinzimmer war
bis zu seinem Verschwinden im Besitz des russischen Zaren, was
bedeutet, dass es nach heutigem Standard im Besitz Russlands ist.
Hätten Russen da nicht ein berechtigtes Interesse am Verbleib
des Schatzes?«
»Worauf willst
du hinaus?« Stefan runzelte die Stirn. Er erhob sich und ging
in die benachbarte Küche, um sich einen Orangensaft aus dem
Kühlschrank zu holen. »Es ist vielleicht ein bisschen
weit hergeholt, aber … Ich will damit sagen, dass Mehrmann
und seine Freunde gehört haben, wie die Männer im Bunker
sich auf polnisch, tschechisch oder auf … russisch
unterhalten haben. So genau konnten die Jungs es nicht
zuordnen.« Heike war ihm in die Küche gefolgt und stand
nun mit vor der Brust verschränkten Armen im Türrahmen.
»Auch einen?« Stefan schwenkte die Packung O-Saft. Sie
nickte, und er nahm ein zweites Glas aus dem Hängeschrank und
schenkte ihr ebenfalls Saft ein. Sie tranken schweigend, und Heike
spürte, wie der eiskalte Saft sie erfrischte, während sie
versuchte, Zusammenhänge zu erkennen.
»So«,
sagte Stefan, nachdem er das Glas in einem einzigen Zug geleert
hatte. »Du willst mir also erzählen, dass die Russen in
Wuppertal eingefallen sind, um sich ihr geliebtes Bernsteinzimmer
zurückzuholen?«
»Wäre das
so abwegig?«
»Hast du mir
nicht eben selber erzählt, dass weltweit tausende von
ambitionierten Hobbyschatzsuchern und Wissenschaftlern das
Bernsteinzimmer zwar gesucht, aber nie gefunden
haben?«
»Das
schon«, räumte Heike mit zerknirschter Miene ein.
»Aber was, wenn die Russen mehr wissen als alle anderen
Schatzsucher auf der Welt?«
»Dann musst du
mir erklären, warum sie fast siebzig Jahre gewartet haben, um
die Reste des Bernsteinzimmers zu bergen.« Stefan blieb
skeptisch.
»Es muss eine
Erklärung geben«, beharrte sie trotzig und nahm einen
tiefen Schluck aus dem Glas. »Und ich werde sie
herausfinden.«
»Dazu musst du
erst einmal wissen, ob du auf der richtigen Spur bist, oder ob du
dich mal wieder in eine Sache verrennst.« Stefan stellte das
leere Glas in die Spüle und suchte im Kühlschrank nach
etwas Essbarem. »Hätte ich bloß nichts
gesagt«, brummte er dann und schüttelte den Kopf, bevor
er nach dem Glas mit den Bockwürstchen griff. Für ihn
schien das Thema damit erledigt zu
sein.
Grönhoffstraße,
22.35 Uhr
Der Duft von Cannabis
hing schwer im Wohnzimmer. Domme hatte das Zeug von einem Kumpel
bekommen, und sie hatten sich einen Joint gebaut, an dem die drei
Freunde der Reihe nach zogen. Dabei waren sie damit
beschäftigt, ihre Ausrüstung zu überprüfen. Im
kleinen Schlafzimmer der Wohnung befand sich ein winziges
Aufnahmestudio, bestehend aus einem Computer mit Schnittsoftware
und einem Mikrofon. Hier sangen sie ihre Songs ein und mischten die
Musik hinzu. Die Tür zum Schlafzimmer stand einen Spaltbreit
offen. »Mist, das Ding ist komplett leer.« Tom Brinks
hielt das kleine, digitale Aufnahmegerät in die Höhe und
schüttelte den Kopf.
»Dann
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