Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
Vom Netzwerk:
zwei Jahren nichts genutzt«, erwiderte
Große resigniert.
    »Aber Sie sind
kein hergelaufener Schatzsucher - wie ich erfahren habe, waren Sie
früher Historiker und haben sich im Stadtarchiv mit der
Geschichte von Elberfeld und Barmen beschäftigt. Wenn es also
jemand wissen muss, dann Sie.«
    Nun musste Große
lachen. »Sie schmieren mir ja ganz schön Honig um den
Bart.«
    »Ich will die
ganze Geschichte hören.«
    »Warum sollte
ich Sie Ihnen erzählen?« Heinrich Großes Miene wurde
ernst.
    Heike atmete einmal
durch und bereitet sich auf ihren Schuss ins Blaue vor. Vielleicht
würde sie einen Treffer landen, vielleicht auch nicht. Sie
überlegte sich eine passende Formulierung, denn sie war sich
darüber im Klaren, dass jedes Wort passen musste. Vieles
würde von der Reaktion des Mannes abhängen. Sie verengte
ihre Augen zu Schlitzen und sagte: »Weil ich Ihnen verrate,
dass sich die Russen ebenfalls für das Bernsteinzimmer
interessieren.«
    Ganz spontan
stieß Große hervor: »Das war zu
befürchten.« Er presste die Lippen zu einem schmalen
Strich zusammen und schüttelte den Kopf. »Ich habe es
dem Oberbürgermeister gleich gesagt, dass wir keine Zeit
verlieren sollten, bevor andere auch auf den Trichter kommen, hier
zu suchen.«
    Im Stillen gratulierte
sich Heike zu dem Treffer, ihr journalistischer Instinkt war in
Alarmbereitschaft. Sie wähnte sich hier auf der richtigen
Fährte. »Eine Zeitlang waren Sie sehr präsent in
den Medien«, erinnerte Heike ihn. »Das spricht nicht
gerade dafür, dass Sie um große Diskretion bemüht
waren.«
    »Ich war auf der
Suche nach Geldgebern«, erwiderte Große nachdenklich.
»Forschung kostet Geld, und meine bescheidenen privaten
Mittel waren irgendwann aufgebraucht. Also gut«, sagte er
dann. »Ich werde Ihnen die ganze Geschichte
erzählen.« Er schmunzelte. »Haben Sie viel
Zeit?«
    »Die nehme ich
mir notfalls.« Heike erhob sich. »Aber zunächst
lade ich Sie zu einem Kaffee ein. Was mögen Sie für
einen?«
    Große blickte
ein wenig irritiert in das Innere der Cafe-Bar und zögerte.
»Das ganze moderne Zeugs kann sich doch kein Mensch
merken«, murmelte er dann. »Mit einem einfachen Kaffee
ohne Zucker und ohne Milch wäre ich schon sehr
glücklich.«
    »Das müsste
zu machen sein«, lachte Heike, dann entschuldigte sie sich
und verschwand im Innern der Bar. Sie ahnte, dass sie gleich die
faszinierende Geschichte eines Forschers hören würde, der
womöglich von der Öffentlichkeit zu Unrecht für dumm
verkauft wurde.

 
    Fünfzehn
    Neumarkt, 17.15
Uhr
    »Ich hoffe, Sie
haben viel Zeit und ein gutes Gedächtnis.« Heinrich
Große lächelte Heike väterlich an. »Es ist
eine sehr lange Geschichte, aber nur, wenn Sie alles wissen,
verstehen Sie auch alles.«
    Heike nickte. Sie
trank von ihrem zweiten Cappuccino-Kakao und zog das kleine
Aufnahmegerät aus ihrem Rucksack. »Hier«, sagte
sie. »Das ist besser als jeder Notizblock.«
    »Und kann im
Radio gesendet werden.«
    »Keine Angst, es
ist nur meine Gedächtnishilfe«, beruhigte Heike den
Forscher. »Nichts wird über den Äther gehen, was
Sie nicht freigegeben haben. Mein Ehrenwort.«
    »Ich vertraue
Ihnen.« Heinrich Große war ernst geworden. Er lehnte
sich in seinem Stuhl zurück und blickte sich um. Es schien,
als würde er das bunte Treiben auf dem Platz auf sich wirken
lassen, doch Heike ahnte, dass er sich vergewissern wollte, dass es
keine ungebetenen Zuhörer gab. Offenbar war das der Fall, denn
seine Gesichtszüge entspannten sich. Er deutete auf das kleine
Gerät, das auf dem Tisch lag. »Dann schalten Sie das
Ding ein, und hören Sie gut zu.«
    Heike lächelte.
»Sehr gern. Ich bin gespannt auf Ihre Geschichte. Wie kommen
Sie zu der Vermutung, dass sich das Bernsteinzimmer hier in
Wuppertal befindet?« Große faltete die Hände, und
Heike sah, dass sein Handrücken von Altersflecken
übersät waren. Er ging in sich, dann begann er zu
erzählen.
    »Es gibt
Forscher, die behaupten, dass das Bernsteinzimmer im Frühjahr
1945 aus Königsberg gebracht wurde.
    Das aber ist purer
Unsinn, denn zu diesem Zeitpunkt war die Stadt längst
abgeriegelt. Ich habe lange recherchiert und bin zu dem Schluss
gekommen, dass das Bernsteinzimmer und unzählige andere
Schätze bereits im August 1944 aus Königsberg
abtransportiert worden sind.« Heike blickte ihm tief in die
Augen und erkannte, dass Große eine Reise in die
Vergangenheit unternahm. Er hatte den Blick gesenkt.
    »Die Hauptfigur
der Geschichte um den

Weitere Kostenlose Bücher