Bernstein Verschwörung
Verbleib des Bernsteinzimmers ist der
damalige Gauleiter Erich Koch. Er wuchs in Wuppertal auf und hatte
schon früh eine Leidenschaft für die Bahn. Vielleicht lag
das daran, dass er in der Nähe des Mirker Bahnhofs aufwuchs.
So war es nicht verwunderlich, dass er als junger Mann in den
Dienst der Reichsbahn eintrat. Dort arbeitete er, bis er in den
Militärdienst wechselte. Bereits 1922 war er Mitglied in der
NSDAP geworden, und damit nahm das Unheil seinen Lauf: Die Schatten
des Krieges hatten sich zu diesem Zeitpunkt auch längst
über Wuppertal ausgebreitet. Koch machte eine steile Karriere
bei der Wehrmacht und wurde zum Gauleiter benannt. Man nannte ihn
auch ,den Henker von Ostpreußen' - ich denke, das spricht
für sich. Er ging nach Königsberg, wo er sich innerhalb
kürzester Zeit einen Ruf als Hardliner machte. Er hatte
Kontakt zum Quartier des Führers und hatte auch keine Probleme
damit, Hitler und Göring die Meinung zu sagen. Wahrscheinlich
war Koch der einzige Mann, der das ohne Folgen konnte. In seiner
Position genoss er den Vorteil, stets über aktuelle
Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten zu werden. Und ich gehe
davon aus, dass er frühzeitig über den Ansturm der Roten
Armee informiert wurde. Somit konnte er seine ergaunerten
Schätze rechtzeitig in Sicherheit bringen.« Große
trank von seinem Kaffee, während sein Blick ins Leere glitt.
»Im April 1945 flüchtete er zurück nach
Deutschland, wo er eine Zeitlang unter falschem Namen lebte.
Nachdem er aufgeflogen war, lieferte ihn Deutschland an Polen aus,
und seine Gaunereien rächten sich. Zwar war das
Bernsteinzimmer in Sicherheit, doch davon hatte er leider auch
nichts mehr, denn er wurde 1959 zum Tode verurteilt. Übrigens
verbrachte er die Haft in einem Gefängnis, das er selbst hatte
bauen lassen - nennen Sie es Ironie des
Schicksals.«
»Also wurde er
als Kriegsverbrecher verurteilt und hingerichtet?«
»Nein.«
Sanftes Lächeln, er stellte die Tasse wieder ab. »Die
Todesstrafe wurde nie vollstreckt. Wie man munkelt, fürchtete
man, dass er dann die Geheimnisse rund um den Verbleib des
Bernsteinzimmers mit ins Grab nehmen würde. So hatte man immer
noch eine kleine Hoffnung, dass Koch doch eines Tages auspacken und
verraten würde, wo er seine Schätze verborgen
hielt.«
»Und was wurde
daraus?«
»Er starb 1986
im Alter von 90 Jahren im Gefängnis, nachdem man die nicht
vollstreckte Todesstrafe in eine lebenslange Haft umgewandelt
hatte. Bis zu diesem Tage hat er nichts verraten, aber auch gar
nichts. Offenbar hatte Erich Koch bis zuletzt Hoffnungen, doch noch
einmal freizukommen und von seinen Raubzügen zu profitieren.
Doch dazu kam es nicht mehr.«
»Aber warum
sollte er das alles nach Wuppertal gebracht
haben?«
»Er war ein
gerissener Zeitgenosse, der im Lauf des Krieges unglaubliche
Vermögenswerte ansammelte - allesamt durch Raub und
Rechtsbruch«, lächelte Große.
»Hochintelligent und mächtig zu seiner Zeit. Heute
würden wir ihn als einen der größten
Kriegsverbrecher bezeichnen, die unser Land jemals hervorgebracht
hat. Es ist aber eine logische Entscheidung: Wohin lasse ich Dinge
bringen, die von äußerst hohem Wert sind und für
viele Jahre von der Öffentlichkeit ferngehalten werden
sollen?« Große blickte Heike fragend an, und als sie
mit den Schultern zuckte, fuhr er fort: »Die Luft in
Königsberg war dünn geworden, zu groß die Gefahr,
dass sich die Rote Armee die ergaunerten Werte zurückholte.
Somit liegt es auf der Hand, dass Koch die Kisten in seine
Heimatstadt transportieren ließ - nach Wuppertal
also.«
»Was hätten
Hitler und seine Konsorten dazu wohl gesagt?«
»Erich Koch
hatte Narrenfreiheit. Und er war Egoist. Lieber hätte er sich
eine Hand abgehackt, bevor Koch die Schätze an Göring
verlor. Also wurde das Bernsteinzimmer und zig andere Schätze
in einer Nacht- und Nebelaktion weggeschafft. Und da Koch lange
Zeit bei der Reichsbahn gearbeitet hatte und nach wie vor über
Kontakte zu hohen Funktionären der Bahn verfügte, liegt
es auf der Hand, dass alles, was einen hohen Wert hatte, per Bahn
ins Bergische Land geschafft
wurde.«
»Mit welchem
Ziel?«
»Er hatte wohl
die Hoffnung, das eines Tages Gras über die Sache wächst
und er die Schätze verschachern kann. Eine trügerische
Hoffnung, wie wir heute wissen. Es gibt unzählige Legenden zum
Verbleib des Bernsteinzimmers, aber die Spur führt eindeutig
nach Wuppertal.«
»In den Bunker
an der
Weitere Kostenlose Bücher