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Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Titel: Bernsteinaugen und Zinnsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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hin.
     
Epilog
     
    Und Mondschatten erhielt den Körper Tarawassies zurück; in einer kristallenen Träne fiel er herab von jenem Kristallschiff, wo sich die Sternenquelle befand. Er barg den Körper, und wo er begraben liegt, das weiß niemand, denn so ist es Brauch unter Kith-Geschwistern, um böse Geister von dem Toten fernzuhalten. Er hielt die Chitta-Zeremonie ab, um die Seele seiner Kith-Schwester aus den schweigenden Fernen zurückzurufen, falls diese kein besseres Zuhause gefunden haben sollte. Doch was er träumte und ob er träumte, das ist nicht überliefert.
    Dann wartete er auf ihre Rückkehr, wie er es versprochen hatte. Er wartete dreißig Jahre lang, verfolgt und gehetzt von den Bewohnern der Stadt, den Wirklichen Menschen, seinem Volk. Doch in dieser Zeit kam sie nicht zurück. Und nach dreißig Jahren starb er, und es gab keinen unter seinem Volk, der für ihn die Chitta-Zeremonie abhielt, um seinem Geist die verdiente Ruhe zu geben, denn er war der letzte der Kith-Brüder der Sternenmenschen.
    So berichtet es die Legende von Mondschatten und Tarawassie. Mögen ihre Seelen unseren Völkern den Weg zum wahren Verstehen weisen.
     
Nachwort
     
    Das Kristallschiff isteine Geschichte, die aus einem Lied entstand, in diesem Fall einem packenden Song gleichen Namens der Doors. Den Einfall, auf diesem Lied basierend eine Geschichte zu schreiben, hatte ich zum ersten Mal vor zehn Jahren, lange bevor ich mich ernsthaft dem Schreiben widmete. Die Handlung, die ich mir damals ausgedacht hatte, wies bereits einige Ähnlichkeiten mit der vorliegenden auf, aber es war eine vollkommen andere Story, hauptsächlich eine Abenteuergeschichte. Als ich mich einige Jahre später ernsthaft daransetzte, die Geschichte zu Papier zu bringen, wollte ich etwas mehr Substantielles tun – etwas, das mit den grundlegenden Fragen von Leben und Tod, von Wirklichkeit und Illusion zu tun hatte, Fragen also, die das Lied selbst aufwirft.
    Es war wieder eine andere Geschichte, wie sich ein anderer Charakter langsam zu entwickeln begann – der Außerirdische Mondschatten. Das Kristallschiff war unter allen Geschichten dieser Sammlung diejenige, die am schwersten zu schreiben war, was hauptsächlich daran lag, daß sich dieser Charakter in Richtungen entwickelte, die ich nicht erwartet hatte. Er verband sein Leben untrennbar mit dem der Heldin. Seine Probleme wurden ebenso gewichtig wie ihre, was mich dazu zwang, ihm dieselbe Bedeutung beizumessen.
    Das Kristallschiff zeichnete auch, fast unvermeidlich, eines meiner pessimistischsten Bilder der menschlichen Natur – was vielleicht ganz einfach an dem gestellten Thema lag. Jemand fragte mich einmal, ob ich etwa unter Depressionen gelitten hätte, als ich sie schrieb – damals sagte ich nein, doch wenn ich heute zurückblicke, muß ich sagen, daß die Geschichte in der Tat während einer der unerfreulichsten Perioden meines bisherigen Lebens entstanden ist. Vielleicht habe ich gerade deshalb diese Zeit gewählt, sie zu schreiben.
    Das Gedicht, das in der Geschichte auftaucht, habe ich bereits vor Jahren auf einer Reproduktion eines Gemäldes von Russel Gratten gefunden. Es stammt von ihm selbst. Schon damals schien dieses Gedicht die Essenz der Sternenquelle perfekt auszudrücken, und ich konnte mir nicht vorstellen, daß ich mir etwas Besseres würde ausdenken können. Daher schrieb ich Gratten und erbat die Erlaubnis, das Gedicht verwenden zu dürfen. Er stimmte zu, wenn er ein Exemplar der Geschichte erhielte. Tatsächlich waren der Kontakt und der Briefwechsel mit ihm ein einzigartiges Vergnügen beim Schreiben dieses Kurzromans.
    Zusammen mit den allgemeinen Schwierigkeiten beim Schreiben der Geschichte tauchte, nachdem sie erschienen war, ein weiteres Problem auf – ihr Ende. Ich wollte den Leser auf ganz subtile Weise wissen lassen, daß Tarawassie doch wieder zu ihrer Welt zurückkehrte und daß ihre und Mondschattens Träume schließlich doch noch in Erfüllung gingen, aber unglücklicherweise war ich dabei zu subtil – nur etwa einer von zehn Lesern erkannte, daß die Geschichte nicht einfach nur ein offenes Ende hatte. Ich hoffe, daß die Version, die in diesem Buch abgedruckt ist, die Unklarheiten beseitigt und den dunklen Sinn der Worte etwas aufgehellt hat.

 
Der Zinnsoldat
(TIN SOLDIER)
     
    Das Raumschiff schwebte durch den zerfransten Lichtervorhang der Plejaden und fiel wie eine makellose Perle ins mitternächtliche Wasser der Bucht. Und tauchte wieder auf, um

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