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Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Titel: Bernsteinaugen und Zinnsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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hunderteinundvierzig Jahre alt … mein halber Körper ist synthetisch. Ich bin kaum, menschlicher als du. Das kannst du überprüfen.“ Er hielt die Hände empor.
    „In dem Glied, auf das es ankommt, bist du immer noch ein Mann.“
    Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Danke.“
    „Männer sind böse, Männer vernichten …“
    „Sie, Maris“, flüsterte Brandy. „Männer haben sie vernichtet.“
    Sein Lächeln verblaßte. „Damit haben wir noch etwas gemeinsam.“ Sein künstlicher Arm preßte seinen Magen.
    Das goldene Auge betrachtete ihn. „Cyborg.“
    Er ging seufzend zur Tür. Brandy stand ebenfalls auf. Nilgiri kauerte stumm aufblickend zu ihren Füßen.
    „Nilgiri.“ Die Stimme war voller Schmerz. Sie drehten sich um. „Wie kann ich mir nur je verzeihen, was ich getan habe? Das werde ich nie können, und ich werde auch niemals mehr so etwas tun … niemals. Bitte komm mit zur Krankenstation, ich möchte dir helfen.“
    Nilgiri erhob sich langsam mit Brandys Hilfe. „Schon gut. Schon gut, Mactav. Ich gehe jetzt runter.“
    „Mädchen, sollen wir …?“
    Nilgiri schüttelte mit verschränkten Armen den Kopf. „Nein, Brandy, schon recht. Sie ist wieder in Ordnung. Und ich bin es auch … glaube ich jedenfalls.“ Doch ihr Lächeln wirkte unsicher. „Au …“ Sie ging den Korridor hinab zum Lift.
    „Branduin, Maris, ich möchte mich auch bei euch entschuldigen. Normalerweise bin ich nicht so …“ Die Bernsteinfarbe des Auges verblaßte.
    „Ist sie weg?“
    Brandy nickte.
    „Das war der erste bigotte Computer, der mir je begegnet ist.“
    Und dann erinnerte sie sich. „Deine Hand?“
    Er streckte sie ihr lächelnd hin. „Nichts passiert, siehst du? Sie ist nichtleitend.“
    Sie zitterte. Hände liebkosten die Hand, die nicht fühlen konnte. „Normalerweise ist Mactav wirklich nicht so, weißt du. Aber in letzter Zeit stimmt etwas nicht, sie wird manchmal launisch. Wir müssen nach ihr sehen lassen, wenn wir wieder auf Sanalarete landen.“
    „Ist das denn nicht gefährlich?“
    „Ich glaube nicht, wohl kaum. Sie hat eben ganz einfach besondere Probleme. Sie ist da drinnen, weil sie keine andere Wahl hatte. Eine kriegerische Zivilstation vernichtete ihr Schiff. Sie war sehr jung, und mehr ist nicht von ihr übriggeblieben.“
    „Eine hohe Technologie.“ Er verzog das Gesicht, Erinnerungen leuchteten in seinen Augen auf.
    „Es tat ihnen furchtbar leid, und sie haben auch ihr Bestes versucht.“
    „Was geschah mit ihnen?“
    „Wir stellten den Kontakt ein – das ist Vorschrift Nummer eins. Wir müssen uns selbst schützen.“
    Er wandte sich nickend ab. „Wird man je wieder dorthin zurückkehren?“
    „Weiß ich nicht. Eines Tages vielleicht.“ Sie lehnte sich gegen den Türrahmen. „Deswegen haßt Mactav die Männer. Männer und Krieg – und dazu dann noch das alte Tabu … Ich nehme an, ihre Erinnerungsunterdrücker funktionierten einfach nicht stark genug.“
    Nilgiri tauchte wieder neben ihnen auf. „Schon besser.“ Ihre Hände waren hellrosa. „Wieder zu allen Schandtaten bereit!“
    „Wie verhält sich Mactav?“
    „Superliebenswürdig. Ich glaube, sie ist immer noch ganz aus dem Häuschen.“
    Plötzlich flammte an der Decke und den Wänden Licht auf. Maris sah auf. „Verdammt, draußen wird’s schon dunkel. Ich glaube, ich gehe jetzt besser. Ich muß bald öffnen. Eine letzte Nacht in der Stadt?“ Nilgiri nickte grinsend. Er sah, daß Brandy zögerte.
    „Vielleicht sollte ich heute nacht lieber bei Mactav bleiben, falls sie sich immer noch Vorwürfe macht. Sie muß morgen zum Start bereit sein.“ Die Schuld zauberte Entschlossenheit auf ihr Gesicht.
    „Nun … ich könnte bleiben, wenn du meinst …“ Nilgiri schaute unglücklich drein.
    „Nein. Es ist meine Schuld, daß es so gekommen ist. Ich werde es tun. Außerdem habe ich einen phantastischen Tag hinter mir – ich bin sowieso zu müde, um es heute nacht noch mal richtig machen zu können. Geh nur. Danke, Maris! Ich wünschte mir, es wäre nicht so rasch vorbei.“ Sie wandte ihm den Rücken zu und flocht ihr Haar in einzelne Strähnen. Quecksilber glitzerte.
    „Das Vergnügen war ganz meinerseits.“ Der Schmerz der Trennung löste sich in Wärme auf. „Ich kann mich an kein schöneres erinnern – und kein erfreulicheres …“ Er verzog das Gesicht.
    Sie griff lächelnd nach seiner Hand. Nilgiri blickte von einem zum anderen. „Wir sehen uns in der Schleuse.“
    Nilgiri begab sich hinunter zum

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