Bernsteinaugen und Zinnsoldaten
spielte mit seiner Perlenkette, zerriß den Faden, so daß die Perlen über seine angewinkelten Knie herabrollten – „… sie sagen, ich seltsam – Kind der Mondnacht. Ich letzter Kith-Bruder der Sternenmenschen, schlechter Mann, mit bösem Geist geboren. Immer, wenn mir Dinge zeigen , sie denken, ich bin seltsam … und so Prophezeiung erfüllt.“ Er suchte die verstreuten Perlen zusammen und warf sie in einen Beutel. Tarawassie sah sonderbare Formen aus Draht und Glas, glänzende Flächen geätzten Metalls.
„Inwiefern bist du – sonderbar?“
„Alte Geister der Sternenmenschen führen mich. Aber Wirkliche Menschen sagen, Sternenmenschen haben böse Geister, keine Wirklichen Geister. Sie sagen, nur Wirkliche Menschen zeigen richtige Wege, nicht gut, anderes zu lernen. Sie versuchen verhindern, ich mehr erfahre über Stadt, meine Stadt. Aber sie leben auch in Stadt der Sternenmenschen, geben Nahrung und Chitta zu Sternenmenschen, deshalb erlauben Sternenmenschen uns zu bleiben. Sie verrückt, nicht ich.“
Tarawassie dachte an den Handelsplatz; schon immer hatte sie gewußt, daß die Eingeborenen die Nahrung brachten, die die Menschen am Leben hielt … und sie hatte sich niemals darüber gewundert, warum sie dies taten. Sie dachte an den Fremden, der vor ihr weggelaufen war. „Warum haben deine Leute Angst vor uns? Sind wir nicht auch wirklich?’“ Aber wir wirken ja sogar auf uns selbst unwirklich.
Mondschatten strich sich über seinen dichten Pelz. „Wir einzige Wirkliche Menschen. Sternenmenschen wie – wie Geister. Viele am Himmel, besitzen große Zauberei. Sternenmenschen verändern Wirkliche Zeit. Meine Brüder nicht wissen alles – zuviel Zeit vergangen – aber wissen, Geistermenschen muß fürchten. Geben ihnen viel Chitta …“
„Chitta?“ schrie sie auf. „Ihr gebt uns Chitta! Natürlich … Natürlich!“ Sie gab ein leises Geräusch von sich, die Andeutung eines Lachens, das in ihrer Kehle schmerzte. „Wo jedermann blind ist – wer vermißt das Licht des Tages, wer erkennt die Nacht?“
„Ich rufen dich, Sternenfrau“, sagte Mondschatten, aus seinen Gedanken aufschreckend. „Aufrichtiges Rufen.“
Tarawassie nickte abwesend.
Er lächelte, wobei er lange, spitze, weiße Zähne entblößte. „Mondschatten – Sternenfrau. Wir Geschwister. Ich zeigen meine Geheimnisse. Jetzt?“
„Ja. Kannst du mir zeigen, wo du Andar – den Gelbpelz – gesehen hast?“ Sie setzte sich auf und stützte sich auf die Knie. Sie hoffte, es würde nicht allzu weit sein.
Er lehnte sich zurück, abwärts blickend, als hätte sie sein Angebot abgelehnt.
„Aber ich möchte doch, daß du mir etwas zeigst …?“ Sie erschauerte, war verwirrt. „Kannst du mir nicht den Ort zeigen?“
Sein Schwanz sank mutlos herab. „Kann nur zeigen, was ich gelernt. Kenne nicht die Geheimnisse der neuen Plätze. Ich zeige anderes, dann dorthin gehen, du verstehen, daß Stoff gut – wie ich.“
Tarawassie schüttelte fragend den Kopf, ungeduldig vor neu erwachtem Tatendrang. „Wovon redest du? Du meinst, du willst mir sagen, was du als erstes gelernt hast? Ist es das?“
„Nicht sagen.“ Sein eigener Eifer wurde gebremst durch die Mauer des Unverständnisses, die zwischen ihnen stand. „Zeigen – ich zeige dir. Komm …“ Ungeduldig ergriff er ihre Hand und zog sie mit sich.
Sie versuchte, auf die Beine zu kommen, doch er drückte sie wieder zu Boden, und seine Finger schlossen sich um ihre Handgelenke. „Gehen wir nicht? Laß mich los!“ Mit aller Gewalt wich sie zurück, entwand sich aus seinem Griff, als er versuchte, ihre Hand gegen den silbernen Pelz seines Bauches zu pressen. „Was tust du?“
Mondschatten winselte. „Nicht verletzen. Nur zeigen – nur dir zeigen … Bitte, Sternenfrau.“ Langsam sank er auf die Knie, seine Hände zitterten, in seinen Augen lag ein flehender Blick. „Niemand läßt mich zeigen. Niemand ist mein Bruder.“
„Mir was zeigen?“ Ihr Gesicht flammte in offener Empörung. „Warum muß ich dich berühren?“
Er hörte auf zu schaukeln. „Du hast keinen Beutel. Du weißt nicht.“
„Wie soll ich auch. Ich weiß überhaupt nichts!“ Sie legte ihre Hände auf den unebenen, staubigen Fußboden. Der Schmerz in ihrem Handgelenk befreite sie von der Last der Gefühle, mit denen sie nicht fertig wurde. „Entschuldige.“
Mondschatten nickte. „Es geht vorbei … ich sehe. Ich versuche, dir erzählen.“ Er seufzte. „Bei Wirklichen Menschen Junges wuchs
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